50 Gulden: Das war die Summe, die Martin Luther seiner Frau Katharina bot, wenn sie die ganze Bibel lesen würde. So viel etwa kosteten damals zwei Fässer Wein, und von diesem Geld konnte ein Pfarrer monatelang leben. Bezahlen musste Luther nie, denn für solche Geschäfte war die fromme, bibelkundige Katharina von Bora nicht zu haben. Andere 50 Gulden wollte sie hingegen gern nehmen: Doch als der Mainzer Kardinal Albrecht ihr diese Summe als Anerkennung für ihre Arbeit schenken wollte, verbot ihr Luther die Annahme. Katharina lenkte scheinbar ein, ließ aber den Gesandten unbemerkt zurückkehren und nahm das Geld in Empfang.
Einzige Frau bei Luthers Tischgesprächen
Katharina von Bora wird heute gern als Frau beschrieben, die eine enorme Doppelbelastung schulterte: in der Familie und als Wirtschafterin. Sie, die ehemalige Nonne mit einer ausgeprägten Freude an theologischen Unterhaltungen, war aber auch die einzige Frau, die an Luthers Tischgesprächen mit all den Studenten, Professorenkollegen und Glaubensflüchtlingen teilnahm. Ihre Äußerungen wurden später allerdings aus den Protokollen gestrichen. Überhaupt fehlen schriftliche Quellen weitgehend, selbst Luther bewahrte die vielen Briefe seiner Frau nicht auf. Und die bösartigen Flugschriften über die „entlaufene Nonne“ lassen erst recht keine Rückschlüsse auf ihr wirkliches Leben zu.
Aus armen Verhältnissen stammend, war sie mit fünf Jahren in ein Benediktinerkloster gekommen – ihr verwitweter Vater zahlte damals 30 Groschen, um sie dort unterzubringen. Mit zehn Jahren kam sie zu den Zisterzienserinnen nach Nimbschen bei Grimma, legte dort mit 16 Jahren ihre Gelübde ab.