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Mühlberg an der Elbe bekommt ein Reformationsmuseum

Ehemaliges Kloster Marienstern
(Foto: Wikimedia Commons/Paulis)

Hier hat die Reformation vorerst ein Ende gefunden: In der Schlacht bei Mühlberg musste sich 1547 der Schmalkaldische Bund protestantischer Landesfürsten und Städte den Truppen Kaiser Karls V. geschlagen geben. Die Gegenreformation und das Heilige Römische Reich trugen in dem Krieg um politische Vorherrschaft und Religion den Sieg davon. Mit der Wittenberger Kapitulation am 19. Mai 1547 wurde der 1546 in Süddeutschland begonnene Krieg weitgehend beendet.

Die Niederlage gegen die katholischen Truppen hat der einst sächsischen Stadt bereits eine Auszeichnung mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel eingebracht. Mühlberg gehört damit zu den bundesweit 19 offiziellen "Stätten der Reformation". Mit dem Siegel werden Orte ausgezeichnet, die symbolhaft für die europäische Einigung und die Geschichte Europas stehen.

Im früheren Kloster Marienstern

Nun bekommt die Stadt im Süden Brandenburgs auch ein Reformationsmuseum in der Propstei des früheren Klosters Marienstern, im September 2014 soll es eröffnet werden. Rund 1,7 Millionen Euro kosten die Bau- und Restaurierungsarbeiten und die Ausstellung. Die historische Bedeutung der Reformation als gesellschaftliches, kulturelles und religiöses Ereignis für Deutschland, Europa und die Welt werde 2017 "im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen", betonte Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) bei einem Besuch am Montag. Dazu leiste das neue Museum einen Beitrag.

Auch die ebenfalls parteilose Bürgermeisterin Hannelore Brendel sieht es ähnlich: Mit der neuen Ausstellung werde es möglich, die Weltgeschichte im eigenen Land und vor der eigenen Haustür zu erleben und so einen "verborgenen Schatz der breiten Öffentlichkeit zugänglich" zu machen, erklärte sie.

Schlacht bei Mühlberg 1547

Im Mittelpunkt des Museumskonzepts steht die Schlacht bei Mühlberg: Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich I. nahm mit seinen Offizieren am Morgen des 24. April 1547 gerade an einem evangelischen Gottesdienst teil, seine rund 7.000 Soldaten bereiteten sich auf den Weitermarsch nach Wittenberg vor. Da überquerten die kaiserlich-katholischen Truppen die Elbe. Die Protestanten mussten sich der Übermacht von rund 17.000 Fußsoldaten und 10.000 Reitern beugen.

Der Kurfürst wurde gefangengenommen, verlor große Teile seiner Länder an den mit Kaiser Karl verbündeten Herzog Moritz von Sachsen. Der 1531 im thüringischen Schmalkalden als Verteidigungsbündnis protestantischer Fürsten und Städte gegründete Schmalkaldische Bund wurde aufgelöst.

Schmalkaldischer Bund aufgelöst

Die Reichsstädte Ulm, Konstanz und Augsburg, die Hansestädte Bremen und Hamburg sowie mehrere Fürsten- und Herzogtümer hatten neben weiteren Städten und Regionen unter Führung von Kursachsen und Hessen dazu gehört. Ziel des Bundes war nicht nur die Behauptung der protestantischen Konfession, sondern auch die Absicherung wirtschaftlicher und politischer Macht.

Bei der Schlacht sei die gesamte europäische Welt bei Mühlberg versammelt gewesen, betonte Kurator Lars-Arne Dannenberg. Söldner und Soldaten aus Ungarn, Neapel, Spanien und anderen Teilen Europas trafen hier aufeinander. Mit teils originalen historischen Waffen wie Hellebarden und Husarensäbeln soll dies in der Ausstellung dokumentiert werden. Der religiöse Konflikt werde zudem mit einer einzigartigen Sammlung von Madonnen und Heiligenfiguren veranschaulicht, sagte Dannenberg.

1815 fällt das Gebiet an Preußen

Dass dieser Teil der europäischen Geschichte auch mit Brandenburg zu tun hat, liegt an weiteren Kriegen mehr als 250 Jahre später: Nach der Niederlage Napoleons ging Mühlberg zusammen mit anderen sächsischen Gebieten bei der Neuordnung Europas beim Wiener Kongress 1815 an Preußen.

Informationen

Autor:Yvonne Jennerjahn Quelle:epd Datum:20-08-13
Schlagworte:
Museum, Mühlberg, Schmalkaldischer Bund, Sabine Kunst, Brandenburg, Hannelore Brendel