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Nürnberg – Stadt der Reformation

(Foto: Gellinger )

Wird von der Reformation gesprochen, kommt man um die Stadt an der Pegnitz kaum herum. Nürnberg war nicht nur die erste deutsche Stadt, die 1525 die Reformation durchführte, sondern galt auch als eines der wichtigsten Medienzentren in Deutschland. Bis heute ist die Stadt eng mit der Reformation verbunden. Mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 plant Nürnberg neben einer Vielzahl weiterer Veranstaltungen gleich drei Sonderausstellungen im Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“. Neben dem Stadtmuseum Fembohaus zeigen das Germanische Nationalmuseum und das Museum Industriekultur Ausstellungen über die beginnenden Veränderungen vor 500 Jahren.

Motor der reformatorischen Bewegung

Eingerahmt vom Knoblauchsland im Norden sowie dem Nürnberger Reichswald im Süden und Osten ist Nürnberg heute mit 516.770 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Bayerns. Fast 1000 Jahre ist die Stadt alt. Noch vor der Reformation im Spätmittelalter ist der Name der Stadt eng mit dem Begriff des Humanismus verbunden und so mit dessen Zentralfigur – Willibald Pirckheimer. Der Berater Kaiser Maximilians engagierte sich in den gelehrten Auseinandersetzungen seiner Zeit und setzte sich für den Reformator Martin Luther ein. Aber auch andere berühmte Namen werden mit Nürnberg verbunden. Ganz vorne natürlich der in der Stadt geborene Maler, Graphiker und Mathematiker Albrecht Dürer. Wie sehr die Stadt sich mit dem Maler identifiziert, wird schon bei der Namensgebung des Flughafen deutlich: Seit vergangenem Jahr heißt er „Albrecht Dürer Airport Nürnberg“.

Eine wichtige Identifikationsfigur der Stadt: Albrecht Dürer (Foto: Gellinger)

Nürnberg war eine der am schnellsten wachsenden Städte des Spätmittelalters. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfügte Nürnberg bereits über 21 Druckereien. Darunter befand sich auch der damals größte deutsche Verleger, Anton Koberger, der in der Reichsstadt seine Druckerpressen betrieb. Der gewaltige Aufschwung der Bildproduktion in Holzschnitt und Kupferstich sowie die internationalen Handels- und Vertriebswege, auf die Nürnberg zurückgreifen konnte, machten die Stadt zum wichtigsten Medienzentrum Deutschlands. Schnell fanden die Ideen der Reformation viel Anklang in der fränkischen Stadt. Hier wurden die 95 Thesen gedruckt, reformatorische Flugschriften erstellt und verbreitet und auch das Achtlieder-Heft als erstes evangelisches Gesangbuch aufgelegt. Als „das Aug' und Ohr Deutschlands“ bezeichnete Martin Luther einst die Stadt Nürnberg.

Nürnberger Religionsgespräch

Nur wenige Jahre nach dem Thesenanschlag von Wittenberg kam es in Nürnberg zu Tumulten und Spannungen zwischen den Bürgern. Im Streit befanden sich diejenigen, die sich den Ideen der Reformation anschließen wollten, mit denjenigen der alten Konfession. Die Streitereien zwischen den Bürgern und Bürgerinnen schienen unüberwindbar und zwangen den Stadtrat zu einem Entscheidungsgespräch über die künftige religiöse Ausrichtung der Stadt Nürnberg. Im Rathaus der Stadt fanden sich Theologen beider religiöser Lager ein. Was folgte, war eine hitzige Diskussion über die unterschiedlichen theologischen Auffassungen. Inhaltlich wurde über die Definition von Sünde, wahre Autoritäten und die Seligkeit des Menschen gestritten. Antworten sollte allein die Bibel liefern. Die Vertreter des katholischen Glaubens verloren schließlich den Streit. In dieser Folge wurde Nürnberg für die kommenden 300 Jahre eine evangelische Stadt. Bis ins Jahr 1806, dem Anschluss an Bayern, konnte kein Katholik in Nürnberg das Bürgerrecht erwerben.

Der Messingring am „Schönen Brunnen" (Foto: Gellinger)

