Als Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, war ihm daran gelegen, die römische Kirche zu verändern. Aus diesem Ansatz heraus entstand aber viel mehr, als sich der Mönch und Theologieprofessor Luther 1517 hätte träumen lassen. Wenige historische Ereignisse haben nachhaltig so viel verändert wie die Reformation. Ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf viele Bereiche des Lebens sind auch nach 500 Jahren noch sicht- und nachverfolgbar – und das weltweit.
Heute bezeichnet der Begriff „Reformation“ eine Erneuerungsbewegung des frühen 16. Jahrhunderts. Er umfasst nicht nur die Entwicklungen, die Martin Luther in Wittenberg anstieß, sondern auch die Veränderungen, die in der Schweiz beispielsweise Johannes Calvin und Huldrych Zwingli auslösten. Zwar wird der Beginn der Reformation oft auf den Tag des Thesenanschlags zu Wittenberg festgesetzt, allerdings reichen Ursachen und Vorläufer wesentlich weiter zurück. So verschärften die zunehmende Verweltlichung und der oft wenig vorbildhafte Lebenswandel der Geistlichen sowie die Tatsache, dass kirchliche Ämter und Würden gegen Bezahlung verliehen wurden, den Unmut in der Bevölkerung. Letztlich gab der Ablasshandel, mit dessen Einnahmen der Petersdom in Rom erneuert werden sollte, den Anstoß zur Reformation.
Luther wendet sich gegen den Ablass
Luther sah im Ablasshandel – der kirchlichen Praxis, den Menschen gegen Geld die Sünden zu erlassen – einen Missbrauch. Er war überzeugt, dass die Christen allein durch den Glauben an Gott von der Strafe nach dem Tod befreit werden. Seine Auffassungen von der Rolle der Kirche legte er in seinen 95 Thesen dar und wandte sich damit gegen den Ablasshandel. Diese Texte erreichten – durch den damals neuen Buchdruck mit beweglichen Lettern – eine große Leserschaft.