Zum Reformationsjubiläum wurden zahlreiche Stätten der Reformation frisch restauriert, wie die Schlosskirche oder zuletzt die Luther-Stube in Wittenberg. Aber auch andere sakrale Kunstwerke sollen pünktlich zum Reformationstag 2017 in neuem Glanz erstrahlen. So werden im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg derzeit die Kreuzwegsstationen von Adam Kraft restauriert; zumindest die Reinigungsarbeiten sollen bis Ostern fertig sein. Es ist mehr als der Zahn der Zeit, der an den sieben Kreuzwegstationen aus der Zeit um 1500 genagt hat. Ruß, Schwermetalle, Kriege und nicht zuletzt Kunstmaler im 19. Jahrhundert haben den Reliefs zugesetzt. Wenn Steinrestauratorin Katrin Müller heute mit dem Laser im Nationalmuseum Hand anlegt, dann bleiben ihr oft Staunen und Kopfschütteln.
„Da komme ich kaum mit meinem Pinsel hin, Adam Kraft hat es aber mit dem Werkzeug geschafft“, staunt Müller. Die Diplom-Restauratorin hat in ihrem Arbeitsleben schon viel gesehen, kommt aber ins Schwärmen, wenn sie über ihre Arbeit an den Steinreliefs mit Szenen der Passion Christi von Kraft spricht. Seit April 2015 arbeitet sie nahezu ununterbrochen an den Reliefs in der Kartäuserkirche des Nationalmuseums. Sie legt gestaffelte Bildebenen und freiplastische Teile frei – und macht sie vor allem sauber.
Denn die sieben Darstellungen des Weges Christi nach Golgatha waren nicht immer im geschützten, musealen Raum. Jahrhundertelang befanden sie sich auf dem Wallfahrtsweg, der von der Nürnberger Altstadt zum Johannisfriedhof führte, waren in Häuserwänden oder Gartenmauern eingebaut. Daher sind sie auch mal übertüncht oder gestrichen oder gar mit fremden Stoffen ergänzt worden.
Ein Laser beseitigt die Kruste aus Umwelteinflüssen
Maler der Nürnberger Kunsthochschule versuchten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wieder an den Reliefs und arbeiteten dabei auch mit organischen Stoffen wie Harz oder Schellack. Im Lauf der Jahrhunderte musste der Sandstein zudem so manche Umweltsünde miterleben, von denen eine stattliche Kruste zeugt, die mit dem gepulsten Strahl eines 20-Watt-Lasers Stück für Stück abgearbeitet wird.
Dunkle Verfärbungen werden entfernt, außerdem sollen die unterschiedlichen Zustände der Reliefs einander angeglichen werden, damit der Kreuzweg wieder als Gesamtkunstwerk erkennbar gemacht wird. Die ersten Teile wurden bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts geborgen, das letzte kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges.