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Guatemalas Blumen und die Blasmusik des Erzgebirges

Im „Gasthaus Ökumene“ kommen Menschen aus allen Kontinenten zusammen

Blick ins „Gasthaus Ökumene“ auf der Weltausstellung in Wittenberg. (Bild: Alain González Hernández / Caroline Jensen)

Blasmusik erklingt, wird immer lauter, lockt alle aus dem Zelt des „Gasthauses Ökumene“ in Wittenberg auf die vorgelagerte Holzterrasse. Das Gasthaus-Team aus Argentinien, Estland und Guatemala schaut aufmerksam zu, wie im Takt der Musik Bergleute aus Schneeberg im Erzgebirge vorbeimarschieren. Ihre farbenfrohen Trachten leuchten schwarz, weiß, gelb und grün. Am „Himmelszelt“ des Lutherischen Weltbundes halten sie an und feiern dort eine Andacht. 

Der lutherische Glaube, so erzählen sie, als sie dann im „Gasthaus Ökumene“ bei Kaffee um den langen Tisch sitzen, ist für viele Bergleute bedeutsam geworden. Denn Luthers Vater war Bergmann. Und der Glaube hat ihnen Halt gegeben – bei ihrer gefährlichen Arbeit unter Tage, und wenn sie im Winter monatelang kein Tageslicht sahen.

Da können die Guatemalteken einhaken. Bedeutsam ist Luther auch für sie. Und sie kennen das Wappen, das Luther für seine Familie erdacht hat: die Lutherrose. Sie holen Blütenblätter und gefärbte Sägespäne. Sorgfältig streuen sie mit schwarzem Sägemehl ein Kreuz. Nun wollen auch die Bergleute mitmachen. Gemeinsam legen guatemaltekische und Schneeberger Hände um das Kreuz herum aus roten Blütenblättern ein Herz. Sie umgeben dieses mit vielen weißen Blütenblättern, die fünf große Blütenblätter darstellen. Zwischen ihnen bilden lange Maisblätter die grünen Kelchblätter. Blaues Sägemehl umgibt die auf dem Boden entstandene Rose. Gesäumt wird sie nach außen hin mit einem Ring aus gelber Sägespäne. Vorlage für diese Lutherrose sind die Straßenbilder, die in Guatemala bei Prozessionen während der Karwoche aus Blütenblättern und gefärbtem Sägemehl gelegt werden. 

Bergleute aus Schneeberg im Erzgebirge und Mitglieder der Lutherischen Kirche Guatemalas mit der von ihnen gemeinsamen gestalteten Lutherrose. (Bild: Alain González Hernández / Caroline Jensen)

Ein Ehepaar aus Guatemala bewundert die vielen Details der Bergmannstracht und wird in die Geheimnisse der mitgeführten Ledertasche und des „Arschleders“ eingeführt. Als sie vom Klima des ewigen Frühlings in ihrer mittelamerikanischen Heimat erzählen, leuchtet Sehnsucht in den Gesichtern der Glaubensgeschwister aus dem Erzgebirge auf. Mit rhythmischer Latino-Musik werden die Schneeberger verabschiedet. 

In jeder Woche empfängt ein neues internationales Team die Gäste des Reformationsjubiläums auf der Weltausstellung Reformation in Wittenberg. Immer sind es drei Gruppen aus mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verbundenen Gemeinden oder Kirchen – zwischen St. Francisco und Peking, zwischen Pretoria und Stockholm. Die Wirtsleute verwöhnen die Gäste mit Spezialitäten aus ihrer Heimat und erzählen, was Reformation für ihre Kirche bedeutet – mit Postern, Musik, Theater und in Gesprächen.

Informationen

Autor:Friederike Deeg und Dirk Stelter Quelle:EKD Datum:07-08-17
Schlagworte:
Weltausstellung Reformation, Gasthaus Ökumene, Bergleute, Guatemala, Erzgebirge, Lutherrose

Info

„Gasthaus Ökumene“

Hallesche Straße
06886 Lutherstadt Wittenberg

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag
10 Uhr bis 18 Uhr

Weitere Informationen:
Facebookseite des „Gasthaus Ökumene“

Lutherstadt Wittenberg

Auch wenn der Thesenanschlag historisch nicht sicher belegt ist, knüpft sich an dieses Bild der Ruf Wittenbergs.

Der Reformationssommer in Lutherstadt Wittenberg

Sie soll das größte europäische Event zum 500. Reformationsjubiläum werden: Die „Weltausstellung Reformation“ in Wittenberg mit ihren mehr als 2000 Veranstaltungen.