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Die volle Wucht der Reformation – „Luther 2017“ auf der ITB

Die Bundesländer und die Lutherstädte laufen sich warm für das 500. Reformationsjubiläum: Auf der 50. Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) geben sie schon mal einen Vorgeschmack auf das üppige Veranstaltungsprogramm im Jubiläumsjahr – trotz starker Konkurrenz. 

Der Messestand von Sachsen-Anhalt (Bild: ITB Berlin)

„Es lohnt sich, 2017 zu Hause zu bleiben“, hatte Astrid Mühlmann, Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ vor Beginn der IBT in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung versprochen. „Zu Hause“ bedeutet im Lutherland, an den authentischen Wirkungsstätten Martin Luthers und anderer Reformatoren. Angesichts der vielen Aussteller auf der ITB 2016 ist es schwer vorstellbar, dass Menschen zuhause bleiben möchten – denn die weltgrößte Reisemesse vermittelt vor allem eines: Fernweh. Exotische Reiseziele wie die Malediven, das offizielle Partnerland der diesjährigen ITB, locken zum Tauchen im glasklaren Wasser und laden zur Erholung an fast unrealistisch weiß wirkenden Sandstränden ein, Abenteuerlustige werden auf den Inka-Trail geschickt, Kulturhungrige in den Pariser Louvre. Doch auch die Luther- und Reformationsstädte warten unmittelbar vor dem Reformationsjubiläum mit einem beachtlichen Veranstaltungsprogramm auf, quer durch alle Bundesländer. 

Stand der Staatlichen Geschäftsstelle
Am Stand der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017" informiert sich Kultusminister Stephan Dorgerloh über den Stand der Vorbereitungen (Bild: Korrektur NachOben)

Highlight-Jahr 2017

Das Reformationsjubiläum ist hier auf der ITB an ganz unterschiedlichen Ständen vertreten. Sachsen-Anhalt, Thüringen, oder auch der Verein ‚Reformationsjubiläum 2017’ stellen sich und ihr Programm vor“, erklärt Markus Galle von der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“. Als Projektmanager ist er dort für die Bereiche Marketing, Tourismus und Events verantwortlich. „Wir als Staatliche Geschäftsstelle ‚Luther 2017‘ möchten ganz explizit Menschen aus Deutschland, Europa und der Welt zeigen, dass die Reformation in ganz Deutschland ein Thema ist.“ Wie bereits im vergangenen Jahr, wirbt die Staatliche Geschäftsstelle auch an der diesjährigen ITB unter dem Dach der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) mit einem eigenen Stand. Das hat einen guten Grund: „2017 ist für die DZT in Bezug auf das Reformationsjubiläum ein ausgewiesenes Highlight-Jahr“, sagt Galle. Deshalb möchte man gemeinsam mit der DZT das Thema weiter etablieren.

Ein Blick durch die Messehallen scheint seinen Eindruck zu bestätigen – die Reformation ist ein bundesweites Thema. Nur wenige Monate vor dem eigentlichen Jubiläumsjahr zeigt sich, dass sich neben der Lutherstadt Wittenberg, dem Zentrum der Feierlichkeiten, auch andere Städte auf das Großereignis vorbereiten. Anlässlich der ITB haben viele Aussteller sogar noch einmal ihre Broschüren mit dem berühmten Lutherlogo überarbeitet und stellen sie in Berlin vor. So will die Stadt Halle sich als „Wissensspeicher der Reformation“ präsentieren, Dessau-Roßlau als „Schatzkammer der Reformation“ und Eisenach wirbt mit der neuen Imagebroschüre „Luther in Eisenach & der Wartburgregion“ für die vielfältigen Reformationsorte in seiner Umgebung. Die brandenburgischen Städte haben eigens eine 190 Kilometer lange Kulturroute zwischen Elbe und Elster abgesteckt. Dort lässt sich die Reformation bequem entdecken – auf „zwei oder vier Rädern“. 

Thüringen wirbt für sich als Lutherland und unterstreicht diese Haltung am Messestand auch in optischer Hinsicht. Als Blickfang dient ein Nachbau der Lutherstube auf der Wartburg. Dieser Lutherort stößt gerade in großen Reisemärkten wie den USA auf enormes Interesse. Ricarda Lindner von der DZT erklärt im Rahmen einer Presskonferenz: „Das Reformationsjubiläum erreicht mit dem Jahr 2017 ihren Höhepunkt und vor allem aus den protestantischen USA erreichen uns zunehmend Anfragen für Reisen nach Luthercountry Thuringia.“

Chance für Dialog und Tourismus

Stephan Dorgerloh (li.) und Margot Käßmann
Stephan Dorgerloh (li.) und Margot Käßmann stellen das Programm des Reformationsjubiläums in Sachsen-Anhalt vor (Bild: Korrektur NachOben)

Die Vertreter des Vereins „Reformationsjubiläum 2017“ sind in der Halle von Sachsen-Anhalt, am Stand der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) anzutreffen – in unmittelbarer Nähe zur Thesentür. Natürlich nicht die originale, aber eine Replik, in die passenderweise schon 95 Nägel geschlagen wurden. Besucher müssen nur noch ihre These anhängen. Serviert werden – wie sollte es auch anders sein – Lutheräpfel. Margot Käßmann die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) stellen sich vor die Thesentür und präsentieren den Fachbesuchern das Programm des Bundeslandes für das Reformationsjubiläum. Beide sehen es als Chance für Sachsen-Anhalt.

