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Torgau und Schloss Hartenfels – vergessene Orte der Reformation

Schloss Hartenfels in Torgau. (Bild: © epd-bild / Hans-Peter-Klut)

Im Norden Sachsens liegt die malerische Kreisstadt Torgau an der Elbe. Im Spätmittelalter zählte Torgau zu den größten Städten Sachsens und beherbergte namenhafte Persönlichkeiten. Mitten unter Ihnen fand auch Martin Luther nach Torgau. So soll der Reformator mehr als vierzigmal die Stadt besucht haben. Insbesondere im Pfarrhaus mag Martin Luther wie Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen die „Torgauer Artikel“ geschrieben haben, die als Grundlage für die Augsburger Bekenntnisse dienten.

Politisches Zentrum

Inmitten der Kleinstadt, an der Elbe gelegen, steht das Renaissanceschloss Hartenfels – ein Ort, der das Wirken Martin Luthers zum Ausdruck bringt. Es ist das einzig erhaltene Schloss der deutschen Frührenaissance und beeindruckt heute noch durch seine Architektur. Das Besondere ist der schlichte Baustil, der sich gänzlich durch die Architektur des Schlosses zieht. Speziell der zweckmäßige Sakralbau, gemäß den Vorstellungen Luthers, entsprach den Ideen der Reformation. Die Kapelle galt als erste protestantische Kirche. Martin Luther selbst weihte das Gotteshaus 1544 ein. Torgau wurde zum politischen Zentrum der Reformation. Die Sachsen-Fürsten, mit der Residenz auf Schloss Hartenfels, förderten und schützten die Ideen der Reformatoren und verlangten die Erneuerung der kirchlichen Ausrichtung. Unter dem Schutz der Fürsten konnte Martin Luther weiterhin als Symbolfigur für die Reformation gelten und die Verbreitung der Ideen vorantreiben. Mit dem Torgauer Bündnis wurde erstmals eine protestantische Vereinigung errichtet, die sich als Antwort auf den Dessauer Bund, einem Zusammenschluss katholischer Herrscher, verstand.

Ort des Wandels

Doch nicht nur für Martin Luther war Torgau ein Ort der Umstrukturierung. Auch für seine spätere Frau Katharina von Bora begann in der Stadt ein Wandel. Aus dem Kloster geflohen, führte ihr Weg über Torgau nach Wittenberg. Nach der Heirat mit dem Reformator und der Geburt der sechs gemeinsamen Kindern, zwang der Ausbruch der Pest Katharina zur Flucht. Mit zwei ihren Kindern reiste die Witwe zurück nach Torgau. Nur drei Monate nach der Reise wurde die Stadt Torgau zur letzten Stätte Katharinas. Sie verstarb 1552 in Torgau und wurde in der dortigen Marienkirche beigesetzt. Auch für Lucas Cranach dem Älteren wurde Torgau und das Schloss Hartenfels zur bedeutenden Wirkungsstätte. Als Hofmaler erschuf er neben Altarwerken auch die Ausmalung des Schlosses und zahlreiche Gemälde. So trägt insbesondere die farbliche Gestaltung des Schlosses die besondere Handschrift des Malers. Mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 wird die besondere Rolle der Stadt Torgau in der 1. Nationalen Sonderausstellung „Luther und die Fürsten“, präsentiert von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Torgau, thematisiert. So soll ein vergessener Ort ins Gedächtnis gerufen werden, der im Zentrum der politischen Relevanz der Reformation einen außerordentlichen Wert aufweist. Torgau, die Stadt zwischen Wittenberg und Dresden, verdient den Platz als wesentlicher Erinnerungsort der Reformation.

Informationen

Autor:Isabell Redelstorff Datum:01-05-15
Schlagworte:
Torgau, Lutherdekade, Reformationsgeschichte, Orte der Reformation, 1. Nationale Sonderausstellung

1. Nationale Sonderausstellung „Luther und die Fürsten“

Die 1. Nationale Sonderausstellung „Luther und die Fürsten“ zeigte den Prozess der Reformation, die politische Geschichte der Fürsten und ihr Selbstverständnis in der Reformation von verschiedenen Blickwinkeln aus.