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Käßmann mahnt zum kritischen Blick auf die Geschichte der Reformation

Die Schattenseiten des großen Vorbildes Luther nicht ausblenden

MArgot Käßmann vor Logo der Lutherdekade
(Foto: epd-Bild/Norbert Neetz)

Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat einen kritischen Blick auf die Geschichte der Reformation gefordert. In den vergangenen knapp 500 Jahren sei der Reformator Martin Luther immer wieder vereinnahmt worden, sagte die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Oldenburg: als Pietist, als Frühaufklärer, als Gründungsvater der deutschen Nation, als Revolutionär oder als Tröster der Nation. Die Reformation sei aber eine vielfältige Bewegung gewesen, die Staat und Kirche bis heute verändert habe.

"Kein Kult um Luther"

Käßmann zeigte sich ihrem Manuskript zufolge davon überzeugt, dass die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum 2017 "kein Kult um Luther" werden. Der Protestantismus in Deutschland und das Luthertum weltweit seien souverän genug, um die Schattenseiten ihres großen Vorbildes nicht auszublenden "und vor allem, die Reformation nicht auf ihn und seine Person zu beschränken", sagte sie beim Adventsempfang der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.

Das Jubiläum werde in einer Zeit gefeiert, in der sich viele Menschen von der Kirche abwendeten, weil sie keinen Bezug mehr zur ihr haben. "Es ist ein immenser Glaubens- und auch Traditionsverlust im Land der Reformation zu verzeichnen", sagte Käßmann. Die Kirchen sollten dies als Herausforderung annehmen.

Luther wollte die Kirche verändern, nicht spalten

Käßmann warb in ihrer Rede für die Ökumene. Luther habe die Kirche verändern, nicht aber spalten wollen. Bei aller Differenz verbinde die christlichen Kirchen mehr als sie trennten. "In einer säkularisierten Gesellschaft ist ein gemeinsames Zeugnis der Christinnen und Christen von großem Gewicht: Je stärker wir gemeinsam auftreten, desto eher werden wir gehört."

Mit dem 500. Jahrestag der Reformation erinnern die evangelischen Christen an den legendären Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an die Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517. Dieses Ereignis gilt als der Beginn der reformatorischen Umwälzungen in Europa und Geburtstag der evangelischen Kirche.

Informationen

Quelle:epd Datum:06-12-13
Schlagworte:
Ökumene, Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, Säkularisierung