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Was hat Gutenberg denn nun genau erfunden?

Posthumes Fantasieporträt Gutenbergs.

„Gutenberg erfand den Buchdruck.“„Gutenberg erfand die Druckerpresse.“ „Gutenberg erfand den Buchdruck mit beweglichen Lettern.“ Dies alles sind Sätze, die im Zusammenhang mit dem Mainzer Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, fallen. Streng genommen stimmt allerdings keiner davon. 

Die ersten gedruckten Bücher gab es in Asien bereits im 9. Jahrhundert. Diese wurden allerdings aufwendig mit Holztafeln hergestellt, aus denen die Zeichen herausgearbeitet worden waren. Bewegliche Druckstempel werden einem chinesischen Schmied um 1040 zugeschrieben und das koreanische Werk „Jikji“ ist das älteste erhaltene, mit Metall-Lettern gedruckte Buch überhaupt. Es stammt aus dem Jahr 1377, sieben Jahre vor Gutenbergs Geburt in Mainz. 

Buchdruck in Asien schon im 9. Jahrhundert bekannt

Diese asiatischen Erfindungen beweglicher Lettern wurden allerdings nur relativ selten eingesetzt, der Holztafel- oder Holzblockdruck blieb das dominante Druckverfahren. In Europa wurden Bücher lange Zeit handschriftlich vervielfältigt, ein Verfahren, das langwierig, teuer und fehleranfällig war. Frühe europäische Bilddarstellungen sind vermutlich auch eher durch Reiben denn durch (gleichmäßigen) Druck entstanden. 

Ein moderner Winkelhaken mit Typen vor einem Setzkasten.
(Bild: pixabay/wilhei)

Gutenberg entwickelte die bereits zum Drucken verwendeten Pressen weiter. Diese basierten meist auf Pressen für die Weinkelterei. Gutenberg verbesserte das Druckverfahren, reduzierte das Risiko des Verrutschens des Bedruckstoffs und konnte so schneller und damit produktiver drucken. Als Unterlage für die Druckform diente eine große Stein- oder Metallplatte. In der Regel konnten mit einer Presse Bögen in Foliogröße bedruckt werden – also etwa 21 mal 33 Zentimeter große Bögen. Hier ist also eine – entscheidende – Weiterentwicklung existierender Maschinerie zu konstatieren.

Außerdem entwickelte Gutenberg ein Verfahren zur Herstellung von Lettern. Schon vor Gutenberg sind bewegliche Lettern im Buchdruck verwendet worden – auch in Europa. Diese waren allerdings meist einzeln gefertigt, beispielsweise aus Holz geschnitzt. Gutenbergs Verfahren ist dagegen ein Replikenverfahren durch Guss. Dabei bestehen die Lettern aus einer – ebenfalls Gutenberg zugeschriebenen – Legierung aus Zinn, Blei, Antimon und Wismut. Für ihre Herstellung wurde aus hartem Metall eine seitenverkehrte Form jedes Zeichens hergestellt, die sogenannte Patrize. Diese wurde in Kupfer eingeschlagen; die dabei entstehende vertiefte Form diente als „Matrize“ als Gussform für die einzelnen Lettern. Dazu entwickelte Gutenberg ein Handgießinstrument, bestehend aus Holz mit zwei metallenen Backen. Die so entstandenen Lettern oder Typen wurden nach dem Erkalten auf die gleiche Länge gebracht und in Setzkästen sortiert.

Wiederverwendbare Lettern

Die Lettern hielten dem großen Druck der Presse stand und konnten mehrfach verwendet werden. Dazu musste man sie nach dem Druck lediglich wieder aus den Zeilen heraus und in den Setzkasten zurück sortieren. Die Zeilen für den Satz entstanden mit einem Winkelhaken, in dem die Lettern und Blindmaterial eingesetzt werden konnten. So entstand ein gleichmäßiger Abstand. Für die 42-zeilige Gutenberg-Bibel wurden 290 verschiedene Typen verwendet, darunter auch Ligaturen – ein Buchstabenverbund aus zwei oder mehreren Buchstaben auf einer Type – und Abkürzungszeichen. So entstand der gleichmäßige Blocksatz der Gutenberg-Bibel.

Ein Exemplar der Gutenberg-Bibel in der New York Public Library.
(Bild: NYC Wanderer (Kevin Eng), CC BY-SA 2.0)

Mit Hilfe eines sogenannten Setzschiffs wurden die Zeilen zu einer Seite zusammengestellt, mit dem Druckerballen mit Farbe bestrichen und in die Presse eingelegt. Anschließend wurde das befeuchtete Papier am Pressdeckel befestigt. Das Befeuchten führt zu einer besseren Farbaufnahme. Allerdings musste Gutenberg noch eine neue Druckfarbe entwickeln, da sich die seinerzeit im Holztafeldruck übliche Farbe nicht für Gutenbergs Verfahren eignete: sie war zu dünnflüssig. Stattdessen verwendete er eine Mixtur aus Leinölfirnis und Ruß, die zähflüssiger war und auch schneller trocknete. 

Aus existierender Technologie ein Gesamtsystem geschaffen

Zusammenfassend kann man sagen, dass Gutenberg eher existierende Techniken verbesserte und sie zu einem Gesamtsystem verband. Mit dem Druck der – auf einer Vulgata basierenden – 42-zeiligen Gutenberg-Bibel schuf er eines der schönsten Erzeugnisse der Druckkunst. Oft wird diese Schönheit auch damit begründet, dass die Gutenberg-Bibeln auch heute noch so aussehen wie zur Zeit ihrer Entstehung.

Darüber schuf Gutenbergs Drucksystem die Möglichkeit, hohe Auflagen von Texten in gleichbleibender Qualität zu drucken, und trug so zur Medienrevolution zum Ende des 15. Jahrhunderts bei, die später auch Martin Luther und die Reformatoren – und ihre Gegner weidlich auszunutzen verstanden. Eine massenhafte Verbreitung von Luthers Thesen wie auch seiner späteren Bibelübersetzung wäre ohne Gutenbergs Verbesserung und Verknüpfung von Technologien nicht in dieser Form denkbar gewesen.

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:19-12-17
Schlagworte:
Reformation, Buchdruck, Gutenberg, Hintergrund

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