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„Es begann mit Hammerschlägen“ – so ungefähr ließe sich unser heutiges Bild vom Beginn der Reformation skizzieren. Tatsächlich ist die Reformation jedoch ein komplexer, jahrzehntelanger Prozess, deren Ursachen weiter in die Geschichte zurückreichen und die mehr als nur das geistliche Leben beeinflusste. Wenige historische Ereignisse haben nachhaltig so viel verändert wie die Reformation. Sie hatte tiefgreifende Auswirkungen auf sehr viele Bereiche des Lebens und hinterließ weltweit Spuren, die auch 500 Jahre danach noch sichtbar sind.

Ursachen der Reformation

Mit „Reformation“ (lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) wird heute eine Erneuerungsbewegung im frühen 16. Jahrhundert bezeichnet, die in Deutschland überwiegend von Martin Luther, in der Schweiz von Johannes Calvin und Huldrych Zwingli, angestoßen wurde. Der Beginn der Reformation wird allgemein auf den 31. Oktober 1517 datiert, dem Tag, an dem der Mönch Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses an die Kirchentür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. Ihre Ursachen und Vorläufer reichen aber wesentlich weiter zurück. Die zunehmende Verweltlichung und der oft wenig vorbildhafte Lebenswandel hoher und niedriger Geistlicher sowie die Käuflichkeit kirchlicher Ämter verschärften den Unmut in der Bevölkerung. Der Ablasshandel, mit dessen Einnahmen der Petersdom in Rom erneuert werden sollte, gab schließlich den Anstoß zur Reformation. 

Die 95 Thesen

Die Praxis der Kirche, den Menschen gegen Geld die Sünden zu erlassen, widerstrebte Martin Luther. Er sah im Ablasshandel einen Missbrauch und forderte stattdessen eine Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen des Evangeliums. Seiner Überzeugung nach sollten Christen alleine durch den Glauben an Gott von der Strafe nach dem Tod befreit werden. In seinen 95 Thesen legte Luther deshalb seine Auffassungen über die Rolle der Kirche dar und wandte sich gegen den kirchlichen Ablasshandel. Durch die technische Neuerung des Buchdrucks konnten diese Texte vervielfältigt und massenhaft verteilt werden, womit sie eine große Leserschaft erreichten.  

Machtkampf zwischen Kaiser und Fürsten

Martin Luthers Forderung nach Reformen in der Kirche trafen den Nerv der Zeit. Selbst Fürsten und Städte standen hinter ihm und seinen Thesen. Sie setzten seine Forderungen in ihren Herrschaftsgebieten um – und entzogen sich damit der Macht des Kaisers und des Papstes. Nachdem immer mehr Reichsstände die lutherische Reformation annahmen, drohte das Reich in zwei konfessionelle Lager zu zerfallen. Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 wurden die unterschiedlichen Positionen ausgetauscht. Die Protestanten bemühten sich um eine friedliche Beilegung des Konflikts und legten Kaiser Karl V. die „Confessio Augustana“ (Augsburger Bekenntnis) vor, in der sie die religiöse Unabhängigkeit vom Papst einforderten. Karl V. lehnte diese Forderung jedoch ab. Die protestantischen Fürsten gründeten daraufhin im Folgejahr den „Schmalkaldischen Bund“ als Schutzbündnis. Dieser Bund wurde im „Schmalkaldischen Krieg" 1547 bei der Schlacht bei Mühlberg von den kaiserlichen Truppen zerschlagen. 

Doch erst der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden von 1555 brachte vorübergehend Frieden zwischen dem Kaiser und den Reichsständen. Er berechtigte jeden Fürsten dazu, die Konfession für sein Herrschaftsgebiet selbst zu wählen.

Folgen der Reformation

In Augsburg wurde de facto die eigene Lehre und Bekenntnisform der Lutheraner anerkannt und damit auch die gescheiterte Reintegration der Protestanten in die katholische Kirche. Die Reformbewegung wiederum spaltete sich aufgrund unterschiedlicher Lehren in verschiedene protestantische Konfessionen auf, von denen die Lutheraner nur eine waren.

Die Reformation, ursprünglich von Luther als innere Veränderung der Kirche gedacht, um zahlreiche Missstände abzubauen, führte letztendlich zu einer von Luther nicht beabsichtigten Spaltung der Kirche, aber auch einer Spaltung der deutschen Gebiete in katholische und protestantische. Die Reformation revolutionierte nicht nur Kirche und Theologie, sie setzte auch eine umfangreiche gesellschaftspolitische Entwicklung in Gang: Musik und Kunst, Wirtschaft und Soziales, Sprache sowie Recht und Politik – kaum ein Lebensbereich blieb von der Reformation unberührt.