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Erasmus – Wegbereiter der Reformatoren

Neben Philipp Melanchthon gilt er wohl als der bekannteste Humanist seiner Zeit: Erasmus von Rotterdam. Mit seiner Arbeit legte er das Fundament für die Reformation – und blieb dennoch Katholik. Im niederländischen Gouda und in der schweizerischen Reformationsstadt Basel widmen sich dieses Jahr Sonderausstellungen dem Humanisten.

Erasmus von Rotterdam
„Bildnis des Erasmus von Rotterdam im Rund“', Gemälde, um 1532, von Hans Holbein d.J. (Bild:
© epd-bild / akg-images)

Während 2017 weltweit der Thesenanschlag Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg gefeiert wird, wird anderorts an die Wegbereiter der Reformation gedacht. So ehrt die Stadt Basel 2016 den Theologen und Schriftsteller Erasmus von Rotterdam. Mit seiner Bibelübersetzung ins Griechische legte er einen entscheidenden Grundstein zur Erforschung der Bibel und machte damit erst die Reformation möglich.

Zeiten des Umbruchs

Erasmus von Rotterdam lebte in einer Zeit der großen geografischen, technischen und weltanschaulichen Umbrüche. Kopernikus entdeckte, dass die Erde um die Sonne kreist, Gutenberg entwickelte den Buchdruck und Martin Luther erschütterte mit seinen 95 Thesen das Kirchenfundament. Er korrespondierte mit allen Großen seiner Zeit. Er war Hofrat des späteren Kaisers Karl V., schrieb Briefe mit wichtigen Denkern wie Thomas Morus, pflegte Verbindungen zu den oberdeutschen Reformatoren Zwingli, Bucer und Capito – und natürlich zu Martin Luther.

Ohne sich je zu treffen diskutierten Erasmus von Rotterdam und der Wittenberger Reformator über Kirchenreformen. Während Luther eine „harte Linie“ gegen das Papsttum seiner Zeit vertrat, setzte sich Erasmus für „innere Reformen“ ein und bat Luther um Mäßigung: „Meines Erachtens kommt man mit bescheidenem Anstand weiter als mit Sturm und Drang.“ Er sparte nicht mit Kritik an korrupten Klerikern oder am teuflischen Ablasshandel. Zugleich verwarf er jeden gewaltsamen Eingriff in die einmal gegebene Ordnung. Doch es sollte bis dem Reichstag zu Worms dauern, ehe Erasmus erkannte, dass jeder von ihnen in den Fragen des Glaubens und der kirchlichen Reform anders dachte. 1524 vollzog er deshalb den endgültigen Bruch mit Luther. 

Dennoch legte Erasmus mit seiner Arbeit das Fundament für die Reformation. Als Erster gab er 1516 das Neue Testament in seinem griechischen Urtext heraus. Er vertrat – wie Luther übrigens auch – das Ideal, dass alle Zugang zu den biblischen Texten haben sollten, um sie selbst lesen und auslegen zu können. Auf seiner griechischen Erstausgabe basierte schließlich Luthers deutsche Übersetzung des Neuen Testaments

Eine Zeitreise mit Erasmus

Im niederländischen Museum Gouda, in der gleichnamigen Stadt, steht ab Freitag (6.2.16) der Gelehrte und Humanist Erasmus von Rotterdam im Mittelpunkt einer Ausstellung. Unter dem Titel „Ik wijk voor niemand“ können Besucherinnen und Besucher hier Erasmus „begegnen“, der in der Stadt des berühmten Käses aufwuchs. So wie er seine Ideen und seine Ansichten durch seine Europareise entwickelt und geschärft hat, geht auch der Besucher der Ausstellung mit ihm auf eine ähnliche Reise: Von Gouda im Jahr 1466 nach Basel im Jahr 1536, vom Europa des 16. Jahrhunderts ins Europa des 21. Jahrhunderts.  

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Basel. Denn auch Basel ist eine Lebensstation von Erasmus von Rotterdam gewesen. In der Stadt am Rhein hat er länger gelebt als in irgendeiner anderen Stadt Europas. Hier ist er gestorben, im Münster liegt er begraben. In der Erasmus-Ausstellung 2016 im Münster wird deshalb das Schaffen des produktiven Gelehrten in den Blick genommen – 500 Jahre nach seiner Übersetzung des Neuen Testaments ins Griechische.


Die Ausstellung in Gouda ist vom 6. Februar bis zum 26. Februar im Museum Gouda zu sehen. Weitere Informationen: www.museumgouda.nl

Die „Erasmus-Ausstellung 2016“ wird vom 24. Juni bis 12. November 2016 im Basler Münster zu sehen sein. Weitere Informationen: www.baslermuenster.ch

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:04-02-16
Schlagworte:
Erasmus von Rotterdam, Erasmus und die Reformation, Erasmus und Martin Luther,

Protestanten der ersten Stunde

Die Kirchenreform im 16. Jahrhundert war eine europaweite Bewegung, und kein lokal, auf Deutschland begrenztes Ereignis. Neben Martin Luther (1483-1546) gab es weitere wichtige Reformatoren.