Skip to main content

Cranach-Werke am Ort ihrer Bestimmung

In der Lutherstadt Wittenberg findet eine Tagung zu den Tafelbildern der Malerfamilie Cranach und ihres Umkreises in den Kirchen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland statt. 

(Quelle: Ev. Kirchengemeinde St. Stephani Aschersleben)

Kein Künstler hat unser Bild der Reformation so geprägt wie die Malerfamilie Cranach. Durch die Porträts der Reformatoren können wir uns noch heute eine klare Vorstellung einer ganzen Epoche machen. So wissen wir wie Martin Luther, seine Frau, ja sogar der vergleichsweise unbekannte, aber für die Reformation bedeutende, Georg Spalatin aussahen. Die Malerfamilie Cranach und ihre Werkstatt waren aber in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ebenso für Auftraggeber tätig, die sich der Reformation anschlossen, wie für solche, die zu deren Gegnern zählten. Grundsätzlich ist lange bekannt, dass weder der Förderer Luthers, Kurfürst Friedrich der Weise, noch die Kontrahenten Luthers, Kardinal Albrecht von Brandenburg und die albertinischen Wettiner, Anstoß daran nahmen, dass Cranach auch für die jeweilige Gegenseite arbeitete. Die Quellen verraten, wie vertraut der Umgang zwischen den Fürsten trotz ihrer verschiedenen Glaubensausprägungen war.

Das Wirken der Cranachwerkstatt in Mitteldeutschland

Lucas Cranach d. Ä. porträtierte nicht nur viele der Wittenberger Reformatoren, sondern illustrierte auch deren Schriften und entwarf Altarbilder, Epitaphien und Einzeltafeln. In vielen evangelischen Kirchen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen sind Tafeln der Cranach-Familie und ihrer Werkstatt durchweg bis heute an dem Ort, für den sie geschaffen wurden und vielfach auch noch in der ursprünglich beabsichtigten Nutzung überliefert. Für die Geschichte der Reformation herausragend sind der große Reformationsaltar der Stadtkirche in Wittenberg (1546/47) und der Epitaphaltar in der Herderkirche in Weimar (1555). Hinzu kommen Bilder wie die der Kindssegnung Christi (Naumburg/Saale), Altäre mit Darstellungen biblischer Szenen, denen die Reformatoren als Zeugen beiwohnten (Kemberg) oder Einzeltafeln mit dem „Gesetz und Gnade“-Thema. Selbst in kleineren Ortschaften der Region, wie etwa dem knapp 9.000 Einwohner umfassenden Neustadt an der Orla, findet sich in der Stadtkirche St. Johannis ein Flügelaltar aus der Werkstatt Cranachs.

Manche dieser Werke stammen aus den vorreformatorischen Jahren, so eine frühe große Tafel mit der Darstellung der vierzehn Nothelfer aus den Jahren 1506/07 (Torgau). Andere aber wurden in späteren Jahrzehnten geschaffen, in denen zeitgleich in der Graphik bereits reformatorische Bildprogramme wie das des „Passional Christi und Antichristi“ (1521) oder später die bereits genannten großen Reformationsaltäre entstanden. Für „altgläubige“ Auftraggeber schufen die Meister und die Mitglieder der äußerst produktiven Werkstatt in diesen Jahren zahlreiche Altäre mit Heiligendarstellungen. Besonders anrührende Beispiele finden sich in der Stephanikirche in Aschersleben.

Das Cranach-Projekt in Mitteldeutschland

Um diese wertvollen Kunstschätze zu erhalten, konserviert und restauriert die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) im Cranach-Projekt Altäre und Tafelbilder in der Region. Zugleich wird die Geschichte dieser Bilder erforscht. Das interdisziplinär angelegte Forschungs- und Restaurierungsprojekt wird von Theologen, Kunsthistorikern, Historikern und Restaurationen betreut. Auf einer Tagung über die Tafelbilder der Malerfamilie Cranach und ihres Umkreises sollen nun die Ergebnisse der bisherigen Arbeit vorgestellt und diskutiert werden. Zu diesem Zweck lädt die EKM vom 17. bis 19. November zur Tagung „Cranach-Werke am Ort Ihrer Bestimmung“ in die Lutherstadt Wittenberg ein.


Flyer der Veranstaltung

Informationen

Quelle:EKM Datum:13-11-14
Schlagworte:
Cranach, Lutherdekade, Bild und Bibel, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Lutherstadt Wittenberg, Luther entdecken