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„Wir zeigen, was aus Luthers Ideen geworden ist“

Ausstellungsplakat zu den Nationalen Sonderausstellungen (Bild: 3xHammer)

Zu den kulturellen Höhepunkten im Jahr des 500. Reformationsjubiläums 2017 zählen die drei Nationalen Sonderausstellungen in Lutherstadt Wittenberg, Eisenach und in Berlin. Die Kuratorin der Berliner Ausstellung Anne-Katrin Ziesak vom Deutschen Historischen Museum erläutert im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), was die drei Projekte verbindet.

epd: Die drei Nationalen Sonderausstellungen werben mit dem Spruch „3x Hammer – Die volle Wucht der Reformation“. Was soll uns das sagen?

Ziesak: Sicher werden die Hammerschläge des legendären Thesenanschlages von Martin Luther an die Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517 nicht durch die Ausstellungen hallen – aber das Marketing funktioniert, wie die Vorbestellungen belegen. Das Hammer-Motiv holt Menschen mit einem bestimmten Wissensstand ab. Der wird dann in den Ausstellungen auf den Prüfstand gestellt.

Was verbindet die drei Ausstellungen?

Wenn Sie sich alle drei Nationalen Sonderausstellungen anschauen – und wir hoffen, dass der eine oder andere dies tatsächlich tut –, werden Sie einen wirklich umfassenden Überblick erhalten über die Reformation und ihre Wirkungen. Beginnend mit Wittenberg, wo es in Anspielung auf die 95 Thesen Luthers um „95 Menschen – 95 Schätze“ geht. Dann weitet sich der Blick auf der Wartburg mit „Luther und die Deutschen“. Und in Berlin geht es dann um den Protestantismus in der Welt.

Was unterscheidet die drei Sonderausstellungen?

Die Ausstellungen in der Lutherstadt Wittenberg und auf der Wartburg in Eisenach stehen für authentische Orte. Dort hat Martin Luther gelebt und gearbeitet. Berlin ist das nicht; es ist auch kein Reformationsort. Aber in Berlin finden Sie den „Luthereffekt“, sprich: die vielen protestantischen Konfessionen und Richtungen, die sich im Laufe dieser fünf Jahrhunderte in Europa und weltweit herausgebildet haben. Dabei gibt es konfessionelle Ausprägungen, die an den Ursprungsorten der Reformation wie Wittenberg und Eisenach überraschen würden.

Welche Botschaft möchten Sie den Besuchern Ihrer Ausstellung mitgeben?

Dass der Protestantismus etwas sehr Komplexes und Vielseitiges ist und wir uns gerade aus deutscher Perspektive, die sehr auf Luther fixiert ist, die Welt sehr viel bunter vorstellen müssen. Das ist die grundlegende Botschaft der Ausstellung. In der Berliner Ausstellung zum „Luthereffekt“ geht es deshalb in erster Linie nicht um die Person Martin Luther, sondern um den Protestantismus in der Welt. Weltweit gesehen spielen die Lutheraner nicht die allererste Geige. Da gibt es andere protestantische Richtungen, die wirksamer geworden sind.

Was dürfen wir also erwarten?

Wir zeigen, dass es nicht nur die eine Reformation gegeben hat, sondern von Anfang an viele Reformwege. Deren Ausprägungen verfolgen wir dann an den Beispielen Schweden, das für die enge Verbindung von Staat und Kirche steht, und den Vereinigten Staaten, wo man sich bewusst gegen das Modell Staatskirche und für die Vielfalt entschieden hat. Wir blicken außerdem in das „Boomland des Protestantismus“ Korea und präsentieren mit Tansania ein Land in Afrika mit einer starken lutherischen Kirche. Wir zeigen, was aus Martin Luther und seinen Ideen in der Welt geworden ist.

Lernen Besucher auch etwas über die Reformation, die von Wittenberg aus ihren Ausgang nahm?

Natürlich. Unser erstes Kapitel heißt „Reformationen“. Da wird abgehandelt, was dies bedeutete. Wir zeigen es an fünf Reformwegen auf, die sich herauskristallisiert haben: das sind die Lutheraner, die Reformierten, die Täufer, die Anglikaner und eben auch die Katholiken. So werden die Besucher dann auch kurz und prägnant zum Beispiel darüber informiert, worin sich ein lutherischer und ein reformierter Kirchenraum unterscheiden, wie es um das Verhältnis von Männern und Frauen steht und welche grundlegenden Glaubensunterschiede es gibt.

Informationen

Autor:Lukas Philippi Quelle:epd Datum:05-04-17
Schlagworte:
Nationale Sonderausstellung, Berlin, Wittenberg, Leipzig, Ausstellung, Interview

Nationale Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017

Einen bedeutenden Höhepunkt stellen die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 dar, die in der Lutherstadt Wittenberg, auf der Wartburg in Eisenach und in Berlin gezeigt werden. Sie sind ein zentraler Beitrag der staatlichen Träger im Festjahr 2017, um in einzigartiger Weise an dieses herausragende Ereignis zu erinnern.