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Petrus Valdes: Kaufmann und Wanderprediger

Petrus Valdes auf dem Lutherdenkmal in Worms.
(Bild: © Alexander Hoernigk (via Wikimedia Commons), CC BY 3.0)

Das Wormser Lutherdenkmal gilt – neben dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf – als das größte Reformationsdenkmal der Welt und ist sicher eines der bekanntesten. Neben dem Reformator Martin Luther selbst sind hier auch Weggefährten Luthers verewigt, etwa Melanchthon oder Friedrich der Weise. Weitere Figuren stellen andere Kirchenreformer dar, die teilweise schon Jahrhunderte vor Luther lebten. Dazu gehören neben Jan Hus auch Girolamo Savonarola, Petrus Valdes und John Wyclif. Im dritten und letzten Teil der Reihe stellen wir nun den Franzosen Petrus Valdes vor. 

Valdes war zunächst Kaufmann in Lyon, später Wanderprediger. Als solcher begründete er die Glaubensgemeinschaft der Waldenser. Die gilt als eine der bedeutendsten Ketzerbewegungen des Mittelalters und hat trotz Verfolgung bis in die heutige Zeit überdauert. Geboren wurde Valdes (Waldus, Valdesius, Valdus, Peter Waldo, Pierre Waldes oder Vaudès) um 1140, er starb vor 1218, nach einigen Quellen bereits um 1205. 

Vom Kaufmann zum Wanderprediger

Als wohlhabender Bürger befasste sich Valdes mit dem Studium der Bibel und beauftragte um 1170 die Übersetzung der lateinischen Bibelfassung, der Vulgata, in den örtlichen Dialekt. So sollte die Bibel auch dem einfachen Volk zugänglich sein. Hier zeigt sich die stärkste Parallele mit späteren Reformationsbewegungen. Abschriften dieser Übersetzung sind nicht mehr erhalten. 

In den späten 1170er-Jahren hatte Valdes ein religiöses Erweckungserlebnis, verließ Frau und Kinder, trennte sich von seinem weltlichen Vermögen und zog als armer Wanderprediger durch das Land. Er organisierte Armenspeisungen in und um Lyon und las aus der Bibel. Das brachte ihm zahlreiche Anhänger ein, die seinem Beispiel folgend in freiwilliger Arbeit fromm leben wollten. In der Folge zogen immer mehr Menschen predigend und von Almosen lebend durch das Erzbistum Lyon: die „Armen von Lyon“. 

Dabei verschrieben sich Valdes und seine Anhänger vor allem der Aufforderung Christi an die Apostel „Verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“. Damit war ein Konflikt mit der Kirche jedoch vorprogrammiert. Die meinte, das Recht auf Predigt sei einzig ihrem Klerus vorbehalten und Christi Auftrag allein auf die Kirche übertragen. Auch die Kirche berief sich dabei auf ein Bibelwort: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“. 

Predigterlaubnis vom Papst – aber nur kurze Entspannung

Valdes bemühte sich um eine offizielle päpstliche Predigterlaubnis. 1179 wandte er sich im Rahmen des III. Laterankonzils an Papst Alexander III. Dieser empfing die Abgesandten der Waldenser; sie mussten ihren Glauben vor einem Komitee erläutern. Obwohl das Komitee die Waldenser ausgelacht haben soll, erteilte der Papst die Predigterlaubnis. Sie galt jedoch nur mit Genehmigung des örtlichen Bischofs. Unter Lyons Erzbischof Guichard konnten Valdes und dessen Anhänger nun ihre Botschaft verkünden. 

Nach Guichards Tod 1181 kam es allerdings erneut zum Konflikt. Weil auch die Frauen unter Valdes’ Anhängern predigten, wurde das Predigtrecht wieder entzogen. Valdes leistete dem Predigtverbot allerdings keine Folge, wurde vom Erzbischof exkommuniziert und aus Lyon vertrieben. 1184 listete Papst Lucius III. die „Armen von Lyon“ im Edikt „Ad Abolendam“ als Häretiker, belegte sie mit dauernder Exkommunikation und drohte mit schweren Strafsanktionen. Auf dem IV. Laterankonzil unter Papst Innozenz III. erfolgte eine weitere Verurteilung. 

Nach ihrer Vertreibung verbreiteten sich die „Armen von Lyon“ in Südfrankreich und Norditalien, ab dem 13. Jahrhundert auch in Mitteleuropa. Im Zuge der Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche setzten sich in der Waldenserbewegung Lehren durch, die im Konflikt mit der katholischen Kirche standen. Schon 1218 sind etwa die Ablehnung des Fegefeuers, der Heiligenverehrung, der Kirchensatzungen sowie der weltlichen Strafgerichtsbarkeit und der Eidesleistung dokumentiert. Über Valdes’ weiteres Leben nach der Exkommunikation ist nichts bekannt.

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:15-10-18
Schlagworte:
Reformation, Frankreich, Vorläufer, Petrus Valdes, Waldus, Waldenser, Papst Alexander III., Laterankonzil

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