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Reformationsbotschafterin Käßmann erinnert an das Versagen der Kirchen 1914

Werbung für das Reformationsjubiläum 2017 in Schweden

Bildpostkarte aus dem 1.Weltkrieg
(Foto: epd-bild/akg-images)

Die evangelische Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hat an das Versagen europäischer Kirchen beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erinnert. Leitenden Kirchenrepräsentanten in Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei 1914 die Verbundenheit mit der eigenen Nation wichtiger gewesen als die christliche Friedensbotschaft, sagte die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag im schwedischen Lund. Vor dem Pastorenkonvent der evangelisch-lutherischen Diözese Lund zitierte Käßmann den Friedensaufruf, den der schwedische Erzbischof Nathan Söderblom damals an die Kirchen Europas gerichtet hatte.

Nach dem Kriegsausbruch im Sommer 1914 versuchte Söderblom in mehreren Appellen, eine Versöhnung der kriegführenden Nationen zu erreichen. Mit den leitenden Bischöfen aus Dänemark und Norwegen berief der schwedische Erzbischof für 1917 eine Kirchenkonferenz nach Uppsala ein, der die kriegführenden Nationen aber fernblieben. 1930 wurde der Theologe mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Margot Käßmann
Margot Käßmann
(Foto: epd-bild/Andreas Schoelzel)

„In der einen globalen Welt gegen Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Krieg eintreten“

Hundert Jahre später sei die Situation anders, sagte Käßmann. In der Konferenz Europäischer Kirchen, einem Zusammenschluss von protestantischen und orthodoxen Kirchen, bestünden seit mehr als einem halben Jahrhundert enge Kontakte. Mit Hinweis auf den Ukraine-Konflikt ermunterte die EKD-Botschafterin die Kirchen Europas, zum Frieden aufzurufen.

Käßmann hält sich für zwei Tage in Schweden auf, um über die Planungen für das Reformationsjubiläum 2017 zu informieren. Neben dem deutschen sollte dabei auch der internationale Charakter der Kirchenreformation betont werden, etwa mit einer „Weltausstellung der Reformation“, einem internationalen Jugendcamp und einem „Stationenweg“ durch die europäischen Städte der Reformation.

Die Reformation sei ein europäisches Ereignis gewesen, das internationale Ausmaße annahm, erläuterte die frühere EKD-Ratsvorsitzende. Die große Chance der Kirchen bestehe heute darin, dass sie nationale, ethnische und kulturelle Grenzen überschritten: „Wir teilen dieselbe Bibel, wir respektieren uns untereinander als Brüder und Schwestern in Christus, wir glauben, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist.“ Diese Gemeinsamkeit habe enorme ethische Auswirkungen. „Wir können in dieser einen globalen Welt gegen Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Krieg eintreten“, fügte Käßmann hinzu. Die EKD-Botschafterin hatte bisher bereits in der Schweiz, Tschechien und den USA für das Reformationsjubiläum geworben.

 

 

Informationen

Quelle:epd Datum:14-05-14
Schlagworte:
Schweden, Frieden, Margot Käßmann, 1. Weltkrieg, Nathan Söderblom