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Luthers verstoßener Gefährte: Mühlhausen erinnert an Thomas Müntzer

Thomas Müntzer
(Foto: wikipedia)

Mühlhausen steht in diesen Tagen ganz im Zeichen von Thomas Müntzer (um 1489-1525). In der Marienkirche in der nordthüringischen Kreisstadt zeigen die städtischen Museen ab Montag eine neue Dauerausstellung zu Leben und Wirken des Bauernführers. Zuvor findet am Samstag in Mühlhausen die Jahrestagung der Thomas-Müntzer-Gesellschaft statt. Müntzer wurde am 27. Mai 1525 in der Nähe der ehemaligen freien Reichsstadt als Anführer des Bauernkrieges öffentlich hingerichtet.

Die Schau in der Marienkirche steht unter dem Leitwort „Luthers verstoßener Gefährte“. Sie thematisiert vor allem das angespannte Verhältnis des umstrittenen Theologen zum Wittenberger Reformator, wie Museumsdirektor Thomas T. Müller dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorab sagte. Ein weiterer Aspekt sei das Fortleben Müntzers in der Erinnerungskultur der DDR, die bis zu „skurrilen Devotionalien wie Bierkrügen oder Aufnähern“ reichte.

„Lügenhafter Mördergeist“?

Die Ausstellung ersetzt die Präsentation von 1997 und versteht sich nach den Worten Müllers als weiterer Beitrag zu einem versachlichten Müntzer-Bild. Luther habe den einstigen Weggefährten nach dessen Tod als „lügenhaften Mördergeist“ und „beschissenen Propheten“ bekämpft und als Prototyp des Aufrührers verurteilt. Dagegen habe die DDR den Theologen und Reformator zum Sozialrevolutionär und Freiheitskämpfer verklärt. Herausragende Exponate der Schau sind die Kopie eines angeblichen Schwertes von Müntzer aus dem Bauernkrieg sowie eine zeitgenössische Plastik des rheinländischen Bildhauers Eberhard Linke.

Müntzer, der aus dem Harz stammte, hatte sich schon vor Luther gegen den kirchlichen Ablasshandel ausgesprochen und als erster im Gottesdienst eine Liturgie in deutscher Sprache eingeführt. 1517 schloss er sich der frühreformatorischen Bewegung in Wittenberg an. Auf Luthers Empfehlung übernahm er 1520 eine Pfarrstelle in Zwickau. Bald entwickelte er jedoch eine eigenständige Theologie, die Luthers Reformprogramm radikalisierte. 1524 kam er nach Mühlhausen, im Februar 1525 wurde er Pfarrer an der Marienkirche. Das Gotteshaus wurde 1975 zum 450. Jahrestag des Bauernkrieges säkularisiert und ist seither Müntzer-Gedenkstätte.

Diskussion über die literarische Figur des Bauernführers

Bei der Jahrestagung der Thomas-Müntzer-Gesellschaft soll die literarische Figur des Theologen und Rebellen anhand historischer Romane und der Belletristik vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert vorgestellt und diskutiert werden, wie die Veranstalter mitteilten. Als Referenten wurden der langjährige Leiter der Evangelischen Verlagsanstalt in Ostberlin, Siegfried Bräuer, und der Literaturwissenschaftler Hans-Joachim Kertscher als Halle angekündigt.

Die 2001 gegründete Müntzer-Gesellschaft vereint Historiker, Theologen, Archivare und interessierte Laien aus Deutschland und acht weiteren Ländern. Ziel ihrer Tätigkeit ist die Erforschung von Leben und Werk des radikalen Reformators im Kontext von Reformation und Bauernkrieg sowie deren Rezeptionsgeschichte.


Die Ausstellung „Luthers verstoßener Gefährte“ wird am Montag, den 27. Mai 2013, um 19.30 Uhr eröffnet. Die Marienkirche ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Informationen

Quelle:epd Datum:24-05-13
Schlagworte:
Thomas Müntzer, Mühlhausen, Bauernkriege, DDR, Thomas-Müntzer-Gesellschaft