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Reformationsschiff soll an Glaubensflüchtlinge erinnern

Das Relief des „Schepken Christi“ an der Emder Großen Kirche erinnert an die Aufnahme niederländischer Glaubensflüchtlinge in der Stadt. (Bild: Wikimedia Commons/Matthias Süßen)

Die Evangelisch-reformierte Kirche macht zum 500. Reformationsjubiläum ein historisches Segelschiff zum Ausstellungsort. Die Seetjalk „Anne“ soll ab Ende März im Emder Hafen zu einem schwimmenden Reformationsmuseum werden, erläuterten die Initiatoren am Montag in Emden. Im Mittelpunkt einer Ausstellung auf dem Schiff steht das Thema Migration und Flüchtlinge. Damit wolle die reformierte Kirche an ihre Anfänge erinnern, sagte Kirchenpräsident Martin Heimbucher: „Emden ist im 16. Jahrhundert zu einer Herberge für Glaubensflüchtlinge verschiedener Konfessionen geworden.“ In die Ausstellung sollen aber auch die Erfahrungen heutiger Flüchtlinge einfließen.

Das angemietete Schiff, das den Projektnamen „Schepken Christi“ erhält, wird am 30. März seinen Platz am Hafen einnehmen. Das Schiff ist ein Nachbau einer historischen Tjalk. Dabei handelt es sich um einen typischen Schiffstyp der Wattenmeergegend. Er zeichnet sich durch einen niedrigen Tiefgang und hohe Robustheit aus. Der niedrige Tiefgang ermöglichte gutes Manövrieren trotz der durch die Gezeiten der Nordsee oft seichten Gewässer in den Küstengebieten um Ostfriesland. Die „Anne“ gleicht dem „Schepken Christi“, das am Ostportal der Emder Großen Kirche an die niederländischen Glaubensflüchtlinge erinnert, die im 16. Jahrhundert in Emden aufgenommen wurden. 

Bereits am Vorabend legt der Reformations-Truck einen 36-stündigen Stopp am Emder Hafen ein. Der Lkw fährt anlässlich des 500. Reformationsjubiläums eine 25.000 Kilometer lange Strecke mit 68 Orten in 19 europäischen Ländern ab und sammelt auf dem Europäischen Stationenweg Geschichten zu Reformation und Kirche. 

Ab Juni Ausstellung zur Migrationsgeschichte an Bord

Unter dem Motto „Ich bin fremd gewesen. 500 Jahre Reformation – 500 Jahre Migration“ sollen dann bei einer Veranstaltung in der historischen Johannes-a-Lasco-Bibliothek Migrationsgeschichten aus fünf Jahrhunderten erzählt werden. Aus der Aktion soll eine Ausstellung hervorgehen, die während des Sommers auf dem Reformationsschiff präsentiert wird. Tischler und Ausstellungsmacher wollen die Schau vor Ort auf dem Schiff erstellen. Eröffnet wird sie am 22. Juni.

Heimbucher betonte, das Migranten und Flüchtlinge die reformierte Kirche tief geprägt hätten. Protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und den Niederlanden hätten zahlreiche Gemeinden gegründet. Sie hätten auch Wohlstand in die jeweilige Region gebracht. Allein die Stadt Emden habe damals ihre Einwohnerzahl durch die Aufnahme von Flüchtlingen verdoppelt. Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer gehören rund 180.000 Mitglieder in 145 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.

Der Stadtbaurat der Stadt Emden, Andreas Docter, freut sich über das Projekt Schepken Christi. „Es verbindet in idealer Weise die Stadtgeschichte Emdens mit der Reformationsgeschichte. Als Reformationsstadt sind wir sehr froh, dass wir mit dem Reformationsschiff im Hafen einen attraktiven Anlaufpunkt für die vielen Touristen im Sommer haben“, sagte Docter. Die Stadt plant ab April, wenn das Schiff seinen Liegeplatz am Hafentor einnimmt, alle Stadtrundgänge der Stadtführergilde  dort zu beginnen.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/reformiert.de/AK Historischer Schiffbau Ostfriesland e.V. Datum:02-03-17
Schlagworte:
Reformationsjubiläum, Flucht, Ausstellung, Schiff, Emden

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