Die lutherische Kirche Polens bereite sich intensiv auf das Reformationsjubiläum vor, berichtete Margot Käßmann nach einem zweitägigen Besuch in Breslau (Wrocław). Die Minderheitenkirche mit landesweit 75.000 Mitgliedern erinnere unter anderem mit der Internetseite www.luter2017.pl an das „geistige, gesellschaftliche, kulturelle Erbe der Reformation in Polen und Europa“. Zudem beteilige sie sich an der „Weltausstellung der Reformation“ im Sommer 2017 in Wittenberg und wolle mit der evangelischen Kirche Tschechiens im Jahr 2017 einen grenzüberschreitenden Kirchentag veranstalten, so die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017.

Käßmann wirbt für Frauenordination

Vor der Synode der Lutherischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen hat Käßmann dafür geworben, dass Frauen Pfarrerinnen werden können. Die Gleichberechtigung von Frauen sei eine wertvolle Errungenschaft der Reformation und „keine Anpassung an den Zeitgeist, sondern Folge der Tauftheologie Martin Luthers“, sagte Käßmann am Samstag (17.10.15) in Breslau. Die lutherische Kirche in Polen diskutiert seit vielen Jahren über die Ordination von Frauen. Zuletzt hatte die Synode im Herbst 2010 die Frauenordination abgelehnt, nun soll im Jahr 2016 erneut darüber abgestimmt werden.

Auch in den evangelischen Kirchen anderer Länder hatte sich erst langsam durchgesetzt, dass nach der Tauftheologie Luthers Frauen und Männer auf derselben Stufe stehen. Nach der Reformation habe es rund 450 Jahre gedauert, „bis die evangelischen Kirchen erkannten: Frauen sind ja auch getauft. Also können sie Priester, Bischof und – hätten wir dieses Amt – Papst sein“, sagte Käßmann.