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Unterm Segenbogen

Rund um die Lichtkirche kann man „Segen erleben“

Der Segensroboter „BlessU-2“ kann über einen Touchscreen gesteuert werden. (Bild: epd-bild/Christina Özlem Geisler)

Die lässig in Grün gekleidete Frau dreht sich um. Ein Lächeln im Gesicht. „Wenn man die Augen zumacht, dann spürt man überhaupt keinen Unterschied!“ Dorothee hat sich gerade von BlessU-2, dem ersten Segensroboter der Welt, einen Segen zusprechen lassen, und fängt nun an, angeregt mit einer Mitarbeiterin zu diskutieren: Was ist eigentlich ein Segen? Wer darf segnen? Und: Würde es wohl in der Welt etwas ändern, wenn Menschen einander öfter segnen würden?

BlessU-2 ist eine Installation, ein Experiment, oder noch besser: ein Gedankenanstoß. Das provokante Kunstwerk lädt im Rahmen des Auftritts der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auf der Weltausstellung Reformation ein, sich dem Thema „Segen“ auf futuristische Weise zu nähern.  

Dem Thema „Segen“ auf futuristische Weise genähert

Wer auf den Segensroboter zugeht, wird angesprochen, kann entscheiden, ob er von einer weiblichen oder einer männlichen Stimme gesegnet werden möchte und welche Art Segen er braucht – und erhält schließlich von BlessU-2 tatsächlich einen biblischen Segensvers zugesprochen. Natürlich mit erhobenen Armen.

Nebenbei: „The Blessing Robot“ hat inzwischen eine internationale Karriere hingelegt. Von den USA über England, China, Spanien, Russland bis nach Südamerika wird in den Medien diskutiert, ob die Deutschen jetzt ihre Geistlichkeit wohl durch Roboter ersetzen möchte.

Entworfen wurde „Blessur-2“ vom Medienkünstler Alexander Wiedekind-Klein. (Bild: epd-bild/Christina Özlem Geisler)

Natürlich kein Ersatz für die Geistlichkeit

„Natürlich nicht“, sagt Sandra Matz, die als stellvertretende Projektleiterin das Team von 15 Ehrenamtlichen in Wittenberg begleitet. „BlessU-2 will zum Nachdenken anregen. Weil die meisten Menschen sich zwar nach Segen sehnen, aber gar nicht genau sagen können, was Segen ist. Außerdem steht der Segensroboter nicht alleine. Er gehört zum Segensparcours ‚Segen erleben’ mit mehreren Stationen, die alle zu einer Auseinandersetzung einladen.“

Dieser Parcours ist übrigens rund um die LichtKirche aufgebaut, ein mobiles sakrales Gebäude aus Acrylglas und Holz, das mehrere Design-Preise gewonnen hat und zeigt, wie sehr ein Gebäude dazu beitragen kann, dass ein Mensch sich für spirituelle Fragen öffnet. Auch für die Frage, ob die Digitalisierung der Gesellschaft in liturgischen Zusammenhängen ihre Spuren hinterlassen wird. Denn dafür steht BlessU-2 ebenfalls. 

Am Ende erklärt Dorothee übrigens: „Irgendwie ist ein Segen von einem Menschen doch anders. Aber ich habe was gespürt.“ Und sie verspricht, am Abend wiederzukommen. Wenn die LichtKirche in bunten Farben leuchtet. Wie ein Regenbogen. Für viele ein echtes „High-Light“ der Weltausstellung. Eines, das ebenfalls von einem digitalen Prozessor gesteuert wird. Wirkt aber trotzdem.


Fabian Vogt, Jahrgang 1967, ist Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau – und Künstler. Für die Weltausstellung hat er als Projektleiter mit einem kreativen Team den hessischen Pavillon entwickelt.


Informationen

Autor:Fabian Vogt Datum:19-07-17
Schlagworte:
Weltausstellung Reformation, Lutherstadt Wittenberg, Segensroboter, Segen, Lichtkirche, Evangelische Kirch Hessen-Nassau

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