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Bewohnerinnen und Bewohner Wittenbergs sollen bei Kunstprojekt mithelfen Die Künstlerin Luise Schröder sucht Frauen, die auf Gedenktafeln geehrt werden könnten.

Welche Frauen könnten in Wittenberg auf Gedenktafeln geehrt werden? (Bild: Luise Schröder)

Im Rahmen der Weltausstellung Reformation findet im Sommer in Wittenberg auch die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ statt. Vom 19. Mai bis zum 17. September trifft dabei internationale Gegenwartskunst auf das geistige Modell Luther. Der zentrale Ausstellungsort ist dabei das frühere Gefängnis in Wittenberg, das zu diesem Zweck restauriert wurde und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Insgesamt setzen sich rund 60 internationale Künstler mit den Gedanken der Reformation auseinander, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben.

Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur in Form von Gedenktafeln

Eine der teilnehmenden Künstlerinnen ist Luise Schröder aus Leipzig. Zur Ausstellung plant sie eine künstlerische Arbeit mit dem Arbeitstitel „Blinde Flecken“, die auch die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Wittenberg mit einbeziehen soll. In dem Ausstellungsbeitrag setzt sich Luise Schröder künstlerisch-kritisch mit den Wittenberger Gedenktafeln auseinander. Der Wittenberger Heimatverein hatte ab den 1920er Jahren eine Liste mit 49 herausragenden Wittenbergern und Besuchern der Stadt erarbeitet, die geehrt werden sollten. Zwischen 1955 und 1956 wurden schließlich die Gedenktafeln aufgehängt, allerdings kamen in der Zeit der DDR keine weiteren Persönlichkeiten hinzu. Auf Initiative des Rotary Club Wittenberg wurden die Tafeln ab Mitte der 1990er erneuert, restauriert und auch neue Tafeln wurden angebracht. Sie ehren unterschiedliche Persönlichkeiten, die zum Teil eng mit Wittenberg verbunden sind, wie Georg Spalatin oder Lucas Cranach, d.Ä., aber auch jene, die nur die Stadt besuchten, wie Napoleon I., Gerhart Hauptmann oder Johann Wolfgang von Goethe. Von den inzwischen 100 Gedenktafeln erinnern nur zwei an Frauen, nämlich an Olga Gebauer, die Gründerin des Hebammenvereins, und an die Schauspielerin und Dramaturgin Friederike Caroline Neuber. Eine dritte Tafel, der Kirchenlieddichterin Elisabeth von Meseritz gewidmet, soll 2017 wieder aufgehängt werden. 

Für Schröder ist dieses Missverhältnis ein Ausdruck einer männlich dominierten Erinnerungskultur, die einer Korrektur bedarf. Dazu möchte die Leipzigerin im Rahmen der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ beitragen. In Form einer künstlerischen Intervention wird eine Gedenktafel gestaltet, die im öffentlichen Raum in Wittenberg angebracht werden soll. Sie wird sich von den bisherigen Gedenktafeln gestalterisch unterscheiden, aber aus dem gleichen Material bestehen. In Form einer Wandtapete werden die Dokumentation des Prozesses und die Arbeit selbst im Rahmen der Ausstellung im ehemaligen Gefängnis in Wittenberg präsentiert. 

Um das Projekt umsetzen zu können, bittet die Künstlerin die Wittenberger und Wittenberger um Ihre Mithilfe. Bis zum 19. Februar sind Sie aufgerufen, weibliche Persönlichkeiten der Stadt aber auch Besucherinnen vorzuschlagen, die im öffentlichen Raum mit einer Gedenktafel geehrt werden sollten. Dabei geht es um Frauen aus der Geschichte bis in die Gegenwart hinein. Die gesammelten Vorschläge werden anonymisiert auf einer Wandtapete im Rahmen der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ zu sehen sein. Die Vorschläge können mit einer kurzen Begründung an die Emailadresse frauengedenktafeln.wittenberg@gmail.com geschickt werden.

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:16-01-17
Schlagworte:
Luther und die Avantgarde, Reformationsjubiläum, Ausstellung, Kunstprojekt, Aufruf

weiterführende Informationen

Luise Schröder

Luise Schröder

Kunst im Knast – oder Luther und die Avantgarde!

Internationale Gegenwartskunst trifft auf Reformation. Zum 500. Reformationsjubiläum wirft das große Ausstellungsprojekt „Luther und die Avantgarde“ einen zeitgenössischen Blick auf die Reformation. Von Mai bis September 2017 werden Werke von rund 60 namhaften und internationalen Künstlern in Wittenberg, Berlin und Kassel ausgestellt.