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Die dunkle Seite der Reformation Eine Ausstellung zeigt Luthers „rabenschwarze Seite“

Mahnmal gegen die mittelalterliche „Judensau“
Mahnmal gegen die mittelalterliche „Judensau“, einem Schmäh- u. Spottbild auf die Juden, an der Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg (Bild: epd-bild/Norbert Neetz)

„Martin Luther und das Judentum“ ist der Titel einer Wanderausstellung, die seit Dienstag (4.10.16) in der Matthäus-Kirche in Berlin-Steglitz zu sehen ist. Auf 16 Wandtafeln stellt sie den Schmähschriften und Vorurteilen des Reformators Martin Luther (1483-1546) gegen jüdisches Leben und jüdische Religion historische Erkenntnisse und tatsächliches jüdisches Leben in den verschiedenen Epochen gegenüber.

Luthers schwarze Seite transparent machen

Ziel der Ausstellung sei es, ein Jahr vor den großen Reformationsfeierlichkeiten 2017 Luther als Menschen „voller Widerspruch“ zu zeigen, erläuterte Christoph Markschies, Leiter des Instituts Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität, das an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war. „Luther hat eine ganz helle und eine rabenschwarze Seite“, sagte der evangelische Theologe. Diese „schwarze Seite“ wolle die Ausstellung transparent machen.

Laut Markschies kannte Luther jüdisches Leben nur aus Büchern. Verbrieft sei eine sehr kurze Begegnung mit drei Rabbinern. Darüber hinaus habe er keinen Kontakt zu jüdischen Familien oder Theologen gehabt. Seine Äußerungen speisten sich aus Gerüchten, Vorurteilen und Diskriminierungen. Er habe „an einer ganzen Reihe von Stellen geirrt“.

Bei der Gestaltung der Wandtafeln arbeiteten christliche und jüdische Theologen sowie Historiker eng zusammen. Einen grundlegenden Disput über die Auslegung von Luthers Schriften zum Judentum habe es dabei nicht gegeben, sagte Peter Klein vom Berliner Touro College. Die jüdische Hochschule ist Partnerin der Ausstellung, die bereits in der Sophien-Kirche in Berlin-Mitte zu sehen war. Zum 500. Reformationsjubiläum im nächsten Jahr macht die Schau unter anderem in Oldenburg, Osnabrück, Detmold und Erfurt Station. Auf dem Höhepunkt der Reformationsfeierlichkeiten im Mai 2017 ist sie auch in Wittenberg zu sehen.

Das nach dem Rabbiner Isaac Touro benannte College wurde 1970 in New York als geisteswissenschaftliche jüdische Hochschule gegründet. Heute unterhält sie 25 Niederlassungen weltweit, unter anderem in Russland und Israel. 2003 nahm der Berliner Ableger den Lehrbetrieb auf, seit 2006 ist die Hochschule staatlich anerkannt.


Die Ausstellung ist bis 31. Oktober 2016 täglich von 11 bis 15 Uhr zu besichtigen.

Informationen

Quelle:epd Datum:06-10-16
Schlagworte:
Martin Luther und die Juden, Wanderausstellung,

Martin Luther und die Juden

Vor dem Reformationsjubiläum kommen auch die Schattenseiten des Reformators Martin Luther in den Blick.