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Gothaer Tafelaltar wird in Ausstellung präsentiert

Gesamtansicht des Gothaer Tafelaltars. (Bild: Minneapolis Institute of Art)

Die Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha präsentiert in ihrer am Wochenende offiziell eröffneten Jahresausstellung den um 1540 geschaffenen Gothaer Tafelaltar. Bis zum 5. November kann das jüngst aufwendig restaurierte Kunstwerk in der Säulenhalle des Herzoglichen Museums besichtigt werden, wie die Stiftung mitteilte. Der Gothaer Tafelaltar gilt mit seinen 162 Bildtafeln mit unzähligen fein gearbeiteten Figuren und dekorativen Kartuschen mit Bibeltexten in deutscher Sprache als bildreichstes Kunstwerk der Reformationszeit. Er wird nach Abschluss der Arbeiten erstmals wieder in Deutschland gezeigt.

Thüringens Kulturstaatssekretärin Babette Winter erklärte anlässlich der Eröffnung, der Gothaer Tafelaltar sei wie ein modernes Drehbuch, das pointiert biblische Geschichten erzähle, mit Bibeltexten angereichert, für jede Generation und jeden Bildungsstand verständlich. Es sei den Künstlern um mehr als kunstvolle Zierde und religiöse Erbauung gegangen. „Die Künstler nahmen die herrschenden Zustände innerhalb der Kirche aufs Korn, die den Aussagen der Bibel widersprachen und übten messerscharfe Kritik.“ Der Altar sei ein komplexes Gesamtkunstwerk, das eine wichtige Rolle in der Reformationskunst des 16. Jahrhunderts spielte, so Winter.

Über 150 Bildtafeln und Textkartuschen

Bildtafel des Gothaer Tafelaltars nach halbseitiger Firnisabnahme während der Restaurierung. (Bild: Stiftung Schloss Friedensstein Gotha)

Entstanden ist der Tafelaltar in der Werkstatt des Künstlers Heinrich Füllmaurer (1500-1548). Das Kunstwerk, auf dem auch Teufelsgestalten in Mönchskutten und Heilige ohne Heiligenschein dargestellt sind, spiegele als einzigartige Bilderbibel die konfessionellen Auseinandersetzungen der Reformationszeit vor 500 Jahren wider, hieß es. Neben Fragen zur Entstehung, zur Künstlerwerkstatt und dem umfangreichen Bildprogramm werden in der Ausstellung auch zeitgleich entstandene Objekte in den Blick genommen, die noch ganz im Sinne der römisch-katholischen Kirche gefertigt wurden. 

Der Aufbau des Altars ermöglicht fünf verschiedene Ansichten, bei denen die Präsenz Christi stets im Vordergrund steht – egal, ob er als Lehrender, Prediger oder Wunderwirker dargestellt wird. Auf der letzten Schauseite folgt mit Gefangennahme, Passion und Auferstehung der Höhepunkt der Erzählung. Ergänzt werden die bildlichen Darstellungen durch Textkartuschen, in denen die entsprechenden Bibelstellen aus dem Neuen Testament in deutscher Sprache wiedergegeben werden. Die Bezeichnung des Kunstwerks als Altar spiegelt im Übrigen wohl nicht die Verwendung wider. Wahrscheinlicher erscheint Experten, eine nichtöffentliche Verwendung als monumentales reformatorisches Lehrstück zur religiösen Unterweisung.

Wie zuletzt in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wird das Kunstwerk in Einzelteilen ausgestellt. Dadurch sei die Betrachtung jeder Einzeltafel möglich, teilte die Stiftung mit. An einer Medienstation können die Besucher aber auch die ursprüngliche Präsentationsform nachvollziehen. Im 300 Seiten umfassenden Ausstellungskatalog sind erstmals alle Bilder des Altars abgebildet und transkribiert. 

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd Datum:31-07-17
Schlagworte:
Gotha, Tafelaltar, Ausstellung, Reformation, Bilderbibel, Gothaer Tafelaltar

Info

„Der Gothaer Tafelaltar – Ein monumentales Bilderbuch der Reformationszeit“

Herzogliches Museum Gotha
Säulenhalle
Parkallee 15
99867 Gotha

Öffnungszeiten:
30. Juli bis 5. November 2017
täglich, auch feiertags 10 bis 17 Uhr 
(ab November bis 16 Uhr)

Eintrittskarten:
5 Euro (2,50 Euro ermäßigt)

Weitere Informationen:
Website zur Ausstellung

Gothaer Tafelaltar reist in die USA

Aus Thüringen in die USA: Der Gothaer Tafelaltar aus dem 16. Jahrhundert im Herzoglichen Museum wird nächstes Jahr im im Rahmen der Sonderausstellung „Here I Stand“ gezeigt.

Gotha

Gotha, die ehemalige Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg, blickt auf eine lange Geschichte im Zusammenhang mit der Reformation zurück. Martin Luther weilte mehrere Male in der Stadt.