Am Sonntag wird in Homberg an der Efze das Reformationssingspiel „feste bvrg vnd welt vol teüfel“ aufgeführt. Verantwortet wird das Stück vom Musiktheater Dingo aus Hofgeismar. Das Musiktheater beschäftigt sich seit langem mit historischen und auch zeitkritischen Stoffen. Dabei wird die Annäherung an spannende und wichtige Themen mit passender Musik verknüpft, wodurch eine Mischung aus Information und Einfühlung gelingt.
In dieser Art hat sich das Musiktheater in den letzten Jahren bereits mit Elisabeth von Thüringen auseinandergesetzt, der Geschichte der Bundesrepublik oder auch dem Konstanzer Konzil im Stück „Anno 1414“. Passend zum Reformationsjubiläum steht 2017 nun Martin Luther im Mittelpunkt des Musiktheaters. In „Feste Burg und Welt voll Teufel“ werden die Lieder Martin Luthers in den Kontext der Überlieferung mittelalterlicher Musik zwischen geistlichem Chorgesang, Minnelied und Spielmannsmusik gestellt.
Aber natürlich wird auch Luther als Person lebendig – mit einem Bein in Richtung Aufklärung und Moderne, mit dem anderen aber tief verwurzelt in mittelalterlichem Denken. In seinen Liedern greift der Reformator auf ein breites Spektrum mittelalterlicher Sanges- und Musizierkunst zurück, das von Jan Hus über die Mönche von Salzburg bis hin zu Notker und Ambrosius von Mailand reicht.
Neben dem Kampf gegen kirchlichen Prunk und den Ablasshandel übernimmt er auch Impulse von den Franziskanern und Hussiten. Aber im Singspiel ist Luther keine ausschließlich positive Figur. Auch hier finden sich finstere Ideologien und schwarze Flecken, ob es um den Hexenglauben geht, die Rolle des Reformators in den Bauernkriegen oder seinen Judenhass.
Das Stück verfolgt Luthers Leben vom Blitzschlag bei Stotternheim bis zu seiner letzten Predigt. Neben dem Reformator (Peter Will) treten auch sein Förderer von Staupitz (Jan-Marcus Lapp), seine Frau Katharina von Bora (Susanne Schmidt) sowie seine Widersacher Tetzel (Bernd Bonnet) und Thomas Müntzer (Reinhold Schmidt) in Erscheinung. Einen besonderen Reiz erhält das Singspiel durch den Vortrag der Lieder im Deutsch der Lutherzeit und in Latein, sowie durch die zeitgenössischen Instrumente. Es erklingen Laute, Harfe, Krummhörner, Flöten, Drehleier, Rauschpfeife und Schlagwerk.
Nach der Premiere in Hofgeismar am 3. September wird das Stück noch in Homberg/Efze, Bad Münster am Stein-Ebernburg, Fredelsloh und in Eschwege aufgeführt.