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Luther-Held in Amerika Theaterstück stellt eher unbekannte Episode deutsch-amerikanischer Geschichte vor

Szenenbild aus „In Gottes eigenem Land“. (Bild: epd-bild/Hagen König)

Die Szenerie des Bühnenstückes liegt fast 300 Jahre zurück. Nordamerika 1742: Ein deutscher Missionar kommt nach Pennsylvania. Dort ordnet er die lutherischen Gemeinden neu. Und wird zur Ikone einer ganzen Region.

Aufbruch in die Neue Welt: Ein junger deutscher lutherischer Pfarrer wird 1741 als Missionar nach Nordamerika geschickt. Der damals erst 30-jährige Heinrich Melchior Mühlenberg (1711–1787) hat die Vision von einer toleranten friedlichen Gesellschaft. Doch in den englischen Kolonien in Pennsylvania sieht er sich unter anderem Machtkämpfen zwischen religiösen Strömungen und Konflikten mit den indianischen Ureinwohnern ausgesetzt. Er wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Landesbühnen Sachsen bringen im Reformationsjubiläumsjahr Mühlenbergs Leben und Werk zur Aufführung. Das Schauspiel mit dem Titel „In Gottes eigenem Land“ feiert am Samstag seine Uraufführung im Stammhaus im sächsischen Radebeul bei Dresden. Als Vorlage diente der gleichnamige historische Roman von Eberhard Görner. Die Bühnenfassung stammt von Olaf Hörbe. Die Rolle des Pfarrers übernahm Landesbühnen-Ensemblemitglied Moritz Gabriel.

In einem Holzschiff inszeniert

Der britische Regisseur Damian Cruden inszeniert das Stück in einem Holzschiff, das zugleich auch zum Kirchenraum umgebaut werden kann. Die Überfahrt Mühlenbergs nach Amerika, sein Ankommen in einer unbekannten Welt mit fremder Kultur erinnert zwangsläufig an das Schicksal von Flüchtlingen in der Gegenwart.

Cruden betont, eine zentrale Aussage sei für ihn, dass Menschen einander akzeptieren müssen, wenn sie friedlich zusammenleben wollen. Danach werde „zu wenig gestrebt“. Doch gerade vor dem aktuellen Hintergrund der Zuwanderung sei das sehr wesentlich. Die Tür müsse eben „komplett aufgestoßen werden, nicht nur ein Stück“. Die Vorstellung, „dass einzelne Menschen einen Teil des Planeten besitzen können“, sei für ihn „absolut lächerlich“, sagt der Regisseur.

Mühlenberg, der auch an den Franckeschen Stiftungen gewirkt hat, gilt als Vater des amerikanischen Luthertums. In den USA werde er als Held gefeiert, sagt Projektleiterin Jane Taubert. Anders als etwa die Herrnhuter Missionare habe er nicht vordergründig missioniert, sondern ganz im freiheitlichen Sinn Martin Luthers gehandelt und sich in einer eher vermittelnden Rolle zwischen den Kulturen gesehen. In einem langen Prozess reformierte er die deutsch-amerikanischen Kirchgemeinden. Unter anderem baute er Strukturen an der Ostküste auf und führte Wahlen ein. Zudem trieb er den Bau von Kirchen und Schulen voran.

Reformationsjubiläum abseits von Luther und Katharina von Bora

Szenenfoto aus „In Gottes eigenem Land“. Gojko Mitic als Delaware-Häuptling „Fliegender Pfeil“ und Moritz Gabriel als Heinrich Melchior Mühlenberg. (Bild: epd-bild/Hagen König)

Den Landesbühnen Radebeul ist es im Reformationsjubiläumsjahr gelungen, ein Stück jenseits der geballten Konzentration auf Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora auf die Bühne zu holen. Beleuchtet wird zudem ein noch wenig bekanntes Kapitel deutsch-amerikanischer Geschichte.

Pennsylvania war in kolonialer Zeit das wichtigste Siedlungsgebiet deutscher Einwanderer. Schätzungsweise rund 100 000 Deutsche kamen bis zur Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten Ende des 18. Jahrhunderts in die britischen Kolonien Nordamerikas. Vor allem wirtschaftliche Gründe und die Suche nach Glaubensfreiheit führten dazu. Diese deutschen Siedler waren es, die um die Entsendung eines deutschen Missionars baten. Der Theologe Gotthilf August Francke, Sohn des Gründers der Franckeschen Stiftungen, überzeugte Mühlenberg davon, sich dieses Wunsches anzunehmen.

Professionelle und Laien agieren auf der Bühne

Für das Bühnenstück führt Regisseur Cruden Professionelle und Laien zusammen. Als künstlerischer Direktor des York Theatre Royal hat er damit bereits Erfahrung. Im Theater in York kommt jedes Jahr ein Stück mit Bürgerbeteiligung, den sogenannten Community Players, auf die Bühne. In Radebeul agieren nun neben ausgebildeten Schauspielern und Musikern in den Massenszenen mehr als 80 Laiendarsteller.

Das sei eine „wunderbare Gelegenheit, Menschen der Region in die Arbeit des Theaters aktiv zu integrieren“, sagt Cruden. Und es erinnere professionelle Schauspieler daran, für wen sie Kunst produzieren.

„In Gottes eigenem Land“ thematisiert auch den Konflikt zwischen damals ankommenden Christen und den ansässigen Delaware-Indianern. Da seien zwei Kulturen aufeinander geprallt, sagt Taubert, und zu oft seien die Europäer mit sehr viel Arroganz vorgegangen. In der Inszenierung ist als Indianerhäuptling der frühere DDR-Filmindianer Gojko Mitic zu erleben.

Die Produktion tourt nach Aufführungen in Radebeul auch durch Mitteldeutschland. Im September sind zwei Aufführungen in den Wittenberger Luthergedenkstätten geplant. Zudem gastiert die Inszenierung in Nordamerika – an authentischen Orten Mühlenbergs in Pennsylvania.

Informationen

Autor:Katharina Rögner/luther2017.de Quelle:epd/Landesbühnen Sachsen/Wikipedia Datum:27-04-17
Schlagworte:
Mühlenberg, Lutheraner, Theater, Reformationsjubiläum, Amerika

Info

„In Gottes eigenem Land“

Landesbühnen Sachsen, Hauptbühne Radebeul
Meißner Straße 152
01445 Radebeul

Uraufführung 29. April 2017 um 19 Uhr

Weitere Vorstellungen:
30. April, 1. und 5. Mai, 3. und 4. Juni,
anschließend Tournee

Weitere Informationen und Tickets:
Landesbühnen Sachsen