Eine neue Sonderausstellung im Leipziger Bach-Museum ergründet die Wechselwirkung von Reformation und Kirchenmusik. Dazu geht die Schau insbesondere auf den Einfluss des Reformators Martin Luther auf den Barockkomponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) ein, wie Museumsleiterin Kerstin Wiese erklärte. „Bach repräsentiert die lutherische Kirchenmusik wie sicherlich kein anderer“, ergänzte Wiese. Die Kabinettsausstellung „Geburt und Gipfel protestantischer Kirchenmusik“ ist bis zum 28. Januar 2018 zu sehen.
Musik war für Martin Luther eine „herrliche Gabe Gottes“, geeignet um Gott zu loben, sein Wort zu verkünden, den Menschen Trost zu spenden und zu ihrer Charakterbildung beizutragen. Luthers eigene Kirchenlieddichtungen und -vertonungen sind bis heute prägender Bestandteil des protestantischen Gottesdienstes. Bachs auf Bibel und Gesangbuch beruhende Werke gelten ebenfalls als Inbegriff protestantischer Kirchenmusik. Zahlreiche Lieder Martin Luthers inspirierten ihn zu herausragenden Kompositionen.
Biografische Parallelen zwischen Bach und Luther
Die Ausstellung thematisiert zunächst allgemeine Bezüge zwischen Luther, Bach und der Reformation. So findet Bachs Geburtsstadt Eisenach Erwähnung, in der Luther zwei Jahrhunderte zuvor die Lateinschule besuchte. Auch die Thomaskirche hat als wichtige Wirkungsstätte beider Männer ihren Platz. Originalausgaben von Luthers „Tischreden“ oder seiner „Hauspostille“ verdeutlichen den Einfluss des Reformators auf das Alltagsleben des Komponisten, der dreißig Jahre lang Thomaskantor in Leipzig war.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden diverse Originalpartituren Bachs und Abschriften seiner Schüler. Im Fokus stehen dabei Bachs Choral- und Reformationskantaten, die sich immer wieder an lutherischen Kirchenliedern orientieren. So findet sich etwa die Partitur von Bachs Choral zu „Ein feste Burg ist unser Gott“. Ergänzt werden die wertvollen Originale häufig durch Hörbeispiele.
Hörbeispiele ergänzen Originale
Auch der Leipziger Choralkantaten-Jahrgang findet als eines von Bachs ambitioniertesten Kompositionsprojekten Eingang in die Ausstellung. Beginnend mit dem 1. Sonntag nach Trinitatis 1724, schrieb Bach dafür über 40 Wochen für jeden Sonn- und Feiertag eine Kantate mit Bezug zum Kirchenjahr.
Erstmals öffentlich zu sehen ist zudem die Notenhandschrift zur Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“ (Bachwerkverzeichnis BWV 20). Das Bach-Archiv hatte die Partitur erst zu Jahresbeginn für rund zwei Millionen Euro von der Baseler Paul-Sacher-Stiftung erworben. Es war der größte Einzelerwerb in der Geschichte des Archivs.