Die kleine Stadt Allstedt liegt im Süden Sachsen-Anhalts, im Landkreis Mansfeld-Südharz. Über ihr thront auf einem Felssporn Burg & Schloss Allstedt, eine imposante Burg- und Schlossanlage, die schon von weitem ihre Gäste grüßt.
Die „Fürstenpredigt“
Burg & Schloss Allstedt ist mit seiner deutschlandweit einzigartigen Bau- und Nutzungsgeschichte und als authentische Wirkungsstätte des Theologen und Reformators Thomas Müntzer ein reformationsgeschichtlicher Ort von internationalem Rang. Am 13. Juli 1524 hielt Thomas Müntzer hier vor Herzog Johann dem Beständigen und dessen Sohn Johann Friedrich seine Predigt „Auslegung des andern Unterschieds Danielis des Propheten“, die als Fürstenpredigt in die Geschichte eingegangen ist. Der authentische Ort dieses bedeutenden Ereignisses ist auf Burg & Schloss Allstedt bis heute erhalten geblieben: Die spätgotische Hofstube, die von Kurfürst Friedrich dem Weisen um 1500 erbaut wurde. In jener Predigt mahnte Müntzer, der die Apokalypse nahen sah, die Fürsten, sich ihrer Verantwortung für den Schutz der „wahren“ christlichen Gemeinde zu stellen.
Seit März 1523 war Thomas Müntzer Pfarrer der Stadtpfarrkirche St. Johannis in Allstedt. Hier sah er die Chance gekommen, eine „wahrhaft“ christliche Gemeinde aufzubauen, wie sie in der Anfangszeit der Kirche bestand, und begann sofort mit diesem Werk. Als erster Reformator überhaupt hielt er hier einen Gottesdienst komplett in deutscher Sprache und schuf eine Gottesdienstordnung für den Alltag (Evangelisches Kirchenamt) und die Sonn- und Feiertage (Deutsch-Evangelische Messe). Den Gottesdienst feierte er nach Vorbild der urchristlichen Gemeinden mit dem Gesicht zur Gemeinde gerichtet, wandte sich also von der im Hochmittelalter eingebürgerten Praxis – mit dem Rücken zur Gemeinde zu stehen – ab. Müntzers Allstedter Zeit gehörte zu den schaffensreichsten seines Lebens. Seine hier entstandenen Schriften und Drucke beeinflussten nachhaltig das Reformationsgeschehen.