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Persönlicher Glaube und gemeinsam gelebte Frömmigkeit

Kinderchor
Gehört zur „praxis pietatis“: der gemeinsame Gesang. (Foto: Falk Wenzel)

Der Pietismus mit seinen Hauptvertretern Philipp Jakob Spener (1635-1705) und August Hermann Francke (1663-1727) war eine starke geistesgeschichtliche Strömung in Deutschland nach der Reformation und vor dem Durchbruch der Aufklärung.

Im Kern zielte die Bewegung in der Hinwendung zum Einzelnen auf eine religiöse und gesellschaftliche Erneuerung. Wegen ihrer vielfältigen Wirkungen wird sie auch als „zweite Reformation“ bezeichnet. Die Aufwertung des persönlichen Glaubenserlebnisses und die Verinnerlichung des religiösen Lebens standen für den Pietismus im Dienste der Verbesserung der Welt durch tätige Frömmigkeit, die „praxis pietatis“.

Tätige Frömmigkeit – „praxis pietatis“

Der gemeinsamen Bibellektüre und dem gemeinsamen Gesang kam dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Mit dem „Geistreichen Gesangbuch“ des zweiten Direktors der Franckeschen Stiftungen, Johann Anastasius Freylinghausen, war ab 1704 eine bedeutende Sammlung von mehr als 1500 pietistischen Liedern erschienen, darunter auch das heute weltweit bekannte Adventslied „Macht hoch die Tür“. Die Singekultur am Halleschen Waisenhaus beeinflusste auch das Hamburger Rauhe Haus, von wo aus das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ weltweit und in alle Familien verbreitet wurde.