Was ist „die Reformation“?

„Tetzel's Ablaßkram”, Holzstich, um 1860, nach Zeichnung von Josef Mathias von Trenkwald (Bild: © epd-bild / akg-images)

Als Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, war ihm daran gelegen, die römische Kirche zu verändern. Aus diesem Ansatz heraus entstand aber viel mehr, als sich der Mönch und Theologieprofessor Luther 1517 hätte träumen lassen. Wenige historische Ereignisse haben nachhaltig so viel verändert wie die Reformation. Ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf viele Bereiche des Lebens sind auch nach 500 Jahren noch sicht- und nachverfolgbar – und das weltweit. 

Heute bezeichnet der Begriff „Reformation“ eine Erneuerungsbewegung des frühen 16. Jahrhunderts. Er umfasst nicht nur die Entwicklungen, die Martin Luther in Wittenberg anstieß, sondern auch die Veränderungen, die in der Schweiz beispielsweise Johannes Calvin und Huldrych Zwingli auslösten. Zwar wird der Beginn der Reformation oft auf den Tag des Thesenanschlags zu Wittenberg festgesetzt, allerdings reichen Ursachen und Vorläufer wesentlich weiter zurück. So verschärften die zunehmende Verweltlichung und der oft wenig vorbildhafte Lebenswandel der Geistlichen sowie die Tatsache, dass kirchliche Ämter und Würden gegen Bezahlung verliehen wurden, den Unmut in der Bevölkerung. Letztlich gab der Ablasshandel, mit dessen Einnahmen der Petersdom in Rom erneuert werden sollte, den Anstoß zur Reformation. 

Luther wendet sich gegen den Ablass

Luther sah im Ablasshandel – der kirchlichen Praxis, den Menschen gegen Geld die Sünden zu erlassen – einen Missbrauch. Er war überzeugt, dass die Christen allein durch den Glauben an Gott von der Strafe nach dem Tod befreit werden. Seine Auffassungen von der Rolle der Kirche legte er in seinen 95 Thesen dar und wandte sich damit gegen den Ablasshandel. Diese Texte erreichten – durch den damals neuen Buchdruck mit beweglichen Lettern – eine große Leserschaft.  

„Luthers Einzug in Worms“, 16. April 1521, Vorladung zum Reichstag von Worms.
(Gemälde von Friedrich Wilhelm Martersteig) (Bild: © epd-bild / akg-images)

Mit seinen Forderungen traf Luther den Nerv der Zeit. Fürsten und Städte stellten sich hinter ihn, setzten seine Forderungen in ihren Herrschaftsgebieten um und entzogen sich damit der Kontrolle des Kaisers und des Papstes. Das Reich drohte in zwei konfessionelle Lager zu zerfallen – Anhänger Luthers auf der einen und Anhänger der römischen Kirche auf der anderen Seite. Die unterschiedlichen Positionen wurden auf dem Augsburger Reichstag von 1530 ausgetauscht. Im Bemühen um eine friedliche Lösung legten die Anhänger Luthers – schon als Protestanten bekannt – Kaiser Karl V. die „Confessio Augustana“ (Augsburger Bekenntnis) vor, in der sie die religiöse Unabhängigkeit vom Papst einforderten. 

Religiöser Konflikt führt zu kriegerischen Auseinandersetzungen 

Nachdem der Kaiser diese Forderung ablehnte, gründeten die protestantischen Fürsten im Folgejahr den „Schmalkaldischen Bund“ als Schutzbündnis. Dieser Bund wurde im „Schmalkaldischen Krieg" 1547 bei der Schlacht bei Mühlberg von den kaiserlichen Truppen zerschlagen. Erst der Augsburger Religionsfriede konnte – vorübergehend – Frieden zwischen Kaiser und Reichsständen erreichen. Darin erhielt jeder Landesherr das Recht, die Konfession für sein Herrschaftsgebiet selbst zu wählen.

Somit wurden eigene Lehre und Bekenntnis der Lutheraner anerkannt – die Reintegration der Protestanten in die katholische Kirche war gescheitert. Allerdings spaltete sich auch die Reformbewegung in unterschiedliche Konfessionen auf. So führte die Reformation letztlich zu einer Spaltung der Kirche und einer Spaltung der deutschen Gebiete in katholische und protestantische. Aber die Reformation berührte nicht nur Kirche und Theologie, sondern auch Bildung, Gesellschaft oder Politik – praktisch alle Lebensbereiche wurden durch die Reformation und ihre Auswirkungen beeinflusst, bis heute. Weitere Informationen finden sich im Wiki auf luther2017.de.