Jan Hus wurde 1371 als Kind einer armen böhmischen Familie geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in der Hauptstadt Prag, die, wie ganz Böhmen, im 14. Jahrhundert von einem politisch einflussreichen Klerus dominiert wurde. Ethnisch waren Stadt wie Universität zweigeteilt: Einer deutschsprachigen Elite unterstand die aufstrebende tschechischsprachige Bevölkerung.
Vor diesem Hintergrund wurde die Universität Prag neben der Bethlehemskapelle Hus' zentraler Wirkungsort als Dozent, Prediger und später auch Rektor. Durch seine Predigten und Schriften erschütterte Hus grundlegend das Selbstverständnis und die hierarchische Ordnung der Kirche: In Anlehnung an den englischen Theologen John Wyclif sah er die Kirche als Gemeinschaft der von Gott zum Heil Vorherbestimmten (Prädestinationslehre). Da sich kein Mensch auf Erden, nicht einmal der Papst aber der göttlichen Gnade gewiss sein könne, verlor die weltliche Macht des Papsttums jede Legitimität.
Der Papst quittierte Hus' Reformvorschläge mit dem Kirchenbann
Hus sah als Haupt der Kirche allein Christus, als ihr wahres Fundament die Bibel. Die in seinen Augen sündige Institution Kirche hatte durch Ablasshandel und Unzüchtigkeit ihren Vertretungsanspruch verloren. Hus wollte Gläubigen eine stärkere Teilhabe ermöglichen: Die Kelchkommunion, sowie das Recht zu predigen sollte auch Laien zuteilwerden. Eine weitere entscheidende Neuerung: Hus predigte in Tschechischer Sprache. Der Papst quittierte Hus' Reformvorschläge 1410 mit dem Kirchenbann.
Hus erlangte unter den Böhmen große Beliebtheit. Grund dafür waren seine weithin verständlichen Predigten und sein Geschick, Theologie und politische Forderungen nach mehr Mitspracherecht für die Böhmische Bevölkerung zu vereinen. Im Böhmischen König Wenzel fanden Hus und seine Anhänger zeitweilig einen Unterstützer. Er verhalf den Reformern zu mehr Macht an der Universität (Kuttenberger Dekret) und schützte Hus nach dem Bann vor Verfolgung.
Auf Druck von Rom ließ er Hus 1412 jedoch mit Blick auf die mögliche Kaiserkrone und Einnahmen aus dem päpstlichen Ablasshandel fallen. Hus floh daraufhin aus Prag und revidierte auf dem Land die Bibel in tschechischer Sprache. Die tschechische Bibel wird 1488 zum ersten Mal in Prag gedruckt. Ende des 16. Jahrhunderts entstand mit der Kralitzer Bibel die erste vollständige tschechische Bibelübersetzung.
Hus widerrief nicht
Ebenfalls mit Blick auf die Kaiserkrone ließ Wenzels Halbbruder Sigismund, römisch-deutscher König, 1413 das Konstanzer Konzil einberufen. Die Einheit der damals von drei Päpsten regierten Kirche sollte wiederhergestellt werden und ein neuer Papst gewählt werden. Sigismund hoffte, von diesem später zum Kaiser gekrönt zu werden. Dazu musste das Konzil zunächst aber Einigkeit in Glaubensfragen herstellen und so lud Sigismund den verbannten Hus unter Zusicherung von freiem Geleit nach Konstanz ein.