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Wittenberg feiert Wiedereinweihung der Schlosskirche

Die weltberühmte Schlosskirche in Wittenberg als Ausgangsort der Reformation erstrahlt in neuem Glanz. Mit einem Festgottesdienst wurde sie am Wochenende wieder in Gebrauch genommen. Unter den 400 Gästen waren die dänische Königin und Bundespräsident Joachim Gauck.

Die Ehrengäste
v.l.: Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt (l), die dänische Königin Margrethe II. und der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU). Die Königin hatte einen selbst bestickten Altarbehang als Geschenk für die Schlosskirche mitgebracht (Bild: Jens Schlüter/epd)

Mit einem Festgottesdienst ist nach jahrelangen Sanierungsarbeiten die restaurierte Schlosskirche in Wittenberg offiziell wiedereröffnet worden. Damit erstrahlt das weltbekannte Gotteshaus vor dem Start in das Festjahr zu 500 Jahren Reformation in neuem Glanz. An einer Tür der Kirche soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesen angeschlagen haben. Zur Wiedereröffnung am Sonntag waren unter anderen Bundespräsident Joachim Gauck und die dänische Königin Margrethe II. in die Lutherstadt gekommen.

Ein kraftvoller Ort im Herzen Europas

„Wir freuen uns, dass die Schlosskirche wieder in neuem Glanz erstrahlt“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Heinrich Bedford-Strohm zu Beginn des Erntedank-Gottesdienstes. So könnten neben den Gemeindemitgliedern auch Besucher aus aller Welt diesen „kraftvollen Ort“ ganz persönlich erleben. Er solle nicht nur als Museum besichtigt werden, sondern auch zu einem inneren Glanz bei den Besuchern führen. Wenn in wenigen Tagen das 500. Reformationsjubiläum in Lund, Berlin, Genf oder Rom eingeläutet werden, liege die Lutherstadt Wittenberg „im Herzen Europas“, so der bayerische Landesbischof in der voll besetzten Kirche. 

An die Tür der Schlosskirche soll der Reformator Martin Luther (1483-1546) seine berühmten 95 Thesen angeschlagen haben. Dieses Ereignis gilt als ein zentraler Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung. In dem Gotteshaus, das seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, befindet sich auch seine Grabstätte.

Gruppenfoto vor der Thesentür
Gruppenfoto vor der Thesentür der Schlosskirche, v.l.: Die Lebensgefährtin von Bundespräsident Gauck, Daniela Schadt, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die dänische Königin Margrethe II., Bundespräsident Joachim Gauck, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, mit seiner Ehefrau Gabriele. (Bild: Rolf Zöllner/epd)

Zur Wiedereröffnung der Schlosskirche hatte die Königin von Dänemark Margrethe II. als Geschenk einen selbstgefertigten roten Altarbehang mit einer Lutherrose mitgebracht, der im Gottesdienst feierlich enthüllt wurde. Die Monarchin gab zu, dass die Bitte, das Antependium für die Schlosskirche zu fertigen eine „sehr große und freudige Überraschung“ gewesen sei, der sie erst nach einigem Zögern nachgekommen sei. Sie betonte: „Diese Aufgabe war eine große Herausforderung, der ich mich mit großem Respekt gewidmet habe.“

Zwischen der dänischen Königsfamilie und Wittenberg gibt es seit der Reformation gute und enge Beziehungen. Dänemark trat der Reformation 1536 bei. Als Königin ist Margrethe II. auch Oberhaupt der evangelisch-lutherischen Volkskirche in Dänemark. In ihrem Grußwort ging die Königin deshalb auf die langjährigen Beziehungen zu Wittenberg ein. Die Reformation habe „maßgeblichen Einfluss auf die gesamte Entwicklung in Dänemark“ gehabt. Im Anschluss an den Gottesdienst übernahm die dänische Königin die Baumpatenschaft für eine Blumenesche im Luthergarten in Wittenberg. Die symbolische Baumpflanzung war die 338. Pflanzung im Luthergarten.

Altarbehang der dänischen Königin
Die selbst bestickte Altarbehang der dänischen Königin Margrethe II. (Bild: Jens Schlüter/epd)

Reformationsjubiläum als Chance

Bundespräsident Gauck sprach von einem „wunderschönen Tag für Wittenberg und für das ganze Land“. Gauck betonte, die Kirche habe „eine lange und wechselvolle Geschichte von ihren Anfängen im Mittelalter bis zur von Kaiser Wilhelm II. eröffneten Neogotik und darüber hinaus“. In ihr sei gepredigt, gesungen, gebetet worden, wie immer die Zeiten auch gewesen seien. Die Thesentür der Schlosskirche erinnere „an das unscheinbare Ereignis einer akademischen Disputation, das Weltgeschichte ausgelöst hat“, sagte Gauck.

An dem Gottesdienst, der in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum und vom MDR im Fernsehen übertragen wurde, nahm auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teil. Haseloff bezeichnete die abgeschlossene Restaurierung der  Schlosskirche als eines der wichtigsten Projekte des 500. Reformationsjubiläums. „Für Sachsen-Anhalt ist das Reformationsjubiläum eine großartige Möglichkeit, sich international als Land der Reformation zu präsentieren und zu profilieren.“ Das offiziell am 31. Oktober beginnende 500. Reformationsjubiläum solle „zukunftsorientiert, aufgeschlossen und ökumenisch gefeiert werden“.

Die Bauarbeiten an dem Gotteshaus wurden bereits am 9. Mai beendet. Seitdem kann die Kirche wieder besichtigt werden. Vor Beginn der mehrjährigen Bauarbeiten besuchten jährlich mehr als rund 200.000 Touristen diese Gedenkstätte der Reformation. In die Sanierung der 1503 eingeweihten Schlosskirche flossen den Angaben zufolge rund 7,8 Millionen Euro. Daran beteiligt waren das Land, der Bund und private Spender.

Informationen

Autor:Romy Richter Quelle:epd Datum:04-10-16
Schlagworte:
Schlosskirche Wittenberg, Wiedereinweihung, dänische Königin, Reformation

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Seine berühmten 95 Thesen soll der Reformator Martin Luther am 31. Oktober des Jahres 1517 an die Tür des Haupteingangs der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben.

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