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Zu Gast in der evangelischen „Keimzelle“ Bayerns – In Würzburg konstituiert sich die Synode der EKD

Mit Würzburg verbinden die meisten in Sachen Kirche den katholischen

Bischofssitz oder die Residenz der ehemaligen Fürstbischöfe. Doch auch für die Evangelischen in Bayern ist die Stadt bedeutsam. Nicht nur, weil die EKD-Synode seit Donnerstag (30.04.) zu Gast ist.

(Bild: Christian Horvat)

Für evangelische Christen war Würzburg nicht immer ein gutes Pflaster. Erst das sogenannte Toleranzedikt im Jahr 1803 schuf die Grundlage für gleiche Rechte der Konfessionen in der früheren Residenzstadt der katholischen Fürstbischöfe. Auch Evangelische konnten nun Bürgerrechte erwerben und waren den Katholiken gleichberechtigt. Die Protestanten blieben in Würzburg stets in der Minderheit – und trotzdem spielt das evangelische Würzburg für die Gründung der heutigen bayerischen Landeskirche eine wichtige Rolle. Entscheidende Impulse für die moderne Kirchenstruktur kamen von dort, die Stadt gilt daher als „Keimzelle“ der Landeskirche.

Auf historischen Pfaden

Wenn sich ab dem 30. April die 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei ihrer Tagung in Würzburg konstituiert, bewegen sich die Synodenmitglieder zwangsläufig auch auf diesen historischen Pfaden. Denn die Verpflichtung der EKD-Synodalen findet in der Dekanatskirche St. Stephan statt – einer früheren katholischen Klosterkirche, die 1803 zum ersten evangelischen Gotteshaus der Stadt wurde. Ein Jahr später wurde in der Gemeinde der vermutlich erste Kirchenvorstand in Bayern gebildet, knapp 50 Jahre bevor die Kirchenvorstände in der späteren bayerischen Landeskirche offiziell als Gremien eingeführt wurden. Der frühere Würzburger Dekan Martin Elze schrieb in einer Festschrift über 200 Jahre Evangelische in Würzburg, dass die Stadt„mit guten Gründen“ als „Keimzelle“ der Landeskirche bezeichnet werden kann. St. Stephan sei nämlich die „erste neue evangelische Gemeinde“ im damaligen Kurfürstentum gewesen – und in Würzburg entstand das „bayerische Konsistorium“, das die Voraussetzungen für die einheitlich verfasste evangelische Kirche in Bayern geschaffen hat, argumentierte Elze. Zudem wurden in Würzburg die Vorarbeiten für das Religionsedikt von 1818 geleistet – es gilt als Gründungsurkunde der Landeskirche.

„Teil eines größeren Ganzen“

Dass die evangelischen Synodalen in Franken – und damit im Freistaat – tagen, sollen sie nach Meinung der bayerischen Protestanten durchaus auch merken. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern biete den Synodalen einen „kleinen Vorgeschmack darauf, wie schön es in Bayern ist und wie sehr die bayerische Gastfreundschaft synodale Beratungen beflügelt“, sagt Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Die verbundene Tagung der Kirchenparlamente der EKD, lutherischen und unierten Kirchen im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg ist für Regionalbischöfin Gisela Bornowski ein gutes „Zeichen dafür, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind“ und dass die EKD in ihren Mitgliedskirchen gut verortet sei.

(Bild: epd/Norbert Neetz)

Gerade im überwiegend katholisch geprägten Bayern ist zum einen eine gut funktionierende Ökumene wichtig – und gleichzeitig eine gute Portion Selbstbewusstsein. Beides ist vorhanden, letzteres nicht erst, aber auch seit Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm Ratsvorsitzender der Evangelische Kirche in Deutschland ist. Die bayerische evangelische Landeskirche muss sich nicht verstecken, ihr geht es – trotz der allseits bekannten Zukunftssorgen – im Vergleich zu anderen Kirchen im Norden und Osten Deutschlands finanziell und personell gut. Und mit Bedford-Strohm hat sie nun eine bundesweit geschätzte Stimme. Während sich Würzburgs evangelische Dekanin Edda Weise vor allem darauf freut, dass sich mit der Synodentagung zeige, „wie vielfältig die evangelische Kirche in Deutschland ist“, wünscht sich der Würzburger katholische Bischof Friedhelm Hofmann von seiner Stadt aus neue ökumenische Impulse. „Wo immer es möglich ist, sollten wir als Christen gemeinsam für Werte eintreten“, sagte er. Er freue sich darüber, dass die EKD-Synode nach 2006 und 2009 wieder in Würzburg tage und wolle zum weiteren „ökumenisch vertieften Dialog“ und nach Möglichkeit auch gemeinsamen Handeln „von Herzen Mut machen“.

Informationen

Autor:Daniel Staffen-Quandt Quelle:epd Datum:30-04-15
Schlagworte:
EKD, Synode, Heinrich Bedford-Strohm, Würzburg