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Franckesche Stiftungen übergeben Antrag für Aufnahme in UNESCO-Welterbe

Franckesche Stiftungen (Foto: Franckesche Stiftungen zu Halle/Uwe Gaasch)

Die Franckeschen Stiftungen haben ihren Aufnahmeantrag für das UNESCO-Welterbe an Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) übergeben. „Damit ist ein erstes Ziel auf dem Weg zum Welterbetitel erreicht, jetzt beginnt die entscheidende Phase im Prüfungs- und Aufnahmeverfahren“, erklärte der Minister bei der Übergabe der Unterlagen in Magdeburg. Die Franckeschen Stiftungen seien das Zentrum einer Weltbewegung und ein wichtiger Impulsgeber für den Aufbruch im 17. Jahrhundert.

„Kurz vor dem Festwochenende zum 351. Geburtstag des Stiftungsgründers August Hermann Francke freue ich mich, dass wir diesen Punkt im Bewerbungsverfahren erreicht haben“, so Dorgerloh. Durch den Antrag werde zudem die Stellung Sachsen-Anhalts als eine UNESCO-Schwerpunktregion innerhalb Deutschlands unterstrichen. „Mit dem Naumburger Dom und der hochmittelalterlichen Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut sowie den Franckeschen Stiftungen haben wir jetzt zwei weitere Eisen im Feuer“, so der Minister.

Einzigartige bürgerliche Architektur

Das Gebäudeensemble der Franckeschen Stiftungen zu Halle ist eine einzigartige bürgerliche Zweckarchitektur der frühen Neuzeit. Die Anlage mit dem weltberühmten Waisenhaus entstand zwischen 1698 und 1748. Der Reformansatz August Hermann Franckes (1663-1727) war für die damalige Zeit revolutionär. Anknüpfend an Luthers Reformation, wollte eine grundlegende Reform der gesamten Gesellschaft: der Regierenden, der Lehrenden und der Geistlichen. Diesen Ansatz verknüpfte er mit der Sorge um Waisenkinder, Arme und Benachteiligte, wobei der Bildung zentraler Stellenwert zukam.

Stephan Dorgerloh (Foto: epd-bild/Andreas Schoelzel)

Architektur und Raumkonzeption der Franckeschen Schulstadt spiegeln auf herausragende Weise die Bewegungen des Pietismus und der Frühaufklärung: Das multifunktionale Waisenhaus beheimatete die anstaltseigene Apotheke, einen Verlag und die Schulräume ebenso wie die Kunst- und Naturalienkammer („Wunderkammer“). Der Bet- und Singesaal ist in seiner Architektur wegweisend; auch der älteste deutsche Profanbau für eine Bibliothek, die „Kulissenbibliothek“, und das „Lange Haus“, die größte frühneuzeitliche Fachwerkkonstruktion Europas, sind hier zu finden.

Nach der Wende vor dem Verfall gerettet

Die historische Architektur der Franckeschen Stiftungen wurde nach 1990 vor dem Verfall gerettet und kann heute in authentischer Form erlebt werden. In den aufwändig sanierten Gebäuden ist wieder ein lebendiger Bildungskosmos beheimatet, von dem Impulse in die heutige Gesellschaft ausstrahlen. Themen wie Bildungsgerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten der Stiftungen und ihrer über 40 wissenschaftlichen, sozialen und pädagogischen Partnereinrichtungen auf dem Gelände.

Die Bewerbungsunterlagen der Franckeschen Stiftungen umfassen etwa 350 Seiten. Die Erarbeitung des Antrags hatte im Jahr 2012 begonnen. Er wurde nun in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, dem Landesverwaltungsamt, der Stadt Halle und dem Kultusministerium fertiggestellt. Nach einer Vorprüfung durch das UNESCO-Welterbezentrum in Paris müssen die Unterlagen spätestens am 1. Februar 2015 eingereicht werden. Die Entscheidung über eine Aufnahme in die Welterbeliste fällt im Sommer 2016.

Informationen

Quelle:luther2017.de Datum:21-03-14
Schlagworte:
Halle, Architektur, Pietismus, Franckesche Stiftungen, Unesco, Welterbe

UNESCO-Bewerbung der Franckeschen Stiftungen steht vor dem Aus

Die Franckeschen Stiftungen zu Halle müssen sich wohl von der Hoffnung auf einen Weltkulturtitel vorerst verabschieden. Beim Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) sei die Bewerbung aus der Saalestadt durchgefallen.

Stephan Dorgerloh