Zwischen Kaiserburg und Weinstadel

Bei einem Spaziergang durch die Stadt Nürnberg wird deutlich: die Stadt ist unbelebter Zeitzeuge einer fast 1000-jährigen Geschichte. Noch heute erinnert die Stadtbefestigung an die Verbindung der bis 1325 getrennten Stadthälften. Das Wahrzeichen der Stadt Nürnberg ist die Kaiserburg. Neben einem Blick auf die Altstadt vom Burgturm ist auch eine Besichtigung des Kaiserzimmers möglich. Heute beherbergt die Kaiserburg ein Museum und ist touristischer Anziehungspunkt der Stadt Nürnberg. Inmitten der Altstadt vor einer der bedeutendsten Kirchen Nürnbergs, der Frauenkirche, befindet sich der große Marktplatz. Der „Schöne Brunnen“ ziert den Hauptmarkt und prägt das Stadtbild Nürnbergs. Ein paar Schritte durch die Weißgerbergasse eröffnet die Präsenz alter Handwerkshäuser. Die historischen Fachwerkhäuser erzählen die Geschichte des Lederhandwerkes im Mittelalter. Heute befinden sich in der Weißgerbergasse neben kleinen Cafés und Bars auch Handwerksbetriebe. An der Pegnitz gelegen ist der 48 Meter lange Weinstadel. Während mittlerweile Touristen das Kollektiv aus Weinstadel, Henkersteg und Henkerturm besuchen können, galt es im Mittelalter auf Grund der räumlichen Nähe zu Erkrankten und dem städtischen Henker nicht als besonders beliebtes Stadtgebiet. Heute ist der Weinstadel ein Studentenwohnheim. 

Ein paar Schritte durch die Weißgerbergasse eröffnet die Präsenz alter Handwerkshäuser. Die historischen Fachwerkhäuser erzählen die Geschichte des Lederhandwerkes im Mittelalter. Heute befinden sich in der Weißgerbergasse neben kleinen Cafés und Bars auch Handwerksbetriebe. An der Pegnitz gelegen ist der 48 Meter lange Weinstadel. Während mittlerweile Touristen das Kollektiv aus Weinstadel, Henkersteg und Henkerturm besuchen können, galt es im Mittelalter auf Grund der räumlichen Nähe zu Erkrankten und dem städtischen Henker nicht als besonders beliebtes Stadtgebiet. Heute ist der Weinstadel ein Studentenwohnheim.

Lucas Cranach „Venus mit Amor", um 1537 (Bild: Germanisches Nationalmuseum)

Cranach im Germanischen Nationalmuseum

Ein weiterer Höhepunkt des Stadtbildes Nürnbergs ist das Germanische Nationalmuseum. Neben der beeindruckenden Zusammenstellung von Kunst und Kultur, gilt das Museum als größtes Museum für Kulturgeschichte in Deutschland. Es umfasst ein spätmittelalterliches Kartäuserkloster, neugotische Gebäudeteile sowie die „Straße der Menschenrechte“, geschaffen von dem israelischen Bildhauer Dani Karavan.

Das Museum bietet wechselnde Ausstellungen. Im Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ darf natürlich der andere bedeutende Maler der Renaissance nicht fehlen: Lucas Cranach. Dieser sah sich Zeit seines Lebens von dem Nürnberger Künstler Albrecht Dürer herausgefordert, der so anders als Cranach war. Während die Wittenberger Werkstatt Bilder in großer Zahl produzierte, hasste Dürer Wiederholungen. Der Nürnberger hatte auch als Erster die Idee, einen Kupferstich von Luther anzufertigen, von dem Mann, den Cranach zu einem der meistporträtierten Menschen in Deutschland machen sollte. Den Zuschlag bekam jedoch der Wittenberger.

Ab dem 21. Mai präsentiert die Ausstellung „Zwischen Venus und Luther: Cranachs Medien der Verführung“ nun das künstlerische Genie Cranachs und die Entwicklung des Bildes als neues Massenmedium und Werbemittel. Inhaltlich umfasst die Ausstellung ca. 25 Gemälde und 30 druckgraphische Werke. Einige der Gemälde sind Teil der ständigen Ausstellung und stehen im Rahmen des Themenjahres ein Jahr lang im Fokus innerhalb eines vielfältigen Programms. Vor drei Jahren, 2012, gab es hier noch eine Ausstellung mit dem Titel: „Der frühe Dürer“.


Zusammengefasst: Nürnberg hat eine lange reformatorische Geschichte vorzuweisen. Die fränkische Stadt entwickelte sich zum wichtigsten Medienzentrum Deutschlands und trug einen wesentlichen Anteil an der Verbreitung von Luthers Schriften. Die Stadt erinnert in einer Reihe von Veranstaltungen an diese Zeit. Heute ist Nürnberg ein belebter Touristenort.

 

 

Informationen

Autor:Isabell Redelstorff/luther2017 Datum:16-04-15
Schlagworte:
Lucas Cranach, Lutherdekade, Nürnberg, Reformation – Bild und Bibel, Albrecht Dürer

Nürnberg

Ein großer Teil der Nürnberger Bürger bekannte sich schnell zu den lutherischen Lehren. Martin Luther sagte von der Stadt, Nürnberg sei "das Auge und Ohr Deutschlands". Mit 21 Druckereien war Nürnberg die Medienstadt der damaligen Zeit. Durch den Druck der "Flugschriften" verbreiteten sich reformatorische Ideen massenhaft.

Themenjahr 2015

Anlässlich des 500. Geburtstages des jüngeren Cranachs kommt die Kunst der Reformationszeit in den Blick.