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Bilder sind in Luthers Evangelien Mangelware Schweinfurter Museum Otto Schäfer zeigt Illustrationen und Einzelblattgrafiken aus Luthers Zeit

Warum wollte Martin Luther im Neuen Testament seiner Bibelübersetzung keine Bilder? Warum störten sie ihn aber im Alten Testament und der Apokalypse nicht? Eine Schau in Schweinfurt gibt Einblicke in Luthers Zeit und Antworten auf diese Fragen.

Die Ausstellung „Bilder des Glaubens in der Zeit Martin Luthers“ im Museum Otto Schäfer in Schweinfurt zeigt Illustrationen und Einzelblattgrafiken aus den Jahren 1465 bis 1565.
(Bild: epd-bild)

Martin Luther war ein Freund des kräftigen, des deutlichen Wortes. Nur mit Bildern hatte er es nicht so. Zumindest, wenn es um die Illustration des Evangeliums ging. „Während die Geschichten des Alten Testamentes aufwendig bebildert wurden, sind im Neuen Testament die Bebilderungen Mangelware, ab und zu ein Autorenbild oder auch Bilder zur Apokalypse, mehr nicht“, sagt Georg Drescher, Kurator der neuen Ausstellung „Bilder des Glaubens in der Zeit Martin Luthers“ im Museum Otto Schäfer in Schweinfurt, die ab dem 27. September Illustrationen und Einzelblattgrafiken aus den Jahren 1465 bis 1565 zeigt.

Einblicke in die Druck- und Buchkunst 

Nach dem Tod Luthers habe sich das schnell geändert, sagt Drescher. Die Bibeln wurden bunter. Vor und während der Reformation aber gab es eine Art ungeschriebenes Verbot, die Geschichten des Neuen Testamentes zu bebildern: „Das ist ein Fakt, aber warum, das weiß man bis heute nicht so genau.“ Was Luther dazu dachte, ist durchaus bekannt. Er fand, die Bilder müssten sich dem Wort unterordnen, und zu viele und bunte Bilder in den Evangelien könnten von dem Inhalt der Schrift ablenken. Im Alten Testament habe das den Reformator weniger gestört, die Texte seien eher als „historische Schriften“ gesehen worden, erläutert Drescher.

Die Ausstellung in Schweinfurt zeigt einen vielfältigen Einblick in die Druck- und Buchkunst des ausgehenden 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Die 76 Exponate stammen aus der Museumsbibliothek, dem Schweinfurter Stadtarchiv, der Sakristeibibliothek der evangelischen Stadtkirche St. Johannis und aus Privatbesitz. Die Ausstellung findet anlässlich der Lutherdekade zum Jahresmotto „Reformation – Bild und Bibel“ statt. In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515-1586) zum 500. Mal. Vater und Sohn gelten als Propagandisten der Reformation.

Alle wichtigen Künstler der damaligen Zeit

Wohl auch deshalb begegnet den Besuchern der Ausstellung gleich zu Beginn der Schau eine Cranach-Kopie von Hans Baldung Grien. Der Kupferstich „Martin Luther als Augustinermönch in der Nische“ von Lucas Cranach dem Älteren wurde häufig kopiert und dabei oft mit einem Heiligenschein sakral verklärt. Griens Holzschnitt zeigt beispielhaft den medialen Erfolg des Bildes – auch viele Jahre nach Entstehung des Originals. „Das Bild hatte Kultstatus“, findet Drescher und zitiert aus einem Bericht des päpstlichen Nuntius vom Wormser Reichtag 1512: „Sie kaufen es, sie küssen es, sie lieben es, sie tragen es selbst in die kaiserliche Pfalz.“

Die Schau räumt auch mit Halbwissen und Vorurteilen auf. So wird am Beispiel einer sogenannten Armenbibel vom Niederrhein (1460) der Eindruck widerlegt, dass die bebilderten Blätter der Ausgaben der „Biblia pauperum“ tatsächlich eine „Bibel für die Armen“ gewesen sein sollen. „Unvorstellbar“, meint Drescher. Zum einen wegen der Sprache: Latein sei die Sprache des Klerus gewesen. Zudem seien die Darstellungen für den damaligen Normalbürger zu komplex. „Das versteht man nicht ohne Vorbildung.“ Gerade das allerdings wollte Papst Gregor mit den bebilderten Armenbildern erreichen, und in diesem Punkt war Luther sogar einer Meinung mit ihm.

In der Ausstellung sind so ziemlich alle wichtigen Künstler der Zeit Luthers vertreten, neben Albrecht Dürer, Hans Holbein dem Jüngeren und Michael Wolgemut auch Hans Schäufelein, Hans Sebald und Wolf Traut. Die Ausstellung im Museum Otto Schäfer ist noch bis zum 29. November zu sehen.

Informationen

Autor:Daniel Staffen-Quandt Quelle:epd Datum:26-09-15
Schlagworte:
Lutherdekade, „Reformation – Bild und Bibel“, Ausstellung, Martin Luther, Bibel, Schweinfurt

Themenjahr 2015

Anlässlich des 500. Geburtstages des jüngeren Cranachs kommt die Kunst der Reformationszeit in den Blick.