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Luther-Statue im Ulmer Münster (Bild: Stadt Ulm)

Ulm gehörte neben Straßburg und Basel zu den mächtigen Reichsstädten im Südwesten, die für die frühe evangelische Bewegung und die Neuordnung des Kirchenwesens eine maßgebliche Rolle spielten. Die Vorgänge in Ulm hatten weit über das Münster, die damals größte Pfarrkirche der Welt, hinaus für viele schwäbische Städte und Territorien eine Vorbildfunktion.

Die theologischen Neuansätze Martin Luthers wurden auch in Ulm bereits um 1520 begeistert aufgenommen. Der Ulmer Stadtarzt und Humanist Wolfgang Rychard feierte Luther als „zweiten Elias“, in der Klosterkirche der Franziskaner am Münsterplatz predigten Eberlin von Günzburg und Heinrich von Kettenbach im reformatorischen Geiste. Der Ulmer Rat agierte zunächst – mit Rücksicht auf die reichspolititsche Situation und auf das Verbot der evangelischen Lehre auf dem Wormser Reichstag von 1521 –  sehr zurückhaltend und wies die beiden Mönche aus der Stadt.

Erst nach einem Begehren von vier Ulmer Bürgern entschied man sich 1524 zu konkreten Schritten und berief mit Konrad Sam einen evangelischen Prädikanten. Nachdem im Abschied des Augsburger Reichstags von 1530 die evangelische Lehre erneut verboten wurde, musste man sich auch in Ulm entscheiden. Der Rat ließ daraufhin seine Bürger abstimmen, mit dem Ergebnis, dass von 1865 abstimmungsberechtigten Personen 1621 den Augsburger Abschied ablehnten und trotz aller drohenden Konsequenzen bei den neuen Glaubensüberzeugungen bleiben wollten.

„Vielstimmigkeit“ der evangelischen Strömungen im Jubiläumsjahr im Fokus

Kennzeichnend für den weiteren Verlauf der Ulmer Reformationsgeschichte ist jedoch die Offenheit für die oberdeutsch-zwinglianischen Reformgedanken, die Täuferbewegung sowie die auf individuelle mystische Erfahrung ausgerichtete Frömmigkeit und Theologie des Spiritualismus, dessen beiden wichtigste Vertreter – Kaspar von Schwenckfeld und Sebastian Franck – einige Jahre in Ulm wirkten.

Dieser „Vielstimmigkeit“ evangelischer Strömungen, die sich tiefgreifender und langanhaltender als in den meisten anderen protestantischen Herrschafften entfalten konnte, und dem religiösen Leben der in der Stadt verbliebenen Katholiken soll im Ulmer Reformationsgedenken 2017, das gemeinsam von der Stadt und der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde ausgerichtet wird, das besondere Interesse gelten.In einer wissenschaftlichen Tagung am 18./19. Mai 2017 werden die Jahre nach Einführung der von dem Straßburger Reformator Martin Bucer ausgearbeiteten Kirchenordnung 1531 bis zum Interim 1548 im Vordergrund stehen.

Die Ausstellung an verschiedenen Orten des Reformationsgeschehens wird den Zeitraum von den Anfängen der evangelischen Bewegung über die Vielstimmigkeit, der Neugestaltung des Kirchenwesens, der Phase der Konfessionalisierung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis hin zum ersten Reformationsjubiläum 1617, als man den Grundstein der Dreifaltigkeitskirche als erste evangelische Stadtkirche legte, in den Blick nehmen. Begleitend dazu wird in Kooperation mit der vh Ulm eine Vortragsreihe angeboten. Darüber hinaus finden viele weitere Veranstaltungen in den Kirchengemeinden, u.a. Gottesdienste, Predigten, kirchenmusikalische Projekte, Exkursionen in die oberdeutsche Ökumene, Ausstellungen etc. statt. Eine Übersicht über das gesamte Programm und weitere Informationen finden Sie unter www.reformation.ulm.de .

Bildergalerie Ulm

Schon 1520 wurde in Ulm reformatorisches Gedankengut geteilt, ab 1524 ein evangelischer Prädikat bestellt und auch nach dem Augsburger Abschied blieb die Stadt beim neuen Glauben. Später fanden auch andere reformatorische Strömungen ihre Heimat in der Stadt.

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