Mehr als 10.000 Besucher nahmen am Montagabend in Erfurt an der traditionellen Martinifeier teil. Bei herbstlichem Wetter verwandelten tausende Kinder mit ihren Laternen, Kerzen und Lampions den Domplatz in ein Lichtermeer. Dazu sangen sie bekannte Strophen der Martinilieder und teilten nach alter Sitte die Martinshörnchen, ein sichelförmiges Gebäck, miteinander.

Höhepunkt des Festes war der ökumenische Gottesdienst auf den Stufen des gotischen Domes. Seit mehreren Jahrzehnten feiern die katholische und evangelische Kirche dieses Fest in Erfurt gemeinsam. Für die Katholiken steht der barmherzige Heilige Martin im Mittelpunkt, der zugleich über Jahrhunderte der Stadtpatron war. Der Überlieferung zufolge teilte der Bischof Martin von Tours seinen Mantel mit einem Bettler. Die evangelischen Christen feiern am 10. November den Geburtstag des Reformators Martin Luther, der hier in Erfurt studierte und Mönch wurde. Die beiden namensgebenden Martins, verkörpert von zwei Schauspielern, schritten zusammen die Stufen herab und erinnerten im Gespräch an den Mauerfall vor 25 Jahren.

In Thüringen werden am Martinstag traditionell Märkte veranstaltet, bei denen es Gänse und spezielles Backwerk gibt. Ab dem Vormittag boten auch in Erfurt rund 40 Stände verschiedene Waren rund um den Martinstag an. Neben dem Laternenbasteln für Kinder und Schmuck für Erwachsene zeigten Kindergärten, Puppenspieler und Musiker ein buntes Programm auf der kleinen Bühne auf dem Martinimarkt. Selbst ein Gänsestall war im Andenken an den Heiligen Martin auf dem Domplatz vertreten. Der Legende nach soll er sich in einem Gänsestall versteckt haben, als man ihn zum Bischof der Stadt in Frankreich machen wollte, weil er für das Amt zu bescheiden war.