Skip to main content

Preis „Das unerschrockene Wort“ in Torgau verliehen

Die Jury mit Laudatorin Rita Süssmuth (3. von links)und den Preisträgern, Markus und Susanna Nierth (5. und 6. von links) sowie Horst und Birgit Lohmeyer (7. und 5. von rechts) vor dem Wendelstein von Schloss Hartenfels. (Bild: Wolfgang Sens)

Für ihren beeindruckenden Einsatz gegen Rechtsextremismus sind zwei überregional bekanntgewordene Ehepaare aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit dem Luther-Preis „Das unerschrockene Wort“ 2017 geehrt worden. Der frühere Tröglitzer Bürgermeister Markus Nierth (parteilos) und seine Frau Susanna teilen sich den am Samstag im sächsischen Torgau verliehenen Preis mit dem Ehepaar Horst und Birgit Lohmeyer aus Jamel in Mecklenburg-Vorpommern, wie der Bund der Lutherstädte mitteilte. Die Ehrung ist mit 10.000 Euro dotiert.

Als Laudatorin hob die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) am Samstag in der Torgauer Schlosskirche den besonderen Mut der vier Geehrten hervor: „Wer schweigt, stimmt zu. Horst und Birgit Lohmeyer sowie Markus und Susanna Nierth erheben ihre Stimme unerschrocken und mutig gegen Rechtsextremismus.“ Süssmuth sagte weiter, Populismus weiche nur vor entschlossenem Widerstand und engagierter Zivilcourage zurück. Daher gehe der Preis „Das unerschrockene Wort“ zu Recht an die beiden Ehepaare.

Preisträger engagieren sich gegen Rechtsextremismus

Markus Nierth war von 2009 bis 2015 ehrenamtlicher Ortsbürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt. Im Streit über die Unterbringung von Asylbewerbern wurde er massiv von Rechtsextremisten angefeindet. Aus Sorge um seine Familie legte er daraufhin sein Amt nieder, setzte sich gemeinsam mit seiner Frau aber weiter für die Flüchtlinge ein.

Das Künstler-Ehepaar Lohmeyer lebt auf einem alten Forsthof in Jamel, das deutschlandweit als „Nazi-Dorf“ Bekanntheit erlangt hat. Seit 2007 veranstalten die Preisträger dort jedes Jahr das Rockfestival „Jamel rockt den Förster“ gegen Neonazis. Gut zwei Wochen vor dem Festival 2015 hatte ein Feuer die Scheune auf dem Gelände des Lohmeyer-Hofes komplett zerstört. Die Ermittler gingen damals von Brandstiftung aus.

Susanna Nierth bedankte sich für die Auszeichnung mit den Worten: „Ich nehme diesen Preis stellvertretend für unsere Kinder entgegen.“ Schließlich sei nicht nur einem Ortsbürgermeister zugesetzt worden: „Tatsächlich war und ist das Leben einer ganzen Familie betroffen und bis heute komplett verändert.“ Markus Nierth zeigte sich gerührt von der Preisverleihung. Er nehme ihn stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen und Kommunalpolitiker entgegen, „die in diesen Tagen für ihre Geradlinigkeit, für ihre Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe brutalen Hass und schlimmen Psychoterror ertragen müssen“, sagte der frühere Bürgermeister.

Preis gibt „Kraft und das Gefühl des Nicht-allein-Seins“

Horst Lohmeyer sagte, der Preis gebe seiner Familie „Kraft und das Gefühl des Nicht-allein-Seins im Kampf gegen rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen“ im Land. Birgit Lohmeyer ergänzte: „Wir möchten Deutschland vor einem Rückfall in eine Diktatur, wie sie unsere Eltern noch am eigenen Leib erfahren haben, bewahren. Gerade die Tatsache, dass unsere Eltern uns nicht glaubwürdig erklären konnten, weshalb sie damals die deutsche Tragödie nicht verhindert haben, stellt eine große Motivation für uns dar, es niemals wieder so weit kommen zu lassen.“

Der Preis „Das unerschrockene Wort“ wurde im Andenken an Martin Luther zuerst 1996 vergeben. Seit 1999 findet die Verleihung alle zwei Jahre statt. Der Preis erinnert an den Mut und die Standhaftigkeit des Reformators, der sich auf dem Reichstag zu Worms 1521 für seine Überzeugungen verantworten musste und sich weigerte, seine Kritik an der Amtskirche zu widerrufen, obwohl ihm dafür die Ächtung drohte. Jede der insgesamt 16 deutschen Lutherstädte kann einen Kandidaten aus dem In- und Ausland für den mit 10 000 Euro dotierten Preis nominieren. Im Mittelpunkt stehen dabei Menschen, die bereit sind, „für unerschrockenes Auftreten Unbill in Kauf zu nehmen“. Eine Jury aus den Bürgermeistern der Städte und weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens ermittelt die Preisträger.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/Stadt Torgau Datum:25-04-17
Schlagworte:
Das unerschrockene Wort, Martin Luther, Rechtsextremismus, Preis, Torgau

Reformationspreis: Preis der Lutherstädte – „Das unerschrockene Wort“

Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ehrt Persönlichkeiten, die im Sinne Luthers Zivilcourage gezeigt, „in Wort und Tat für die Gesellschaft, Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten“ haben.