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Im Zug mit … Astrid Mühlmann

Interview mit der Leiterin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ auf dem Weg von Wittenberg nach Straßburg

Astrid Mühlmann ist seit Juni 2015 die neue Leiterin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ (Foto: © Wolfram Scheible, Stuttgart)

Während das Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ allerorts auf Hochtouren läuft, blickt man in der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ schon auf das nächste: „Reformation und die Eine Welt“ soll an die internationalen Auswirkungen der Reformation erinnern. Dem Anlass entsprechend findet die Eröffnung dieses Themenjahres in Straßburg statt. Wir haben Astrid Mühlmann, die neue Leiterin der Staatlichen Geschäftsstelle, auf dem Weg in die französische Stadt begleitet. Mit ihr sprachen wir über die Vorbereitungen zum anstehenden Themenjahr, die Freude auf das Reformationsjubiläum und das Entwicklungspotential in der Lutherdekade.   

Luther2017.de: Frau Mühlmann, worauf freuen Sie sich besonders im  Hinblick auf das Reformationsjubiläum?

Astrid Mühlmann:
Ich freue mich darauf, dass 2017 die Welt wieder „zu Gast bei Freunden“ sein wird. Das Reformationsjubiläum gibt uns die Chance, gemeinsam mit den Besuchern aus aller Welt unser schönes Land, unsere reiche Kultur und unsere spannende Geschichte zu entdecken. Die Reformation hat eine Bewegung in Gang gesetzt, in deren Ergebnis sich Deutschland zu einer vielfältigen Gesellschaft entwickelt hat. Ich freue mich darauf, dass sich das Reformationsjubiläum ebenso vielfältig präsentieren wird.

Anfang Juni haben Sie die Leitung der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ in Wittenberg übernommen. Was sind Ihre Ziele für die Lutherdekade und wo sehen Sie bei den Vorbereitungen zum Reformationsjubiläum noch Entwicklungspotential?

Mühlmann:
Wir sind uns heute sicherlich alle der Bedeutung der Reformation für das religiöse Leben bewusst. Doch die Auswirkungen der Reformation sind deutlich weitreichender, sie bilden die Wurzeln unserer Gesellschaft, beeinflussten Politik, Wissenschaft, Bildung, Sprache und Kultur und damit jeden einzelnen in unserem Land. In den letzten zwei Jahren der Dekade wollen wir das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen, dass die Reformation über die evangelischen Kirchen hinaus uns alle betrifft und dass sie in ganz Deutschland zu finden ist. Mit der Lutherdekade wurden bereits viele unbekannte Kleinode wachgeküsst. Für das Reformationsjubiläum wünsche ich mir deshalb, dass möglichst viele Menschen die Reformation auch vor der eigenen Haustür oder in kleinen bisher unbekannten Orten entdecken.

Wie lässt sich die Bedeutung der Reformation in unserer heutigen Gesellschaft vermitteln?

Mühlmann:
Wir haben eine sehr vielfältige Gesellschaft. Gemeinsam mit unseren kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Partnern werden wir daher ganz unterschiedliche Mittel nutzen, um die Menschen zu erreichen: Ausstellungen und Tagungen, Bücher und Publikationen, Gottesdienste und Tischgespräche sind nur einige der vielen Projekte, die während der Dekade, aber auch im Jubiläumsjahr besucht werden können. Persönlich glaube ich, dass wir uns noch stärker auf Kinder und junge Erwachsene konzentrieren sollten. Gelingt es, das Interesse bei den Kindern zu wecken, so erreichen wir auch deren Eltern und Großeltern. Natürlich bietet sich hier der Weg über die Schulen an. Derzeit entstehen Lern- und Lehrmaterialien für den schulischen und außerschulischen Bereich. Darüber hinaus regen Schulwettbewerbe dazu an, die wesentlichen Fragen der Reformation mit unserem heutigen Leben zu verknüpfen. Und wir lernen von Martin Luther. Wie er haben wir „dem Volk auf´s Maul geschaut“, oder besser gesagt: der Jugend auf die Finger. Wir verwenden die Kommunikations- und Ausdrucksformen, die auch junge Erwachsene verwenden. So twittern wir von Veranstaltungen, informieren über Facebook und rufen zu einem Poetry Slam auf. Sie sehen also, die Reformation ist im 21. Jahrhundert angekommen.

Das Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ wirft bereits seine Schatten voraus und die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Was erwartet uns im finalen Themenjahr vor dem Reformationsjubiläum?

Mühlmann:
Die Reformation ist kein rein deutsches Phänomen, vielmehr ist sie ein Ereignis von weltweiter Bedeutung. Im Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ gilt es diese internationale Dimension der Reformation und des Reformationsjubiläums zu zeigen. Vor diesem Hintergrund haben sich staatliche und kirchliche Partner entschieden, die Eröffnung des kommenden Themenjahres in Straßburg – der Hauptstadt Europas – zu begehen. Wir bereiten die Themenjahreseröffnung gemeinsam mit unseren französischen Partnern vor und erwarten internationale Gäste. So werden Festgottesdienst und Festakt erstmals seit Beginn der Lutherdekade auch mehrsprachig sein.

Darüber hinaus werden während des gesamten Jahres 2016 immer wieder Projekte und Veranstaltungen gemeinsam mit internationalen Partnern auch außerhalb Deutschlands stattfinden. Exemplarisch möchte ich an dieser Stelle die vom Auswärtigen Amt in den USA geplante Ausstellung „Here I stand“ nennen, die die Lutherdekade auch auf den amerikanischen Kontinent tragen und ihre Besucher auf die deutschen Reformationsstätten neugierig machen wird.

Was wird Ihr nächstes zentrales Projekt im Rahmen der Lutherdekade sein?

Mühlmann:
Wir setzen darauf, die Vielstimmigkeit der Reformation auch in unseren Projekten aufleben zu lassen. Die Fertigstellung und Veröffentlichung des digitalen Lutherkoffers für Schulen spielt dabei zum Beispiel eine ebenso große Rolle, wie die Tagung unseres wissenschaftlichen Beirats zum Thema „Reformation und Säkularität“. 

Wenn Sie einen Einblick haben wollen, wie vielfältig die Projekte und Veranstaltungen der staatlichen Partner sind, dann kann ich Sie nur einladen, uns im November auf unserem „Jour Fixe mit Luther“ in Berlin zu besuchen, wo wir einige der vielen dann laufenden Projekte vorstellen werden.