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Mit Friedensgebet ins neue Luther-Themenjahr - "Reformation und Politik" für Sachsen eröffnet

"Durchsetzung der Reformation in Sachsen war Ergebnis politischen Handelns"

Nikolaikirche in Leipzig
(Foto: Wikimedia Commons)

Unter dem leuchtenden Weihnachtsstern in der Leipziger Nikolaikirche ist das Themenjahr "Reformation und Politik" der Lutherdekade für Sachsen eröffnet worden. Zu den Feierlichkeiten im Rahmen des Friedensgebets versammelten sich am Dreikönigstag neben zahlreichen Gemeindemitgliedern auch Vertreter der Landeskirche und der Landespolitik, darunter Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos). Die Predigt hielt der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Jochen Bohl.

"Was das Thema 'Reformation und Politik' unter den Bedingungen einer Diktatur bedeutet, das ist an diesem Ort in den 80er Jahren durchbuchstabiert worden", sagte Bohl zur Eröffnung des Luther-Themenjahrs 2014. So hätten Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche von der Freiheit eines Christenmenschen gehandelt, der niemandem - auch nicht dem Staat - untertan sei, fügte er hinzu.

"Schulterschluss" mit dem Staat nicht immer gut

Auch vor fast 500 Jahren sei die Durchsetzung der Reformation in Sachsen letztlich das Ergebnis politischen Handelns gewesen, sagte Bohl weiter. "Lange war sie auf Widerstand des Hofes in Dresden getroffen, wurde dann aber mit tatkräftiger Hilfe der Politik eingeführt."

Der "Schulterschluss" mit dem Staat habe der evangelischen Kirche aber nicht immer gut getan: Wer nachlese, was im Kriegsjahr 1917 - dem Jahr des 400. Reformationsjubiläums - gepredigt wurde, werde erschauern darüber, wie Durchhaltewillen und Opferbereitschaft religiös überhöht und der Krieg verherrlicht wurden, sagte Bohl. Gottlob gebe es heute den Konsens: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein."

Heute seien Kirche und Staat getrennt, wenn auch aneinander gebunden, "ohne dass sie in gegenseitige Abhängigkeiten gebracht würden", sagte Bohl. Dies sei ganz im Sinne der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre, "nach der die weltliche und die geistliche Wirkungsweise Gottes voneinander zu unterscheiden sind, nicht aber eigengesetzlich und beziehungslos nebeneinander existieren", erläuterte der Bischof. Der Staat tue gut daran, die Religionsfreiheit zu wahren, da es ihm nach seinem eigenen Selbstverständnis nicht möglich sei, "die Fragen seiner Bürger nach Werten, Normen und Sinn autoritativ zu beantworten".

Fürbitten für Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung

Neben Fürbitten für Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung wurde zur Eröffnung des Themenjahres auch eine 65-seitige Broschüre vorgestellt, die gemeinsam von der sächsischen Landeskirche und dem Freistaat erarbeitet worden ist. Sie trägt den Titel "In Verantwortung vor Gott und für die Menschen" und beinhaltet neben Informationen zu Martin Luthers Thesenanschlag 1517 und dem Themenfeld Politik auch persönliche Worte von Christen in politischer oder gesellschaftlicher Verantwortung, darunter Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).

In der 2008 eröffneten Lutherdekade, mit der die evangelische Kirche, Bund und Länder auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereiten, sind Jahresthemen festgelegt. Die Projekte zum Reformationsjubiläum standen im vergangenen Jahr unter dem Motto "Reformation und Toleranz", 2015 soll sich der Kunst in der Reformationszeit widmen. Bundesweit eröffnet wurde das diesjährige Themenjahr "Reformation und Politik" bereits am 31. Oktober 2013 in Augsburg.


Das Themenheft "In Verantwortung vor Gott und für die Menschen", herausgegeben von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Zusammenarbeit mit dem Freistaat Sachsen, gibt es hier zum Download (PDF).

Informationen

Quelle:epd Datum:07-01-14
Schlagworte:
Leipzig, Sachsen, Jochen Bohl, Reformation und Politik, Sabine von Schorlemer