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Das Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ ist eröffnet

Am Vorabend des Reformationsjubiläums werden die globalen Prägekräfte in den Mittelpunkt gerückt

Anne Brasseur, Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, hielt die Festrede
(© Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“, Foto: Wolfram Scheible)

Mit einem Festakt wurde am Reformationstag (31.10.15) im französischen Straßburg das finale Themenjahr der Lutherdekade, „Reformation und die Eine Welt“, eröffnet. Die Veranstaltung im Plenarsaal des Europapalastes, dem Sitz des Europarates, stand im Zeichen europäischen Handelns, reformatorischer Verantwortung aber auch der aktuellen Herausforderungen und Krisen, welche die gemeinsamen Werte bedrohen. 

Schutz gemeinsamer Werte

In Ihrer Ansprache unterstrich Anne Brasseur, die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, die Bedeutung des Schutzes von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit. „Es ist unser aller Verantwortung, ungeachtet der religiösen, kulturellen, nationalen und historischen Unterschiede, all unsere Kräfte zu bündeln, um diese Werte zu verteidigen“, forderte Brasseur. Angesichts der „explosiven Mischung“ aus Wirtschaftskrise, massivem Zustrom von Flüchtlingen und dem europaweiten Aufstieg extremistischer Parteien müsse man auf politische Maßnahmen zur Eindämmung des Hasses setzen. „Sonst werden am Ende unsere Demokratien selbst bedroht sein“, warnte die EU-Politikerin.  

Reformatorische Verantwortung wahrnehmen

Diese Problematik sah auch Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, der gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen, Harlem Désir, die Grußworte zur Eröffnung des Themenjahres sprach. Angesichts der Krisen betonte Roth die Aktualität reformatorischen Handelns. „Viele der Fragestellungen haben bis heute ihre Relevanz beibehalten. Wie damals sind auch in unseren Tagen viele Menschen gezwungen, aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen zu fliehen. Gemeinsam mit Frankreich setzt sich Deutschland für die würdige Aufnahme von Menschen ein, die verfolgt werden“, so Roth. Seiner Ansicht nach sei dieser Einsatz nicht nur eine politisch-humanitäre Verpflichtung, sondern folge auch der reformatorischen Verantwortung „für Dialog und gegen Intoleranz, Diskriminierung und Hass anzutreten“. 

Astrid Mühlmann, die Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ (© Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“, Foto: Wolfram Scheible)

Astrid Mühlmann, die Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, stellte fest, dass „Toleranz, Freiheit und Achtung der Vielfalt heute zu den zentralen europäischen Werten gehören“, die man in einem blutigen und schmerzhaften Prozess seit dem 16. Jahrhundert erlernt habe. „Es sind diese Werte und Fähigkeiten, die heute, 500 Jahre später, über den Erfolg unseres europäischen Einigkeitswerks angesichts der großen Herausforderungen entscheiden werden“, so Mühlmann. 

„Europa braucht Flüchtlinge“

Bereits am Nachmittag war mit einem Fernsehgottesdienst in der Straßburger Thomaskirche das Themenjahr von kirchlicher Seite eröffnet worden. Margot Käßmann, die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, rief in ihrer Predigt dazu auf, den Zuzug von Flüchtlingen als Chance zu begreifen. „Europa hat Mangel und braucht Menschen, die neue Wege zeigen“, sagte Käßmann mit Blick auf das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer und in den Balkanländern. Zugleich kritisierte sie die die politisch Verantwortlichen: „Die Politik hat keine Konzepte, wie sie mit der Not der Menschen umgehen soll.“ 

Wurden mit der Martin-Luther-Medaille ausgezeichnet: Horst und Eva Luise Köhler (Bild: © Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“, Foto: Wolfram Scheible)

Die Theologin bedauerte, dass es Fremdenhass in Europa gebe. Wenn die Europäer ihre Perspektive wechseln könnten, „sind diejenigen, die über das Mittelmeer kommen, keine Gefahr, sie bedrängen uns nicht, sondern wir können uns freuen, dass sie kommen“, so Käßmann. Hörbar und sichtbar sei aber auch „die christliche Kultur der Barmherzigkeit, die unseren Kontinent geprägt hat“.

Verleihung der Martin-Luther-Medaille 

Im Anschluss an den Gottesdienst verlieh der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, die Martin-Luther Medaille an den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler und dessen Ehefrau Eva Luise. Das Ehepaar wurde für sein politisches und soziales Engagement für Afrika geehrt. Beide haben sich „herausragende Verdienste erworben, die den Kern des christlichen Menschenbildes stärken und dem Anliegen der evangelischen Kirche sowie ihrer Sozialethik nachhaltig dienen“, heißt es in der Urkunde, die dem Ehepaar überreicht wurde.

Die Laudatio hielt der frühere Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer. „Was könnte es für ein schöneres Zeichen ökumenischer Verbundenheit geben, als dass ein bekennender Katholik die Laudatio für zwei bekennende Protestanten hält“, begrüßte Bedford-Strohm den ehemaligen Bundesumweltminister Töpfer. Die Martin-Luther-Medaille wird seit 2008 vom Rat der evangelischen Kirche in Deutschland vergeben, und richtet sich an evangelische Christen, die sich in herausragender Weise für die evangelische Kirche engagiert haben.

Das Themenjahr 2016 nimmt die globale Dimension der Reformation in den Blick (Bild: lailajuliana/pixabay)

Die globale Dimension der Reformation

Das in Straßburg eröffnete Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ widmet sich der Ausbreitung der Reformation über den Erdball und ihren bis heute spürbaren Auswirkungen. Damit rückt es die globale Dimension der Reformation in den Fokus. Zahlreiche nationale und internationale Veranstaltungen werden das Themenjahr 2016 begleiten. Darunter beispielsweise von namhaften deutschen Museen realisierte und vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützte archäologische und kunsthistorische Ausstellungen in den USA, die sich eingehend mit dem Leben Martin Luthers und der Reformation beschäftigen. Sie werden in New York, Minneapolis und Atlanta gezeigt. 

Die Thüringer Landesausstellung „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“ nimmt eine protestantische Herrscherdynastie in den Blick, die die Geschichte Thüringens, Deutschlands und Europas über 400 Jahre lang prägte. Sie wird in den ehemaligen Residenzstädten Weimar und Gotha zu sehen sein. Die Vielfalt der Events des Themenjahrs reicht von Konzerten über Theateraufführungen und Ausstellungen bis hin zu wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen.


Programmheft Themenjahr 2016 „Reformation und die Eine Welt“ (PDF)

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:luther2017.de/EKD/epd Datum:31-10-15
Schlagworte:
Themenjahr 2016, Reformation und die Eine Welt, Luther 2017, Straßburg, EKD, Astrid Mühlmann, Horst Köhler, Eva Luise Köhler, Margot Käßmann, Anne Brasseur,

Themenjahr 2016

Am Vorabend des Reformationsjubiläums werden die globalen Prägekräfte im Mittelpunkt stehen.