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EKD-Ratschef Schneider: Kirche hat Nachholbedarf in Sachen Toleranz

Festakt zum zehnten Geburtstag des Frankfurter Bibelmuseums

(Foto: Bibelhaus Frankfurt)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat nach Ansicht ihres Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider weiterhin Nachholbedarf beim Thema Toleranz. "Unsere Lerngeschichte in Sachen Toleranz ist noch nicht abgeschlossen", sagte Schneider in Frankfurt am Main beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Frankfurter Bibelmuseums. Die christlichen Kirchen insgesamt hätten eine "lange und schuldhafte Geschichte der Intoleranz" hinter sich.

Die Kirche sei aber auf einem guten Weg, sich von einer bloßen "Duldungstoleranz" hin zu einer "Respektstoleranz" zu entwickeln. Als Beispiele für die Entwicklung zu einer Respektstoleranz nannte Schneider das umstrittene EKD-Familienpapier und die Diskussion um die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. "Es ist ein Unterschied, solche Partnerschaften nur zu dulden oder wirklich zu respektieren", sagte der Ratsvorsitzende.

Luthers Lehre mit "Toleranzpotenzial"

Gerade der Reformator Martin Luther sei kein Vorbild für Toleranz gewesen, sagte Schneider in Anspielung auf das Themenjahr "Reformation und Toleranz" im Rahmen der Lutherdekade. Mit dieser bereiten die evangelischen Kirchen sowie Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam das Reformationsjubiläum 2017 vor. Trotz seiner Hasstiraden gegen Juden, Türken und die Täufer-Bewegung, also den radikal sozial ausgerichteten Flügel der Reformation, enthalte Luthers Lehre aber "Toleranzpotenzial", das die Kirchen der Reformation jedoch lange Zeit nicht entfaltet hätten.

Toleranz bedeute heute, "Fremdes auszuhalten und Eigenes infrage zu stellen", befand Schneider. "Das ist anstrengend und tut manchmal weh." Es dürfe aber nicht dazu führen, das alle möglichen Lehren und Weltanschauungen gleichermaßen und gleichgültig nur zur Kenntnis genommen würden. Sie müssten die Rechtsordnung und die Menschenwürde wahren, um toleriert zu werden, sage der Ratsvorsitzende.

Kirche und Stadt unterstützen Museum

Das "Bibelhaus Erlebnis Museum" wurde von der Frankfurter Bibelgesellschaft nach nur neunmonatiger Planungszeit vor zehn Jahren gegründet. Es wird von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Stadt Frankfurt finanziell unterstützt. Es hat nach eigenen Angaben zusätzlich in zehn Jahren 2,7 Millionen Euro an Spenden eingeworben. Jährlich kommen 30.000 Besucher in das Haus am Frankfurter Museumsufer.

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Datum:04-07-13