Die mobile Plastik des Künstlers Ottmar Hörl

Lutherbotschafter auf dem Wittenberger Marktplatz
(Foto: Christian Melms)

Die mobile Plastik „Martin Luther: Hier stehe ich“ des Künstlers Ottmar Hörl hat 2010 viel Aufsehen erregt. 800 Miniaturen des historischen Lutherdenkmals bevölkerten den Wittenberger Marktplatz, während das Original saniert wurde. Die farbigen Kunststoffplastiken in vier Farben waren Teil des Wittenberger Stadtbildes vom 14. August bis 12. September 2010.

Künstlerisch und provokant

Die Planungen der Stadt Wittenberg, sowohl das 1821 errichtete Denkmal Luthers von Johann Gottfried Schadow als auch das 1865 eingeweihte Denkmal Melanchthons zu restaurieren und dabei auch Baldachine, Sockel und Stufenanlage vollständig abzubauen, ließen bei Prälat Stephan Dorgerloh, dem Beauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Wittenberg und die Lutherdekade, gemeinsam mit Professor Ottmar Hörl, Präsident der Nürnberger Kunstakademie, zu Beginn des Jahres 2009 die Idee entstehen, während der Abwesenheit der beiden Denkmale, diese einmalige Chance für eine temporäre (Neu)Gestaltung des Marktes zu nutzen, um in der Lutherdekade Lutherverehrung und Luthererinnerung künstlerisch und provokant, ungewöhnlich und öffentlich zu diskutieren.

Rasch konkretisierte sich das Projekt in Form einer Installation von unterschiedlich farbigen Nachbildungen der Schadowfigur aus Kunststoff, die rhythmisch angeordnet eine neue Struktur auf dem Marktplatz bilden. Dabei erzählt das für jedermann begreifbare Kunstwerk zwei Geschichten der Reformation.

Luther hätte sich nie auf einen Sockel stellen lassen

Luther selber hätte sich bei aller Eitelkeit niemals auf einen Sockel stellen lassen. „Wie käme denn ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi mit meinem heillosen Namen nennen sollte?“,  antwortet Luther auf die Frage, ob man seine Anhänger lutherisch nennen solle. Dabei erinnert uns die Reformation der Kirche in besonderer Weise daran, dass Christus allein erhöht gehört. Luther hätte auf einen Sockel wohl allein die heilige Schrift gestellt.

„Von Wittenberg in die Welt“ ist der Titel der zweiten Geschichte, die in der Lutherdekade zu vergegenwärtigen ist. Darin wird erzählt, wie sich der erneuerte Glaube an den aus Gnade rechtfertigenden Gott über die Welt ausdehnt. Rund 400 Millionen Christen protestantischen Glaubens gibt es heute rund um den Globus. So wird das Reformationsjubiläum 2017 erstmals nicht nur auf einen nationalen Rahmen beschränkt sein wie die vielen Reformationsjubiläen zuvor. Es wird auch nicht von Staat und Kirche instrumentalisierend in Anspruch genommen, sondern vielfältig vor Ort, in Gemeinden und Gruppen, im In- und Ausland mitgestaltet und mitgefeiert werden.


 

Das vom Kunstverein Wittenberg e.V., von der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg und der Geschäftsstelle der EKD herausgegebenes Buch "'Hier stehe ich...' - Ein Kunstprojekt von Ottmar Hörl in der Lutherdekade" dokumentiert die Aktion mit zahlreichen Bildern.