Wien – und Österreich überhaupt – gilt als stark katholisch geprägt. Die Statistik belegt das auch, schließlich gaben bei der Volkszählung 2001 fast drei Viertel der österreichischen Bevölkerung an, katholisch zu sein. 2015 wies das Statistische Jahrbuch Wiens knapp 35 Prozent der Bevölkerung als katholisch aus – mehr als elfmal so viel wie der protestantische Anteil von 3,1 Prozent.
Zum Reformationsjubiläum 2017 erinnert das Wien Museum in einer Ausstellung daran, dass dies nicht immer so war. Im 16. Jahrhundert war die Mehrheit der Wiener Bevölkerung für mehr als ein halbes Jahrhundert protestantisch. Überhaupt stand die Stadt unter religiösen Spannungen. Einerseits war sie Residenz katholischer Kaiser und Landesherrn, andererseits aber auch Zentrum des niederösterreichischen Adels, der mehrheitlich protestantisch war. In der Stadt bekämpften die regierenden Habsburger den evangelischen Glauben hartnäckig, aber zur gleichen Zeit entstanden in den Schlössern außerhalb blühende protestantische Gemeinden.
Ausstellung zeigt zahlreiche Originaldokumente
Die Ausstellung „Brennen für den Glauben – Wien nach Luther“ des Wien Museums befasst sich nun mit dieser konfliktreichen Zeit. Zu den herausragenden Exponaten zählen ein Erstdruck der Thesen Luthers von 1517, das Augsburger Bekenntnis von 1530 in der ältesten deutschsprachigen Abschrift und das Originaldokument des Augsburger Religionsfriedens von 1555 mit der Unterschrift Ferdinand I. Mit dem Religionsfrieden wurde Landesherren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation das Recht zugestanden, die Konfession in ihrem Herrschaftsgebiet zu bestimmen. Bekannt ist die Regelung unter dem Stichwort „cuius regio, eius religio“.