Zum 500. Reformationsjubiläum stellt die Stadt Jüterbog Luthers Widersacher Tetzel und seinen Ablasshandel in einer Sonderausstellung vor. Unter dem Titel „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“ werde in der Doppel-Ausstellung im Kulturquartier Mönchenkloster und der evangelischen Nikolaikirche die Religions- und Kulturgeschichte des Landes „vielschichtig und facettenreich“ zum Thema gemacht, erklärte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch zur Eröffnung am Freitag. Die Ausstellung ist bis zum 26. November zu sehen.
Jüterbog sei mit dem Wirken des Mönches und Ablasspredigers Johann Tetzel (1465–1519) einer der authentischsten Orte der Reformationsgeschichte in Brandenburg, betonte Münch. Tetzel verkaufte Anfang des 16. Jahrhunderts seine Ablassbriefe in Jüterbog, nachdem ihm der Verkauf im nahen Wittenberg verwehrt wurde. In der Reformationsgeschichte stehe die Stadt Jüterbog vor allem für das Auftreten des Ablasskommissars Johann Tetzel, hieß es bei der Kampagne „Kulturland Brandenburg“: „Die Person Tetzel repräsentiert den vorreformatorischen Ablasshandel.“ Über den Handel mit Ablass nahmen die katholische Kirche und ihre Bischöfe Geld unter anderem für den Bau von Kirchen ein. Die Käufer der Ablassbriefe wollten sich damit von Sünden befreien.
Differenziertes Tetzelbild nicht in der Breite bekannt
Obschon die neuere historische Forschung ein differenziertes Bild Tetzels, seines Lebens und kirchlichen Wirkens gezeichnet habe, sei dieses Bild kaum über den Kreis der Spezialisten hinaus bekannt, hieß es weiter bei „Kulturland Brandenburg“. Auch das Bild des vorreformatorischen Ablasses habe sich durch die Forschung inzwischen verändert. An die Stelle des „Stereotyps als finanzieller Ausbeutung der Laien durch einen geldgierigen Klerus und die Römische Kurie“ sei ein Verständnis des Ablasses als ein „umfassendes System der Jenseitsvorsorge“ getreten.
Die Ausstellung stellt den Angaben zufolge die historische Person Johann Tetzel vor und verdeutlicht seine Einbindung in die vorreformatorische Ablasspraxis. Die Ausstellung ist ein Projekt im Rahmen des „Kulturland Brandenburg“-Themenjahres 2017 mit dem Titel „Wort & Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“. In dem Themenjahr werden die Reformation vor Ort und ihre Folgen für das Alltagsleben der Menschen, für ihren Glauben, ihre Lebensgestaltung und ihr Verhältnis zur Gesellschaft in den Blick genommen.