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, verkündet der Minister. Touristisch sei der große Andrang bereits spürbar. Für die Stadt Wittenberg gäbe es beispielsweise nur noch wenige Übernachtungsmöglichkeiten. „Wer noch ein Bett will, sollte sich beeilen“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Um einen Besucherrückgang nach dem Jahr 2017 sorgt sich Dorgerloh indes nicht. „Nach Großevents geht es erfahrungsgemäß gut weiter, begeisterte Besucher sind ja auch Werbeträger.“ Ein umfassendes Sommerprogramm für 2018 sei bereits in Planung.

Für Margot Käßmann, kürzlich von ihrer Asienreise zurückgekehrt, steht vor allem die Aktualität der Reformation im Vordergrund. „Wir wollen kein historisierendes Jubiläum, sondern auch Bezug auf das Jetzt nehmen“, erklärt sie. Man wolle hochaktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise und Globalisierung politisch und theologisch diskutieren. Besonders freue sich die Theologin aber auf den Europäischen Stationenweg: „Wir wollen dieses Mal kein deutschtypisches Luthergedenken veranstalten, sondern ein internationales Reformationsjubiläum feiern. Dafür ist es am besten zu zeigen, dass Reformation in ganz Europa gewirkt hat.“ Deshalb lädt Käßmann Europa nach Wittenberg ein, um an der Weltausstellung Reformation teilzunehmen. 

Die Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum

CULTURE Lounge
Die CULTURE Lounge ist die Kulturplattform der ITB (Bild: Culturelounge, ITB 2016)

Eine Halle weiter befindet sich die CULTURE Lounge, die offizielle Kulturplattform der ITB Berlin. Hier erhalten Besucherinnen und Besucher das geballte Kulturprogramm: Von dem neuen Programm der Münchener Pinakotheken über die Kulturstadt Basel hin zum Deutschen Nationaltheater stellen rund 70 Aussteller aus elf Ländern ihre kulturellen Highlights und Angebote vor. In dieser Nachbarschaft dürfen Martin Luther und die Reformation natürlich nicht fehlen. 

Auf halber Höhe des Rundganges blickt ein Lutherbotschafter von einem Tresen auf die vorbeigehenden Besucher herab. Es ist der Stand der Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum. Nina Mütze von der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ verteilt zusammen mit einer Kollegin des Deutschen Historischen Museums Give-aways und Broschüren. Als Projektmanagerin ist sie für die Betreuung der Nationalen Sonderausstellungen zuständig, die im kommenden Jahr in Berlin, auf der Wartburg und in Wittenberg gezeigt werden. „Die Nationalen Sonderausstellungen gelten unter den Festveranstaltungen als einmaliges Ausstellungsprojekt von nationaler und internationaler Bedeutung“, erklärt Mütze. „Sie stellen ein Großereignis dar, das man keinesfalls verpassen sollte“. 

Pünktlich zum Beginn der ITB ist auch die neue, offizielle Internetpräsenz zu den drei Nationalen Sonderausstellungen online gegangen. „Die volle Wucht der Reformation“ lautet der Slogan der Website. Wie sich gezeigt hat, passt das Motto auch hervorragend zur weltgrößten Reisemesse selbst. Die touristischen Akteure präsentieren in Berlin für das Jubiläumsjahr ihr vielfältiges, beinahe schon unübersichtliches Programm. Es scheint sich also zu lohnen, seinen Urlaub 2017 auch ruhig mal zuhause, im Lutherland, zu verbringen. Allerdings sollte man auch etwas Zeit mitbringen.

Informationen

Autor:Michael Achhammer Quelle:luther2017.de/epd/r2017.org/MZ Datum:11-03-16
Schlagworte:
ITB, Lutherstädte, Reformationsjubiläum, Reformation, Luther auf der ITB, Reformation auf der ITB

Luther, Cranach und der Tourismus

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Nationale Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017

Einen bedeutenden Höhepunkt stellen die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 dar, die in der Lutherstadt Wittenberg, auf der Wartburg in Eisenach und in Berlin gezeigt werden. Sie sind ein zentraler Beitrag der staatlichen Träger im Festjahr 2017, um in einzigartiger Weise an dieses herausragende Ereignis zu erinnern.