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Schloss Wilhelmsburg mit neuer Dauerausstellung zum Schmalkaldischen Bund

Blick in die Ausstellung, durch die der Besucher von Elisabeth von Rochlitz geführt wird. (Bild: Axel Bauer, Schmalkalden)

In Schmalkalden, auf Schloss Wilhelmsburg, präsentiert seit April eine neue Dauerausstellung die Geschichte des Schmalkaldischen Bunds. Dabei gehen die Besucher durch ein großes, begehbares Stadtmodell von Schmalkalden und sehen neben Animationsfilmen auch Exponate, die die 50 Mitglieder des Bundes museal wieder vereinen. Leihgaben aus Riga und Straßburg, aus Kopenhagen und Konstanz vermitteln einen Eindruck vom Umfang des Schmalkaldischen Bunds. Auf rund 600 Quadratmetern führt Herzogin Elisabeth von Rochlitz durch die Ausstellung. Sie war das einzige weibliche Mitglied des Schmalkaldischen Bunds.

Defensiv orientiertes Militärbündnis mit Beistandspflicht

Die Geschichte der Reformation ist schon früh eine Geschichte des Gegeneinander und der Spaltung, auch wenn dies vom Reformator Martin Luther wohl nicht beabsichtigt war. 1530 lehnte Kaiser Karl V. die vorgeschlagene Confessio Augustana ab. Damit bestand für die protestantischen Reichsstände die ständige Gefahr der Reichsexekution – also in diesem Fall der militärischen Durchsetzung des alten Glaubens – wegen Landfriedensbruch. Als Reaktion darauf lud Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen Vertreter der protestantischen Städte und Territorien nach Schmalkalden zu Beratungen ein. 

Dort beschlossen die Anwesenden zunächst, sich gegenseitig beizustehen, wenn gegen einen von ihnen vorgegangen würde. Damit bildete sich sozusagen der politische Arm der Reformation heraus. Der Historiker Heinrich Lutz beschreibt den Schmalkaldischen Bund als einen „auf Zuwachs ausgelegten Staat im Staate“. Rund fünfzig Mitglieder gehörten dem politischen Bündnis an, darunter so wichtige Reichsteile wie Kursachsen, Württemberg, die anhaltischen Fürstentümer oder wichtige Reichs- und Hansestädte wie Bremen, Augsburg oder Ulm. Letztlich war ein defensiv orientiertes Militärbündnis entstanden mit einer Pflicht zum gegenseitigen Beistand. 

Blick in die Ausstellung, hier das Modell der Stadtkirche Schmalkalden. (Bild: Axel Bauer, Schmalkalden)

Die Kirchenspaltung wird zementiert

In gewisser Weise manifestiert die Gründung des Schmalkaldischen Bunds die Kirchenspaltung – zumindest war Philipp Melanchthon dieser Ansicht. Als 1537 die Bundesmitglieder das päpstliche Konzil von Mantua geschlossen ablehnen, schreibt er, dass jetzt „die Spaltung der Kirche verewigt wird mit allen Folgen“. In seiner kurzen Geschichte sorgt der Schmalkaldische Bund dafür, dass sich neu geschaffene protestantische Strukturen verfestigen können. Der Schmalkaldische Bund erleidet zwar in der Schlacht bei Mühlberg eine Niederlage gegen die kaiserlichen, den katholischen Glauben vertretenden Truppen und löst sich anschließend auf. Allerdings muss der Kaiser einsehen, dass der evangelische Glaube sich nicht militärisch auslöschen lässt – der Augsburger Religionsfriede von 1555 ist somit auch eine Folge des Schmalkaldischen Bunds. 

Bleibt die Frage, warum sich der einladende sächsische Kurfürst Johann der Beständige für das heute unscheinbare Schmalkalden als Ort des Treffens der protestantischen Städte und Territorien entschied. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Stadt mit rund 3500 Einwohnern eine der größten Städte in der Mitte des Reichs. Außerdem hatte die Produktion von Kleineisen – Hämmer, Sicheln, Ahlen, Klingen – die Stadt reich gemacht. Folgerichtig lag Schmalkalden am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen. Die Lage war letztlich wohl ausschlaggebend: So schreibt Landgraf Philipp von Hessen, Teilnehmer des Konvents, für Schmalkalden spreche, dass es „in der Mitte der Evangelischen Stände liegt“.

Trailer zur Ausstellung

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:Museum Wilhelmsburg/luther2017.de Datum:10-10-17
Schlagworte:
Reformationsjubiläum, Reformation, Geschichte, Ausstellung, Schmalkaldischer Bund, Schmalkalden

Info

„Der Schmalkaldische Bund – Der Beginn der Kirchenspaltung“

Museum Schloss Wilhelmsburg
Schlossberg 9
98574 Schmalkalden

Öffnungszeiten:
1.April bis 31.Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr
1. November bis 31. März: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 16 Uhr

Eintritt:
6 Euro, ermäßigt 4 Euro

Führungen möglich. 

Weitere Informationen:
Website des Museums

Schmalkalden

Der Landesherr Philipp von Hessen erkannte die Reformation der Kirche und des Glaubens durch Martin Luther nicht nur als umwälzendes Ereignis im Reich, sondern sah die Bedeutung dieser Veränderungen für ganz Europa.

Stationen der Reformation

Die Geschichte der Reformation in Europa ist eng mit Martin Luther verbunden. Doch auch nach Luther trugen Menschen zur Ausbreitung der Reformation bei.