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UNESCO-Bewerbung der Franckeschen Stiftungen steht vor dem Aus

Das Ensemble sieht derzeit keine ausreichende Unterstützung ihres Welterbeantrags auf internationaler Ebene

Bibliothek in den Franckeschen Stiftungen
Kulissenbibliothek in den Franckeschen Stiftungen zu Halle (Bild: epd-bild/ Rolf Zoellner)

Die Franckeschen Stiftungen zu Halle müssen sich wohl von der Hoffnung auf einen Weltkulturtitel vorerst verabschieden. Beim Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) sei die Bewerbung aus der Saalestadt durchgefallen, sagte Direktor Thomas Müller-Bahlke am Mittwoch (9.12.15) in Halle. Das sei den Verantwortlichen vor rund einer Woche bei einem Treffen in Paris mündlich mitgeteilt worden. 

Welterbe nicht ausreichend erkennbar

ICOMOS bereitet die Entscheidung für das Welterbekomitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) vor. Müller-Bahlke ist eigenen Angaben zufolge kein Fall bekannt, in dem die UNESCO wesentlich von einer Empfehlung des Denkmalrates abgewichen wäre. Demnach werde dem Ensemble kein außergewöhnlicher universeller Wert zuerkannt. Sozial- und Bildungsarchitektur sowie Waisenhausbauten stellen für ICOMOS keine zu füllende Lücke auf der Welterbeliste dar. Die Ideen in Fürsorge und Bildung, die die Stiftungen verkörpern, seien im weltweiten Maßstab nicht einflussreich genug gewesen. In den Bauten des Stiftungsensembles sei die Verbindung von immateriellem und materiellem Erbe nicht ausreichend erkennbar.

Weiteres Vorgehen wird im Januar abgestimmt

Für die Franckeschen Stiftungen sei diese Entscheidung „sehr überraschend“ gewesen, sagte Müller-Bahlke. Zu keinem Zeitpunkt habe es Hinweise darauf gegeben, dass mit einer grundlegenden Ablehnung zu rechnen sei. Bei einer vierstufigen Bewertungsskala hatte der Antrag den schlechtesten Platz – die komplette Ablehnung – erhalten. Das Kuratorium der Stiftung sondiert intensiv das weitere Vorgehen zusammen mit dem Auswärtigen Amt. Im Januar werde darüber entscheiden, ob der Antrag zurückgezogen wird. „Noch stehe dies nicht fest“, erklärte Müller-Bahlke.

Die Franckeschen Stiftungen wurden 1698 von dem Theologen und Pädagogen August Hermann Francke (1663-1727) als Armenschule und Waisenanstalt gegründet. In der Folge entstand eine Schulstadt, zu der heute mehr als 40 Bildungs- und Sozialeinrichtungen gehören. Nach Auffassung der Stiftungen handelt es sich bei dem historischen Waisenhaus und der gesamten Anlage um eine weltweit beispielgebende Architektur.

Informationen

Quelle:epd/Franckesche Stiftungen Datum:10-12-15
Schlagworte:
Franckeschen Stiftungen, UNESCO, Halle, ICOMOS, Welterbe, Bildung

Franckesche Stiftungen zu Halle

Die vielen Impulse der Reformation gaben auch Jahrhunderte später noch Aufgaben auf. Ein Pfarrer sah sich in besonderem Maße Luthers Erbe verpflichtet: August Hermann Francke gründete 1698 die Franckeschen Stiftungen zu Halle.