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Neue Ausstellung im Bachhaus Eisenach: „Luther, Bach – und die Juden“

Bella Salomon
Bella Salomon geb. Itzig (1749–1824). Tempera auf Elfenbein, um 1800 (Privatbesitz). Foto: Mendelssohn-Remise, Berlin / Manfred Claudi

Von Martin Luthers antijüdischen Schriften über die Frage des Antijudaismus in Bachs Passionen bis hin zu der Wiederentdeckung seiner Musik durch das jüdische Bürgertum – eine neue Sonderausstellung des Bachhauses in Eisenach, die ab dem 24. Juni zu sehen ist, führt durch diese wechselvolle Geschichte. Titel der Exposition: „Luther, Bach – und die Juden“.

Von Luthers Antijudaismus zur Bach-Renaissance

Martin Luther hatte 1543 dazu aufgerufen, die Synagogen der Juden zu verbrennen und sie aus dem Land zu treiben: „Drum immer weg mit ihnen!“. Luthers theologisch begründeter Judenhass und sein Aufruf zur Gewalt an Juden blieben über Jahrhunderte in der lutherischen Kirche und in den Gebieten der Reformation wirksam. Heute hat sich die Evangelische Kirche von diesem Teil von Luthers Lehre distanziert

Doch die Popularität von Bachs Musik verleiht dem unaufgeklärten Luthertum des Barock weiter eine Stimme und macht auch dessen antijüdische Botschaften weiter hörbar, wie die Rezeptionsgeschichte besonders von Bachs Passionen beweist. Dass deren Wiederentdeckung gerade der Bach-Liebe und Bach-Pflege eines bürgerlichen Judentums zu verdanken ist, dass Juden maßgeblich Anteil an der „Bach-Renaissance“ hatten, die bis heute fortwirkt, gehört zu den geschichtlichen Ironien, denen sich die Ausstellung widmet.

Zweigeteilte Ausstellung

In einem ersten Teil der Ausstellung geht es deshalb um Luthers Judenfeindlichkeit und dessen Nachwirken im Luthertum zu Johann Sebastian Bachs Lebzeiten. Thematisiert wird das Interesse des Komponisten an jüdischer Geschichte und dem Anti-Judaismus – belegt durch die Bücher in seiner „Theologischen Bibliothek” – und die immer wiederkehrende Frage, ob Bachs Passionen judenfeindlich sind. Ein zweiter Teil widmet sich am Beispiel der Itzig- und der Mendelssohn-Familien der Bach-Pflege im jüdischen Bürgertum des 19. Jahrhunderts sowie ihrer Bedeutung für die Bach-Renaissance. So wird auch ein Bild der resoluten Jüdin und Bachenkel-Schülerin Bella Salomon zu sehen sein. Sie habe 1823 ihrem damals 14-jährigen Enkel Felix Mendelssohn Bartholdy eine Abschrift von Bachs Autograph der Matthäus-Passion geschenkt. Hieraus führte dieser 1829 das Werk zum ersten Mal nach Bachs Tod wieder auf und läutete damit die Bach-Renaissance ein, erklärte das Eisenacher Museum.

Die Ausstellung liefert zugleich einen Nachtrag zum Themenjahr 2013 „Reformation und Toleranz“ der Lutherdekade. Die damalige Diskussion, „ob die Evangelische Kirche von ihren Marketingfachleuten gut beraten war, die Person Luthers in den Vordergrund ihrer Reformationsfeierlichkeiten 2017 zu stellen, können wir nicht wiederholen – wohl aber rechtzeitig vor deren Beginn daran erinnern“, meint Bachhaus-Direktor Jörg Hansen, der die Eisenacher Ausstellung auch kuratiert.

Informationen

Quelle:Bachhaus Eisenach/epd Datum:19-05-16

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