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Ein Dichter von Weihnachtsliedern

Luther hat dem Volk nicht nur auf´s Maul geschaut, sondern ihm auch eine Stimme gegeben

(Quelle: Wikimedia Commons)

Die Adventszeit ist eine Zeit, in der die Luft traditionell vom Klang der Blockflöten, Posaunen Streichinstrumente und vom Gesang vieler Weihnachtslieder erfüllt ist. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass darunter auch Stücke von Martin Luther gespielt werden. Denn der Kirchenreformer war ebenso Liederdichter, der die Texte und Melodien von mehr als dreißig Liedern verfasste.

Aufbau eines verständlichen Gesangsrepertoires

„Vom Himmel hoch, da komm ich her/Ich bring’ euch gute neue Mär/Der guten Mär bring ich so viel/Davon ich sing´n und sagen will.“ Das bis heute populäre Weihnachtslied soll Martin Luther zur Bescherung für seine Kinder geschrieben haben. Er hinterlegte den Text mit der Melodie des damals bekannten Volksliedes „Ich komm' aus fremden Landen her“. Damit sollte das gemeinschaftliche Singen erleichtert und die Akzeptanz erhöht werden. Die erste Version des Liedes „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ war aber nicht lange im Umlauf. Nur wenige Jahre später, 1539, wurde Luthers Lied mit einer anderen, ihm selbst zugeschriebenen und der heute allgemein bekannten Melodie erneut publiziert.

Sprachempfinden und musikalisches Gehör gehörten bei Martin Luther zusammen. Die Grundlagen dazu wurden ihm an der Universität in Erfurt vermittelt, wo er neben Theologie auch Musik studierte. Er war aber nicht nur ein musikalisch gebildeter Mensch, der vermutlich an der Laute, einem Vorgänger der Gitarre, komponierte, sondern ein am praktischen Musizieren und Singen interessierter Geistlicher. Die besondere Natur der Musik wirke, so meinte Luther, stärker auf den Menschen ein als das gesprochene Wort allein.

Durch die Reformation war die Gemeinde Teil des Gottesdienstes geworden. Die Gottesdienstbesucher sollten deshalb in der Lage sein, verständlich mitsingen zu können. Allerdings mangelte es an passenden Liedern und Gesangsstücken. Aus diesem Grund machte es sich Luther zur Aufgabe, ein kraftvolles und vor allem verständliches, deutschsprachiges Liederrepertoire aufzubauen. Da die Gläubigen aber zu sehr an traditionelle Gesänge gewöhnt waren, hätte der Einsatz beliebiger deutscher Lieder für sie vermutlich eine Zerstörung der Liturgie bedeutet. Deshalb arbeitete Luther daran, lateinische Gesänge ins Deutsche zu übersetzen und so neue Liedtexte zu schaffen.

Am Beispiel des Weihnachtsliedes „Gelobet seist du, Jesu Christ“ lässt sich exemplarisch seine Vorgehensweise veranschaulichen: Die Grundlage des Liedes ist der lateinische Satz „Grates nunc omnes“. Von diesem einstrophigen Kirchengesang, der ursprünglich seit dem 11. Jahrhundert zu Weihnachten gesungen worden war, übernahm Luther die Melodie, übersetzte den Text und fügte noch weitere Strophen hinzu. So verfuhr er mit den meisten seiner Lieder.

Reformation auch in kirchenmusikalischer Hinsicht produktiv

Durch seine Ausbildung war Luther aber ebenso selbst in der Lage, eigene Lieder zu komponieren. "Nun freut euch, lieben Christengmein" aus dem Jahr 1523 gilt als eines seiner ältesten Kirchenlieder. Er hat sowohl das Lied komponiert als auch den Text geschrieben. In den nächsten 20 Jahren ging das Liederschaffen des Reformators in unregelmäßigen Abständen weiter, wobei das Jahr 1524 mit insgesamt 24 verfassten Liedern eine besondere fruchtbare Zeit war. Er schuf ein Repertoire von Liedern für die verschiedenen Feste des Kirchenjahres: Entworfen 1524 und nach und nach ergänzt, stellte er 1543 einen Zyklus von 13 Liedern zusammen, vorgesehen für die Weihnachtszeit, für das Dreikönigsfest, für Lichtmess, Ostern, Pfingsten und das Trinitatisfest. Die insgesamt 37 Lieder, die eindeutig auf den Reformator zurückgeführt werden können, finden sich bis heute in den evangelischen Gesangsbüchern. Sie bilden den Beginn einer außergewöhnlichen geistlichen Musikkultur, die ihren vollendeten Ausdruck in den Werken von Johann Sebastian Bach gefunden hat. Dieser verwandte übrigens auch die Melodie von „Vom Himmel hoch“ für drei Choräle seines Weihnachtsoratoriums.

Informationen

Autor:Michael Achhammer Quelle:Deutschlandfunk/luther2017.de Datum:08-12-14
Schlagworte:
Lutherdekade, Sprache, Weihnachten, Martin Luther, Musik

Musik

„Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich“, so beschrieb Martin Luther die Bedeutung der Musik für Glaube und Gemüt.