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Stadtkirche Wittenberg: Wahrzeichen fest in der Hand von Bauleuten und Restauratoren

Die Kirche soll ab Herbst wieder zugänglich sein

Türme der Stadtkirche Wittenberg im Baugerüst
(Foto: Klaus-Peter Voigt)

Bauzäune und Gerüste bestimmen gegenwärtig das Bild der Wittenberger Stadtkirche. Mit einem Gesamtaufwand von rund 7,6 Millionen Euro wird der Sakralbau, in dem Martin Luther regelmäßig predigte, umfassend saniert. Mehr als die Hälfte des Geldes ist bereits ausgegeben, die Fertigstellung ist für 2015 geplant. Bis zum Reformationstag dieses Jahres soll das älteste Wittenberger Gebäude für Gottesdienste, Konzerte sowie den Besuch von Touristen wieder zur Verfügung stehen, versichert Projektleiter Ullrich Querfurt. Alle Arbeiten lägen im Plan, so dass zu diesem Zeitpunkt der Innenraum wieder nutzbar sei.

Rückkehr zur verputzten Fassade

Zurzeit bekommen die Türme der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien, ein besonderes Wahrzeichen der Stadt, eine umfassende Kur. Allein an dieser Stelle verschlingen die Bauleistungen 1,2 Millionen Euro. Die Instandsetzung sei "nicht ohne", sagt Querfurt. Fugen müssten gefüllt, undichte Stellen beseitigt werden. Schließlich erhält das Äußere der Türme, wie schon der Rest der Fassade, wieder einen Putz.

Damit ergibt sich ein für die Wittenberger und ihre Gäste wohl zunächst ungewohntes Bild, das sich aber nach der früheren Gestaltung der Stadtkirche richtet. Ursprünglich waren auch die Türme verputzt, erst im Laufe der Jahrhunderte sind die Steine zum Vorschein gekommen, die über lange Zeit das Aussehen prägten. Bei allen aktuellen Baumaßnahmen solle das Denkmal aber die Stadtkirche bleiben, die alle kennen.

800jährige Baugeschichte

Bei der Sanierung arbeiten Denkmalpfleger und Architekten eng zusammen. "Es erweist sich als immense Herausforderung, die vielen Facetten eines über 800 Jahre gewachsenen Gebäudes, das noch dazu Teil der UNESCO-Welterbeliste ist, in Einklang zu bringen", erläutert Architekt Jens Birnbaum. Die lange Baugeschichte der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien lässt sich an vielen Stellen ablesen. Vom Ende des 13. Jahrhunderts stammt der Altarraum, im 14. Jahrhundert entstand das spätgotische dreischiffige Langhaus und das Doppelturmwerk bekam 1556/1557 seine Hauben.

Der

Blick auf den Cranachaltar in der Stadtkirche Wittenberg
Blick auf den Cranachaltar in der Stadtkirche Wittenberg (Foto: Jürgen M. Pietsch)

Der Architekt verweist als Beispiel auf die Kirchenrenovierungen von 1811 und 1928 bis 1930. Diese orientierten sich immer auch am Zeitgeschmack, brachten Umbauten mit sich. Ein Beispiel ist die Farbgebung im Inneren, die sich zukünftig wieder der Gestaltung der 1930er Jahre annähert. Umfangreiche restauratorische Untersuchungen gingen der Entscheidung voraus. "Künftig erlebt der Besucher einen viel wärmeren Eindruck vom Kirchenschiff", sagt Birnbaum. Statt grüner und grauer Töne sollen wieder Farben dominieren, die an Sandstein erinnern.

Neuer barrierefreier Zugang über das Südostportal

Eine Überraschung seien die Bänke, die sich zur Wiedereröffnung in Grün präsentieren werden. Der Chorraum ist weitestgehend fertiggestellt. Fenster mit Spezialglas verhindern künftig, dass UV-Licht die Kunstwerke im Inneren beschädigt. Jetzt kommen die Restauratoren zum Zuge. Sie kümmern sich unter anderem um den Altar von Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553) von 1547 und lassen den wertvollen Tafelbildern von Lucas Cranach d.J. (1515-1586) die notwendige Pflege zukommen.

Ansonsten erhält das Südostportal künftig als Haupteingang eine neue Funktion. Rollstuhlfahrer können ihn unproblematisch nutzen und ohne Hilfe beispielsweise auch den Altar zum Abendmahl erreichen. Einige Bänke sind bereits entfernt worden, um den Blick in das Kircheninnere zu verbessern.

500 mal 500 Euro zum 500. Reformationsjubiläum

Für Besucher bleibt das Gotteshaus noch bis zum Herbst geschlossen. Bei vier Baustellenführungen am 25. Mai, 29. Juni, 27. Juli und 31. August wird es die Möglichkeit geben, sich von den Baufortschritten zu überzeugen, kündigte Pfarrer Johannes Block an. An diesen Tagen gebe es zudem die traditionellen Kanzelreden. Die letzte in diesem Jahr bestreitet Opernsänger und Fernsehmoderator Gunther Emmerlich.

Der Künstler engagiert sich zudem als Schirmherr für die Spendenkampagne, mit der 1,5 Millionen Euro Eigenmittel der Kirchgemeinde aufgebracht werden sollen. Das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ist so der Anlass für die Aktion "500 x 500". Deren Ziel ist es, 500 mal 500 Euro durch Spenden einzuwerben. Bislang gebe es nur positive Reaktionen, um eines der Wahrzeichen der Lutherstadt in einen tadellosen Zustand zu versetzen.


Weitere Informationen zur Stadtkirchengemeinde Wittenberg, den Baustellenführungen und der Spendenaktion finden sich auf der Webseite der Stadtkirchengemeinde.

Informationen

Autor:Klaus-Peter Voigt Quelle:IMG Sachsen-Anhalt Datum:15-04-14
Schlagworte:
Wittenberg, Sanierung, Lucas Cranach der Ältere, Stadtkirche Wittenberg, Reformationsaltar