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Wissenschaftler gegen sprachliche Modernisierung der Lutherbibel

Überarbeitung der Lutherbibel vor dem Reformationsjubiläum 2017

Luther-Bibel
(Foto: epd-bild/Jens Schulze)

Theologen und Germanisten haben sich nachdrücklich gegen eine Neufassung der Lutherbibel in heutigem Deutsch ausgesprochen. Eine Modernisierung der Bibelsprache werde es nicht geben, sagte der Thüringer Altbischof Christoph Kähler in Jena. Stattdessen gehe es um eine „behutsame Pflege eines sprachlichen und theologischen Schatzes“. Kähler ist Vorsitzender eines Lenkungsausschusses, den die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vor drei Jahren zur Durchsicht der Lutherbibel eingesetzt hat.

Die Überarbeitung ist aus Sicht der EKD erforderlich, da es seit der letzten Revision der Lutherbibel 1984 neue Erkenntnisse auf den Gebieten der Textkritik und der Exegese gibt. Nach dem Willen des EKD-Rates sollen die Ergebnisse der Überarbeitung der Lutherbibel vor dem Reformationsjubiläum 2017 veröffentlicht werden. Im Rahmen der Lutherdekade, die auf die 500-Jahrfeier der Reformation vorbereitet, ist ein Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ für 2015 geplant.

Begriffe „nicht mehr zu ändern“

Neben Kähler sprachen sich auch Wissenschaftler der Jenaer Universität gegen eine neuerliche Modernisierung der Lutherbibel aus. Martin Luther habe mit seiner Übersetzung zentrale Begriffe geprägt, „die nicht mehr zu ändern sind“, sagte Jens Haustein, Lehrstuhlinhaber für germanistische Mediävistik. Zugleich wandte er sich gegen die Tendenz, das Lutherdeutsch zu glätten. Luther habe „sehr bewusst knallige Begriffseinheiten gebildet", die bis heute Vorstellungen prägten.

Haustein empfahl, Begriffe zu erklären statt sie komplett zu ersetzen. Der Wissenschaftler erinnerte daran, dass mit der Anpassung der Lutherbibel um 1975 an den modernen Sprachgebrauch auch das Wort „Weib“ gestrichen worden sei. Viele der damaligen Änderungen seien jedoch mit der Überarbeitung von 1984 zurückgenommen worden. Auch der vertraute Luther-Ton sei damals wieder zurückgekehrt. Die Theologin und Jenaer Lehrstuhlinhaberin Corinna Dahlgrün sagte, im Übersetzen habe sich letztlich auch Luthers Theologie herauskristallisiert. Zudem seien viele Begriffe längst in Literatur und Liedkultur eingeflossen. „Man denke nur an die Kirchenmusik von Bach bis Mendelssohn.“

Erste Gesamtausgabe 1534

Die Lutherbibel geht zurück auf die Übersetzungen Martin Luthers in den Jahren 1521 bis 1545. Die Übersetzung des Neuen Testaments erschien im September 1522. In den folgenden Jahren wurden weitere Bücher der Bibel übersetzt, bis 1534 die erste Gesamtausgabe erschien.


Corinna Dahlgrün und Jens Haustein sind Herausgeber des Sammelbandes "Anmut und Sprachgewalt" mit Beiträgen einer Tagung im vergangenen Jahr in Jena zur Zukunft der Lutherbibel (Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2013, 32 Euro).

Informationen

Quelle:epd Datum:18-06-13
Schlagworte:
EKD, Bibel, Wissenschaft, Sprache, Lutherbibel, Corinna Dahlgrün, Jens Haustein

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