In der Schweiz feiern Protestanten und Katholiken gemeinsam den vor 600 Jahren geborenen Einsiedler und Mystiker Bruder Klaus und 500 Jahre Reformation. Dennoch betonen beide Gruppen auch das Trennende.
Es soll ein großer Tag für die Christen in der Schweiz werden, ein großer Tag für die Ökumene in der Schweiz: Am Samstag (1. April) feiern Protestanten und Katholiken in Zug in der Zentralschweiz zusammen ein doppeltes Jubiläum: 500 Jahre Reformation und 600 Jahre Niklaus von Flüe (1417–1487). Der Einsiedler, Mystiker und Friedensstifter aus dem Kanton Obwalden wurde 1947 heiliggesprochen. Er gilt als Helvetiens Nationalheiliger. Unter anderem soll er im 15. Jahrhundert auch ausländische Staatsoberhäupter beraten haben und war trotz seines Einsiedlerlebens durchaus an Politik interessiert. Höhepunkt des Feiertages soll ein ökumenischer Gottesdienst werden.
Im Gegensatz zu den Feierlichkeiten in Deutschland liegt der Fokus in der Schweiz klar auf der Reformation und ihrer Wirkung. Einzelne Reformatoren spielen nur ganz am Rande eine Rolle. Dabei ist es ganz gleich, ob es sich um den Deutschen Martin Luther handelt, dessen Ideen eine Bewegung auslösten, die in der ganzen Welt Folgen hatte, oder um die Schweizer Reformatoren Johannes Calvin und Huldrych Zwingli.
Mehr Verbindendes als Trennendes
„Trotz der Unterschiede: Uns verbindet mehr, als uns trennt“, erklärt Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes mit Blick auf die katholischen Christen. Protestanten und Katholiken wollen mit der Doppelfeier bewusst ihr einigendes Band stärken. Dazu gehören der gemeinsame Glaube an Jesus Christus, die zentrale Bedeutung des Evangeliums und das christliche Menschenbild. Aber auch gemeinsame soziale Projekte wie die Seelsorge in Krankenhäusern, Asylbewerberzentren und Gefängnissen oder gemeinsame Aufrufe zur Bewahrung der Schöpfung gehören zum ökumenischen Repertoire der Schweiz.
„Schon Papst Johannes Paul II. rief die Katholiken und Reformierten in der Schweiz auf, gemeinsam ihre Geschichte aufzuarbeiten und gemeinsam in die Zukunft zu blicken“, erklärt Walter Müller von der Schweizerischen Bischofskonferenz. Ganz in diesem Sinne betonen beide Kirchen: „Die Zeiten sind vorbei, in denen die reformatorische Lehre und Praxis zu Rivalitäten, Spaltungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hat.“